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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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bei seiner Mutter und diesem Sid?
    Vielleicht ist Sid sein Stiefvater.
    Die Seitenspiegel immer noch im Auge behaltend, nahm Sherry eine frische Serviette und wischte sich damit sorgfältig das Gesicht ab. Das weiche, trockene Papier fühlte sich gut auf ihrer schmutzigen, verschwitzten und möglicherweise auch blutverschmierten Haut an.
    Egal, wer dieser Sid ist, es sieht ganz danach aus, als wäre er ziemlich streng mit Toby, dachte sie. Wer weiß, vielleicht schlägt er sich ja auf meine Seite. Oder vielleicht tut seine Mutter das.
    Andererseits ist die Pistole in meiner Wohnung.
    Die ist hundertprozentig auf meiner Seite.
    Im Seitenspiegel sah sie auf einmal Toby, der von hinten auf den Lieferwagen zu rannte. Weil der Wind den gürtellosen Bademantel wie ein Cape hoch in die Luft blies, war er von den Schultern abwärts splitternackt.
    Bis auf das Metzgermesser in seiner Hand.

22
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    Toby stieg in den Lieferwagen und schloss die Tür. Nach Luft schnappend ließ er sich auf den Beifahrersitz sacken und legte das Messer auf seine nackten Oberschenkel.
    »Geschafft«, keuchte er.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte Sherry.
    Toby schüttelte den Kopf. »Ich … konnte ihn nicht heben. Zu schwer. So musste ich … musste ich ihn hinter mir herschleifen.«
    Obwohl Sherry mit angesehen hatte, wie er Duane hinter den Lieferwagen gezerrt hatte, beschloss sie, es nicht zu erwähnen. Toby sollte auf keinen Fall wissen, dass sie Duanes offene, blutige Hose bemerkt hatte.
    Über diese Dinge wollte sie mit ihm nicht reden.
    »Dann hast du ihn wohl nicht in einen Müllcontainer geworfen?«, fragte sie.
    »Stimmt.«
    Wenigstens das war Duane erspart geblieben.
    »Wo hast du ihn denn dann gelassen?«
    »Habe eine … Waschküche gefunden. Nicht abgesperrt. Tür direkt an der Straße. Weißt schon, wie in vielen grö ßeren Wohnhäusern. Hab ihn reingezerrt.« Toby stieß ein paar keuchende Lacher aus. »Hätte fast eine Maschine ergeben. Sein Zeug. Hab mir schon überlegt … ob wir drauf warten, bis es sauber ist.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab ihn nicht ausgezogen. Wäre zu viel Aufwand gewesen. Ich hab ihn einfach reingezerrt und bin schnell wieder raus.«
    Gott sei Dank, dachte Sherry. Sie wollte gar nicht daran denken, was Toby während der Wartezeit alles eingefallen wäre.
    »Können wir fahren?«, fragte sie.
    »Wohin?«, fragte er.
    »Wohin du willst. Zu mir oder zu dir.«
    »Warum bleiben wir nicht einfach … eine Weile hier?«
    Sherry schreckte zusammen. »Wieso denn?«
    »Wir könnten ein bisschen nach hinten gehen. Du weißt schon. Und uns ausruhen. Es sind Decken da. Wir könnten uns hinlegen und so.«
    Und so.
    »Nur eine Stunde.«
    »Ist es nicht schmutzig da hinten?«
    »Ein bisschen«, gab er zu. »Aber das kann man alles wieder abwaschen.«
    »Hast du schon mal versucht, Blut aus einem Kleidungsstück zu waschen?«
    »Unsere Kleider lassen wir hier auf den Vordersitzen.«
    Das wird ja immer besser.
    »Klingt nicht schlecht, deine Idee«, sagte Sherry. »Aber wollen wir nicht lieber warten, bis wir irgendwo in Sicherheit und ungestört sind?«
    »Hier stört uns keiner.«
    »Jetzt vielleicht nicht. Aber dieser Stellplatz ist bestimmt vermietet, Toby. Was machen wir, wenn jemand kommt?«
    »Mitten in der Nacht kommt bestimmt keiner mehr.«
    »Außerdem kann man nicht wissen, ob nicht jemand in die Waschküche geht und Duane findet. Und wenn das der Fall ist, wimmelt es hier nur so von Polizei.«
    »Schon möglich«, murmelte Toby. »Trotzdem möchte ich wetten, dass ihn vor morgen früh niemand findet.«
    »Kann sein. Aber wir sollten das Risiko trotzdem nicht eingehen. Vor allem dann nicht, wenn wir ohne Probleme woanders hinfahren können.«
    »Mir macht es nichts aus, hier zu bleiben.«
    Aber mir!
    Sherry drehte den Kopf, um Toby anzusehen und spürte dabei, wie der Frotteestoff des Gürtels an ihrem Hals rieb. »Und überhaupt: Da hinten gibt es kein Bett. Haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass wir es in einem Bett machen?«
    In der Dunkelheit sah sie undeutlich, wie sich seine Schultern hoben und senkten. »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Und vorher wollten wir uns duschen. Gemeinsam.«
    »Wirklich?« Er klang ein wenig überrascht, aber interessiert.
    »Ja. Das haben wir doch gesagt, oder etwa nicht? Dass wir uns eine schöne, lange Dusche gönnen, bevor wir miteinander ins Bett gehen. Wir seifen uns gegenseitig ab, bis wir blitzsauber sind. Das willst du doch,

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