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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kernick
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näher, die Hunde schienen schnell zu sein. Wahrscheinlich würden sie gleich ihren BH finden, doch darauf durfte Ash sich nicht verlassen. Sie musste weiterlaufen und hoffen, dass sie auf ein Haus stieß, eine Farm oder sonst etwas, wo sie um Hilfe bitten konnte. Sie hatte keinen wirklichen Plan, aber die Alternative war, auf einen Baum zu klettern, und das würde nicht funktionieren.
    Immer noch keuchend zwang sie sich wieder zu beschleunigen, während sie fieberhaft überlegte, welches Kleidungsstück sie als Nächstes opfern sollte.
    Das Gebell hörte nicht auf.
    Sie rannte so schnell sie konnte, endlich wurde der Wald lichter, sie hatte nun mehr Platz zwischen den Bäumen, andererseits gab es weniger Büsche, hinter denen sie sich hätte verbergen können. Auch die Wolkendecke war aufgerissen, der Mond war wieder zum Vorschein gekommen und machte es ihren Verfolgern leichter, sie zu entdecken. Sie sah auf und verfluchte den Mond im Stillen, blickte aber sofort wieder zu Boden, weil sie Angst hatte, in eine Falle zu treten. Sie lief mit unvermindertem Tempo weiter, doch einer der aufheulenden Hunde klang, als wäre er keine fünfzig Meter mehr hinter ihr. Fünfzig Meter. Und es wurden weniger.
    Ash hatte das Gefühl zu fliegen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so schnell gerannt zu sein, nicht einmal mit dreizehn, als sie den Sprintwettbewerb ihrer Schule gewonnen hatte. Damals hatte sie die hundert Meter in knapp zwölfeinhalb Sekunden bewältigt. Ihre langen, gazellenhaften Beine hatten die Bahn »wie Spaghetti verschlungen«, so hatte es ihre Mutter damals beschrieben. Doch das spielte keine Rolle mehr, denn sie würde nie schnell genug sein, um den Hunden zu entkommen. Sie würden sie einholen und über sie herfallen. Spätestens in ein paar Minuten würde alles vorbei sein. Alle ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse und Gefühle würden für immer ausgelöscht. Es würde sein, als hätte sie nie existiert.
    Der Abhang tauchte so plötzlich vor ihr auf, dass sie nicht mehr reagieren konnte, sofort stolperte sie und landete schmerzhaft auf der harten Erde.
    Und schon rollte sie die steile Böschung hinunter, schlug unsanft auf Steinen und hervorstehendem Wurzelwerk auf und klatschte in kaltes Wasser.
    Sie war in einem schnell dahinströmenden Fluss gelandet, der vielleicht zehn Meter breit war. Sie watete tiefer hinein, bis die Strömung sie erfasste und mitriss. Sie versuchte, nur die Nase über Wasser zu halten, und tauchte immer wieder ab, um halb kraulend, halb treibend flussabwärts zu gelangen. Das Wasser war eisig, doch das störte sie nicht. Dies war ihre Chance zur Flucht.
    Hinter ihr hörte sie noch, wie die Hunde innehielten und wild bellten. Sie hielt den Atem an, tauchte unter und versuchte, in die Mitte des Flusses zu gelangen, wo das Wasser einen oder vielleicht eineinhalb Meter tief war und sie richtig schwimmen konnte. Sie blieb fast eine Minute unter Wasser, ehe sie nach Luft schnappend wieder an die Oberfläche kam.
    Der Fluss strömte jetzt schneller, und sie hörte, wie das Rauschen vor ihr lauter wurde. Entsetzt schreckte sie auf, erinnerte sich, dass sie in der Broschüre der Lodge von einem Wasserfall gelesen hatte, der zwanzig Meter in die Tiefe stürzte.
    Und sie schoss genau darauf zu.
    Fluchend versuchte sie, das andere Ufer zu erreichen, weg von den Hunden, doch mittlerweile war sie völlig außer Atem, außerdem trug sie immer noch genug Kleider und ihre Schuhe, was die wenigen Meter zu einem mörderischen Kampf machte. Das Rauschen schwoll an, sie wurde jetzt förmlich fortgerissen, um sie herum entstanden tückische Stromschnellen, und die Kälte begann sie zu lähmen.
    Einen Augenblick lang dachte sie daran, einfach aufzugeben. Dem Wasser seinen Willen zu lassen und sich mitreißen zu lassen. Wenn das ihren Tod bedeutete, dann sollte es wohl so sein. Wenigstens wäre der Kampf dann vorüber.
    Doch Ash Murray war eine Kämpferin. Immer schon gewesen. Hatte sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, ließ sie nicht mehr locker. Ein hervorstehender Felsbrocken tauchte vor ihr auf, und es gelang ihr, sich daran festzuhalten. Sie rang verzweifelt nach Luft, konzentrierte sich dann und atmete ein paarmal tief durch, bevor sie den Fels als Prellbock benutzte und sich daran abstieß. Dadurch bezwang sie die Strömung, ein zweiter Felsbrocken half, und plötzlich stellte sie mit unglaublicher Erleichterung fest, dass sie Boden unter den Füßen hatte. Sie watete ans Ufer und sah sich

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