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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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machen.
    »Ja, ja lästere du nur. Allein erziehende Väter haben eben auch im 21. Jahrhundert noch immer einen schweren Stand«, stöhnte Peter Nachtigall und seufzte.
    »Michael, Sie fahren zu Dr. Pankratz in die Pathologie. Über die wichtigsten Obduktionsergebnisse informieren Sie uns gleich, am besten übers Handy. Besonders wichtig wäre, ob der Täter wieder einen Apfel in ihre Vagina geschoben hat – ich denke, damit hätten wir wohl einen ziemlich eindeutigen Hinweis darauf, dass es sich um denselben Täter handelt. Wir kümmern uns inzwischen um diese Familie Schmidt.«
    Achselzuckend erhob sich Michael Wiener und nahm seine Jacke von der Lehne seines Schreibtischstuhls.
    »Gut. Ich wollte immer schon mal direkt dabei sein.« Im Hinausgehen warf er dem zickenden Computer noch einen letzten, drohenden Blick zu und bog pfeifend auf den Gang ein.
     
    »Glaubst du wirklich, es war derselbe Täter? Doch Günter Grabert?«
    »Ich glaube gar nichts. Dr. Pankratz wird schon bald mehr wissen – und wir auch. Ich habe übrigens eine Blutabnahme bei Grabert durchgesetzt. Mal sehen, was da rauskommt.«

25
    In die anfängliche Begeisterung Michael Wieners mischten sich schon bald eine gewisse Besorgnis und Skepsis, als er sich der Pathologie näherte. Natürlich gehörte die Teilnahme an einer Obduktion zu dem, was man wohl gemeinhin als Aufgaben der Polizei bezeichnete – und es war ja auch eine durchaus spannende Angelegenheit.
    Außerdem, tröstete Wiener sich und seine Schritte wurden wieder fester, außerdem war Dr. Pankratz eine anerkannte Koryphäe auf seinem Gebiet. Man konnte also nur von ihm und seiner Fähigkeit, logische Zusammenhänge zu konstruieren, lernen.
    Auf der anderen Seite musste Michael Wiener zugeben, dass ihn schon der Anblick am jeweiligen Fundort der Leichen schwer erschüttert hatte. Diese schrecklichen Verstümmelungen …
    Er ging wieder langsamer. Als er an einer Art Abluftkamin um die Ecke bog, konnte er das Gebäude schon sehen, in dem die Pathologie untergebracht war. Er verlangsamte seinen Schritt wieder. Ein grüner Transporter mit der weißen Aufschrift »Gerichtsmedizin« war direkt davor geparkt. Bestimmt war Dr. Pankratz damit aus Potsdam gekommen.
    Ob diese Teilnahme an der Obduktion vielleicht nur eine Art Härtetest für Newcomer war? Wollten die »alten Hasen« ihn vielleicht auf die Probe stellen, sollte er seine Eignung hier beweisen? Nein, so etwas war von Peter Nachtigall nicht zu erwarten, entschied er. Aber wie auch immer – er würde jedenfalls darauf bedacht sein, niemandem Anlass für blöde Kommentare im Kollegenkreis zu bieten.
    Als er die Tür zum Sektionsraum öffnete, straffte der junge Mann seinen Körper, fuhr sich durch die professionell gestylte Frisur, schob ein Pfefferminzbonbon in die Backe und wappnete sich gegen das, was in den nächsten Stunden kommen mochte.
     
    Dr. Pankratz begrüßte den jungen Mann freundlich und amüsiert. Mal sehen, dachte er, wie belastbar das geföhnte Kerlchen ist, vielleicht fällt ja mal wieder einer bei der Sektion um, das war schon lange nicht mehr passiert. Der Rechtsmediziner nickte seinem Assistenten zu. Sie konnten beginnen.
    Während Michael Wiener eine Plastikschürze und eine Haube gereicht bekam, überlegte Dr. Pankratz, ob es ein gesamtgesellschaftliches Phänomen sei, dass die jungen Leute heute so abgebrüht waren, oder ob er nur zufällig immer mit besonders coolen Typen zu tun hatte.
    Dann schaltete er das Diktiergerät ein, streifte die Handschuhe über und richtete seine Instrumente.
    »Die äußere Inspektion ist enorm wichtig. Kleinste Verletzungen können uns wichtige Hinweise zur Todeszeit und zur Tötungsart geben. Leider wird hierbei auch oft was Wichtiges übersehen. Na, dann wollen wir mal sehen, was das Opfer uns über seine letzten Stunden erzählen kann.«
    Er beugte sich über den wächsernen Körper und begann mit der Inspektion am linken Fuß, dem ein Zeh fehlte. Beinahe zärtlich fuhr er mit dem Zeigefinger über den ausgefransten Wundrand und begann zu erklären.
    Michael Wiener schickte einen letzten sehnsüchtigen Blick zur Tür.

26
    »Guten Morgen, Frau Schmidt. Skorubski, Kriminalpolizei. Wie versprochen – da sind wir wieder!«, begrüßte Albrecht Skorubski Hansis Mutter und grinste. »Wir haben hier eine richterliche Verfügung, die uns gestattet mit ihrem Sohn zu sprechen.«
    Dabei präsentierte er ihr das Schreiben.
    Unwirsch öffnete die Frau die Haustür und ließ die

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