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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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bitte den frühen Besuch, Frau Dr. Jung«, begann Peter Nachtigall freundlich lächelnd das Gespräch. »Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Nachtigall und dies ist mein Kollege Skorubski«, stellte er dann vor und beide zückten ihre Ausweise.
    »Von welcher Dienststelle kamen Sie gleich noch mal?«
    Die Psychotherapeutin zerrte ungeschickt ein Handy aus der Tasche ihrer unvorteilhaft geschnittenen Pumphose und verhedderte sich dabei in den Bändeln ihres Jogginganzugoberteils. Gereizt entwirrte sie das Mobiltelefon aus der Verstrickung. Dann warf sie Peter Nachtigall einen geringschätzigen Blick zu und ließ sich von seiner Dienststelle bestätigen, die beiden Ermittler seien bekannt. Rasch bedankte sie sich artig und meinte schnippisch zu den beiden Beamten: »Schließlich kann man sich ja nie sicher sein, wen man da ins Haus lässt.«
    Das Klirren von Eiswürfeln gäbe einen wärmeren, wohligeren Ton, dachte Nachtigall.
    Die Beamten nickten verständnisvoll, Albrecht Skorubski konnte sich einen skeptischen Seitenblick nicht ganz verkneifen.
    »Wie also kann ich der Polizei behilflich sein?«
    »Wir kommen wegen einem Ihrer Patienten, den wir leider vorläufig festnehmen mussten: Günter Grabert.«
     
    Für einen kurzen Moment schien der Boden unter ihr heftig zu schwanken, dann spürte sie, wie sie langsam wieder die Kontrolle gewann. Wie dumm von mir, schalt sie sich in Gedanken, das hätte ich mir ja auch gleich denken können. Wo bei einem so brisanten Fall die Polizei war, konnte die Presse nicht weit sein. Bei dem Gedanken an eine heranstürmende Meute neugieriger Fragesteller brach ihr der Schweiß aus, und sie sah besorgt die Straße hinunter.
    »Ist was nicht in Ordnung?« Peter Nachtigall war ihre nervöse Reaktion nicht entgangen.
    »Nein, alles in Ordnung. Keine Journalisten«, versicherte sie eilig und bat die beiden Hauptkommissare ins Haus.
    »Kommen Sie bitte hier herüber«, bat sie dann und führte die beiden in ihr Arbeitszimmer. Neugierig sahen sie sich dort um.
    An den Wänden zogen sich helle Holzregale entlang, die bis unter die Decke mit Büchern voll gepackt waren. Ein Segment war Sportauszeichnungen vorbehalten. Kanu, stellte Peter Nachtigall mit einem schnellen Blick fest. Ein lederner Stuhl, der zu einer bequemen, halb liegenden Haltung einlud stand im Raum, moderne, bunte Grafiken sorgten für anregende Farbpunkte im Raum.
     
    Frau Dr. Jung bot ihnen ungnädig zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch an.
    »Ich weiß nicht genau, was Sie jetzt von mir erwarten. Ärzte und Therapeuten sind wie Beichtväter zur Geheimhaltung verpflichtet. Ich darf Ihnen also keinerlei Auskunft über meine Patienten geben.« Sie sah ihre Gegenüber provozierend an.
    »Doch, Sie dürfen. Günter Grabert hat sogar ausdrücklich darum gebeten, dass wir uns von Ihnen über seine Therapie und seine Fortschritte informieren lassen.« Peter Nachtigall zeigte ihr eine von Grabert unterzeichnete Erklärung, die sie von ihrer Schweigepflicht entband.
    Ihre Figur war unter der unvorteilhaften Kleidung nur vage zu erahnen. Bequemlichkeit schien das Hauptkriterium für ihre Wahl gewesen zu sein. Der Hauptkommissar beobachtete sie neugierig, während sie sich das Dokument sorgfältig durchlas. Jule wäre in diesem Outfit nicht einmal zum Briefkasten gegangen. Ohne gestylte Haare, besonders ausgewählte figurbetonte Kleidung und geschickt platzierte Farbflecken im Gesicht würde sie sich nie der unverhofften Begegnung mit Nachbarn oder gar dem Postboten ausgesetzt haben. Da war diese Psychotherapeutin offensichtlich völlig anders – er war ganz in seine eigenen Überlegungen versunken und betrachtete sie dabei intensiv, ohne zu bemerken, dass sie ihn längst schon wieder ansah und das Formular auf dem Tisch abgelegt hatte.
     
    »Haben Sie Ihre Persönlichkeitsstudien abgeschlossen?«, erkundigte sie sich sarkastisch und Peter Nachtigall zuckte ertappt zusammen.
    »Entschuldigung. Sie sehen, Ihr Patient ist damit einverstanden, dass Sie uns umfassend informieren«, verlegen steckte er das offizielle Papier wieder ein.
    Frau Dr. Jung schob mit einer ungeduldigen Bewegung eine dickrandige Brille auf die Nase als wolle sie den Abstand zwischen sich und Peter Nachtigall vergrößern. Dann räusperte sie sich, rollte mit ihrem Stuhl zu einem Aktenschrank an der hinteren Wand und zog eine der unteren Schubladen auf. Zielsicher griff sie hinein und nahm einen dicken, orangefarbenen Ordner heraus.
    »Was genau

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