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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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losgezogen um wahllos zu morden, sondern neben der Tatsache, dass seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte, war er an jenem Tag noch einer Reihe anderer Belastungen ausgesetzt. Irgendwie scheint damals alles über ihm zusammengestürzt zu sein. Seine heutige Situation ist damit gar nicht zu vergleichen. Er lebt zurückgezogen und ist mit seiner Arbeit zufrieden. Er wirkt auf mich etwas labil, aber nicht aggressiv. Was, wenn er unschuldig ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine völlig Fremde umbringt, ganz ohne Affekt.«
    »Vielleicht het er se ja doch kennt un mir wisset des nur no net.«
    »Dann müssen wir es eben herausfinden! Unser erster Verdächtiger leugnet standhaft. Ohne weitere Beweise können wir ihn nicht festhalten. Also müssen wir nach ihnen suchen.«
    »Sogar der gleiche Zeh ist abgeschnitten worden. Ich denke, wenn wir ihn wieder gehen lassen, machen wir einen großen Fehler.«
    »Wenn wir nur noch in diese eine Richtung ermitteln, machen wir vielleicht einen größeren: Wir lassen einen gefährlichen Mörder in Cottbus unerkannt herumlaufen.«
    »Na, gut. Wie geht’s also weiter?«, seufzte Skorubski und warf einen ungeduldigen Blick auf seine Uhr. Nur noch eine halbe Stunde bis zu seiner Verabredung zum Hochzeitstag. Ihm lief die Zeit davon.
    »Morgen früh besuchen wir die Psychologin, die ihm das Gutachten ausgestellt hat. Frau Dr. Helge Jung, in Burg. Ach, na sieh mal an. Die Praxis ist in der Straße zum Reha – Zentrum. Da hatte er ja keinen weiten Weg zu seiner Therapeutin. Michael, die Wohnung von Grabert muss sorgfältig durchsucht werden. Da nehmen Sie gleich ein Team vom Erkennungsdienst mit. Vielleicht finden die ja Haare des Opfers auf einem Sessel oder im Teppich und falls er ein Auto hat, muss das natürlich zur KTU. Und um diese Firma Büro & Style sollten wir uns auch noch mal kümmern. Für heute machen wir Schluss.«
     
    Nachtigall war unzufrieden. Günter Grabert wäre der perfekte Täter, keine Frage – aber sein Gespür sagte ihm, diese Spur war nicht heiß, war nie heiß gewesen. Jens Wilde, überlegte er, konnte auch ein Motiv gehabt haben. Vielleicht wollte er die Beziehung schon lange beenden, aber Anna klammerte sich an ihn. Möglicherweise gab es ja längst eine Nachfolgerin. Und wenn er sich irrte? Grabert doch der Mörder war? Und die Barbiepuppe, der Apfel? Nein, dachte er kopfschüttelnd, das passte nicht zu Grabert. Es war nicht rund.
    Müde schlurfte er zu seinem Wagen. Und wenn schon, entschied er trotzig, sie würden eben nach Beweisen suchen müssen, denn selbst wenn sie den Richtigen schon haben sollten: Ihm die Tat nachzuweisen war etwas ganz anderes.
     

11
    »Nachtigall!«
    Ein Blick auf den Radiowecker neben seinem Bett zeigte ihm, dass er nur eine Stunde geschlafen hatte. Shit, dachte er, jetzt werde ich mich morgen wieder wie ein Zombie fühlen!
    »Alters- und Pflegeheim Alterslust. Herr Nachtigall?«
    Das fehlte gerade noch – ein Mord in einem Altersheim. Als ob er nicht mit dem letzten Mord schon beschäftigt genug wäre! Innerlich stöhnte der Hauptkommissar gequält auf.
    »Ja. Was ist passiert? Bitte machen Sie möglichst genaue Angaben!«, wies er den Anrufer unnötig schroff an, woraufhin ihm irritiertes Schweigen vonseiten seines Gesprächspartners entgegenschlug. Ungeduldig zerrte Peter Nachtigall an den Beinen seiner Pyjamahose um sie möglichst schnell auszuziehen, während er darauf wartete, dass der andere seine Sprache wieder fand.
    »Äh – spreche ich mit Hauptkommissar Peter Nachtigall?«, fragte die jugendliche Stimme erneut. Da war wohl mal wieder einer von diesen Anfängern in der Leitung, die immer ganz sicher gehen wollten, den richtigen Gesprächspartner erreicht zu haben, dachte der Hauptkommissar genervt. Er konnte den Ärger schon in sich hoch kochen fühlen, erst begann es im Magen zu brodeln und dann spürte er auch schon diesen unangenehmen Druck hinter der Stirn.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu! Es gibt keine Losung oder Parole für solche Fälle! Ich bin Peter Nachtigall, es ist mitten in der Nacht, ich habe nur eine Stunde Schlaf bekommen, Sie haben mich angerufen, ich habe mich gemeldet. Das muss Ihnen als ID einfach reichen! So – und nun: Wann genau haben Sie die Leiche gefunden, wer war dabei, welche Situation haben Sie bei Ihrem Eintreffen vorgefunden?«, blaffte er den jungen Mann an.
    »Hier spricht Pfleger Jan-Hendrik Hartmann von der Nachtschicht Herr Nachtigall«, erklärte die Stimme jedes

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