Rache
sagen kann, wer einmal wer war. Cool, was?«
Fran blinzelte ihn mit ihren rotgeweinten Augen an und sagte mit einem matten Kopfnicken. »Ja.«
»Und jetzt verschwinde!«
»Wenn ich mich umdrehe, dann schießt du mir nicht in den Rücken, oder?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Versprichst du es mir?«
»Du bist viel zu hässlich, um dich zu erschießen.«
Sie drehte sich wieder um und ging langsam auf die Tür zu.
Bei jedem Schritt sah Toby ihre dicken Gesäßbacken wabbeln.
Fran senkte den Kopf und zog die Schultern hoch, als rechne sie jeden Augenblick damit, erschossen zu werden.
»Fette Sau«, sagte Toby.
Er zielte auf ihren Rücken.
Fran faltete die Hände im Nacken, presste die Unterarme an den Kopf und trottete weiter auf die Tür zu.
Eigentlich wollte Toby sie niederschießen.
Aber sein Finger am Abzug krümmte sich nicht.
Und dann war sie draußen und nicht mehr zu sehen.
Er überlegte sich, ob er ihr hinterherlaufen und sie umlegen sollte.
Es wäre kinderleicht.
Der Flur war lang, und die fette Kuh würde eine Ewigkeit bis zur Haustür brauchen.
Lass sie laufen, dachte er. Was kann diese traurige Existenz schon gegen dich ausrichten?
Er lachte.
Aber dann erinnerte er sich daran, dass er gerade einen Polizisten erschossen hatte.
Und Polizisten waren nie allein unterwegs. Da war immer mindestens ein Kollege dabei. Was, wenn Fran dem in die Arme lief?
Toby rannte zur Tür.
Fran war im Vorraum und bückte sich gerade nach Sherrys Pistole.
»Wie kann man nur so blöd sein?«, rief er. »Hast du nicht gesehen, wie ich das Magazin rausgenommen habe, du dumme Fotze?«
Fran richtete die Waffe auf ihn.
Und schoss!
Während der Knall ihm noch in den Ohren hallte, hatte Toby das Gefühl, als hätte ihm jemand mit einem schweren Hammer die linke Hand zertrümmert.
Wie kann das sein?
Ich habe doch das Magazin rausgenommen!
Und ich habe Fran laufen lassen!
Man schießt doch nicht auf jemanden, der einen laufen lässt!
Fran ließ die Pistole fallen und rannte zur Haustür.
Rasch hintereinander feuerte Toby zwei Schüsse auf sie ab.
Beide gingen daneben.
Fran öffnete die Tür.
Dann endlich traf sie eine Kugel an der Schulter und schleuderte sie herum, sodass sie die Türklinke losließ und mit beiden Armen rudernd nach hinten taumelte.
Toby schoss, verfehlte sie, traf sie im Bauch, verfehlte sie wieder, durchlöcherte ihre rechte Brust, schoss noch einmal daneben und jagte ihr schließlich eine Kugel durchs rechte Auge ins Gehirn.
Fran knallte mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür, prallte zurück und klappte dann nach vorne zusammen.
63
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Als Pete langsam auf die Absperrung zufuhr, brachte ihn ein Polizist mit erhobener Hand zum Stehen.
»Das war’s dann«, sagte Jeff.
»Nicht unbedingt«, murmelte Pete.
»Die haben die Straße bestimmt wegen der Brände gesperrt«, sagte Sherry. »Erzähl ihm einfach irgendwas, damit er uns weiterfahren lässt.«
»Und was , bitte schön?«, fragte Pete.
»Wer ist hier der Schriftsteller?«, fragte Jeff. »Dir wird doch bestimmt was einfallen, oder?«
Mit ihrer nackten Fußsohle schob Sherry den in das Handtuch eingewickelten Revolver noch ein Stück weiter unter den Beifahrersitz.
Der Polizist kam an die Fahrertür, ging in die Hocke und sagte dann durchs offene Fenster: »Da können Sie nicht durch«, erklärte er. »Die Gegend hier wird evakuiert.«
»Aber Bretts muss zu ihrer Großmutter«, sagte Pete, während er hinüber zu Sherry deutete.
Der Polizist sah sie an. »Stimmt das?«
Sherry nickte. »Ihr Haus ist in der Sunshine Lane.«
»Wir kümmern uns um sie«, sagte der Polizist. »Unsere Leute gehen von Tür zu Tür.«
»Aber Großmutter ist so schwerhörig, dass sie nicht mal das Klingeln hört«, erwiderte Sherry. »Außerdem ist sie bettlägerig und schafft es ohne Hilfe nicht mal bis an die Tür.«
Der Polizist runzelte die Stirn, als müsse er über das Gehörte nachdenken.
»Können wir nicht schnell hinfahren und sie holen?«, fragte Sherry so dringlich, als mache sie sich schreckliche Sorgen. »Ich betreue sie übers Wochenende, aber heute Vormittag musste ich in die Notaufnahme.«
»Was ist denn mit ihnen passiert?«, fragte der Polizist, der erst jetzt Sherrys Verletzungen zu bemerken schien.
»Ach, das war ein blöder Zufall. Ich bin ausgerutscht und den Abhang hinter Großmutters Haus hinuntergefallen. Meine Freunde haben mich ins Krankenhaus gefahren, aber als wir dort ankamen, haben wir im Radio
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