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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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tun, was er will.
    »Ich hab sie!«, rief Toby triumphierend von hinten.
    »Du kannst mich mal«, sagte Sherry.
    Bist du verrückt? Damit machst du ihn bloß wütend.
    »Was ist denn in dich gefahren?«, fragte Toby.
    »Nichts«, murmelte sie.
    »Soll ich zu dir kommen?«
    Nein!
    Aus Angst, ihm die falsche Antwort zu geben, versuchte sie es mit einer Gegenfrage: »Wie viel Geld hast du denn gefunden?«
    »Weiß ich nicht. Hier hinten ist es zu dunkel zum Zählen.«
    »Was ist mit seinen Kleidern?«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Kann man sie anziehen?«
    »Anziehen? Wer?«
    »Du.«
    »Das kannst du vergessen. Der Typ ist in seinen Klamotten praktisch explodiert .«
    Was hast du bloß mit ihm gemacht ?, hätte sie ihn am liebsten gefragt, traute sich aber doch nicht. Aber vielleicht war das auch gut so. Sie wusste sowieso schon mehr, als ihr lieb war.
    »Ich will versuchen, ihn hier rauszuschaffen«, sagte Toby. »Und du rührst dich nicht von der Stelle!«
    Den Blick starr nach vorn gerichtet, hörte Sherry, wie mit einem leisen Quietschen die Hecktüren geöffnet wurden. Der Lieferwagen fing an, ein wenig zu schaukeln. Dann hörte sie leise, schleifende Geräusche, als würde jemand einen schweren, feuchten Mopp hinter sich herziehen.
    Duane.
    Vermutlich stand Toby hinten auf der Ladefläche und zog Duanes Leiche an den Füßen nach draußen.
    Der Lieferwagen schwankte heftiger.
    Dann hörte sie ein schweres, feuchtes Wopp. War das Duanes Körper, der auf den Asphalt klatschte? Eigentlich hätte diesem Wopp ja ein härteres Plonk für den Kopf folgen müssen.
    Aber das Plonk kam nicht.
    Wie auch?, dachte Sherry.
    Auf einmal hätte sie am liebsten laut geschrien.
    Nein! Um Gottes Willen! Tu’s nicht!
    Die Hecktüren quietschten und fielen ins Schloss.
    Im Seitenspiegel sah sie Toby in seinem rosa Bademantel, der ohne Gürtel aufklaffte wie der Regenmantel eines Exhibitionisten. Das Messer zwischen den Zähnen, schleifte er Duanes Leiche, die er an den Fußknöcheln gepackt hatte, rückwärts stapfend hinter sich her. Duanes Beine waren nackt, und der Gürtel seiner Shorts war ebenso geöffnet wie der Hosenschlitz. Der helle Stoff der Hose war vorne dunkelrot vom Blut. Sherry senkte den Kopf und schloss die Augen.
    Was hat Toby ihm bloß angetan?
    Irgendetwas in ihrem Inneren schrie plötzlich: ICH MUSS HIER RAUS!!!
    Sie griff nach unten und öffnete das Schloss des Sicherheitsgurts, dann packte sie mit beiden Händen den Stoffgürtel um ihren Hals und zog daran so fest sie konnte. Der Stoff gab knarzende Geräusche von sich, wollte aber nicht zerreißen.
    HÖR AUF! TU’S NICHT!
    Sie hörte auf, an dem Gürtel zu ziehen.
    Ich muss mir etwas Intelligenteres einfallen lassen als das. Wenn ich einfach rausspringe und davonlaufe, holt er mich doch sofort wieder ein.
    Sie ließ den Gürtel los und legte die Hände in den Schoß.
    Meine einzige Chance ist, bei allem mitzumachen, dachte sie. Hör auf, gegen ihn zu kämpfen. Versuch nicht mehr zu fliehen.
    Sie legte sich den Sicherheitsgurt wieder an und ließ ihn einschnappen.
    Bleib ruhig und warte den richtigen Zeitpunkt ab.
    Sie drehte den Kopf und schaute wieder in den Seitenspiegel. Toby und Duane waren nicht mehr zu sehen.
    Wie viel Zeit habe ich wohl?, fragte sie sich.
    Woher soll ich das wissen?
    Lange genug für einen Telefonanruf?
    Aber Toby hatte das Ladekabel aus der Buchse des Zigarettenanzünders gerissen und das Handy auf den Boden geworfen. Wahrscheinlich lag es irgendwo vor dem Beifahrersitz. In der Dunkelheit würde es nur schwer zu finden sein.
    Außerdem konnte sie es nicht einmal suchen , solange sie den Gürtel um den Hals hatte.
    Und wenn sie das Handy wirklich fand und einsteckte, würde das blöde Ding bei ausgeschalteter Zündung sowieso nicht funktionieren - und Toby hatte den Zündschlüssel mitgenommen.
    Vergiss es, dachte sie.
    Und wenn ich auf die Hupe drücke?
    Auch die funktionierte vielleicht nur, wenn die Zündung eingeschaltet war. Und selbst wenn es ihr gelingen sollte, laut genug zu hupen, um Tote aufzuwecken, würde ihr das vermutlich mehr schaden als nützen.
    In Gegenden wie dieser haben die Menschen gelernt, nächtliche Geräusche wie losgehende Alarmanlagen, Schüsse und Schreie geflissentlich zu ignorieren. Die Chance, dass ihr jemand zu Hilfe kam, war äußerst gering.
    Höchstwahrscheinlich würde Toby der Einzige sein, der auf ihr Hupen reagierte.
    Lass es, dachte Sherry.
    Nachdem sie in beiden Außenspiegeln nach Toby

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