Rachedurst
mit dem Gesetzbuch gesteinigt.
»Ich würde sagen, wir spielen diesem ekelhaften Wurm die Aufnahme noch einmal vor und beobachten, wie er sich windet«, sagte eine Stimme hinter Sorren. »Drehen und winden soll er sich.«
Und schließlich als Kronzeuge auftreten.
Sorren hörte jedes Wort seiner Stellvertreterin, Kimberly Joe Green, doch seinen Blick hielt er starr auf Eddie Pinero auf der anderen Seite der Scheibe gerichtet.
Gekleidet in einen schicken grauen Nadelstreifenanzug, als Markenzeichen das schwarze Einstecktuch in der Brusttasche, saß Pinero mit seinem Anwalt – seinem neuen Anwalt – im Verhörzimmer im ersten Stock des 19. Reviers.
Da Pinero in diesen Räumen kein Fremder war, wusste er, dass er beobachtet und seine Aussage mitgeschnitten wurde. Er würde mit seinem Anwalt kein Wort sprechen, sondern stets lächelnd weiterhin mit seinem hübschen rötlichen Gesicht direkt auf den Einwegspiegel starren. Hier bin ich, Leute. Schaut mich so lange an, wie ihr wollt!
»Ja, spiel ihm die Aufnahme vor«, meldete sich eine zweite Stimme hinter Sorren. Sie gehörte Detective Mark Ford. »Pinero wird zur Urteilsverkündung wiederkommen. Wenn es jemals einen richtigen Zeitpunkt für einen Deal gab, dann jetzt. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich stimme in diesem Fall mit Kimberly Joe überein.«
Gelinde ausgedrückt, verband Ford und Green eine ziemlich streitsüchtige Beziehung. Sie waren im Lauf der Jahre mehrmals heftig aneinandergerasselt. Doch jeder der beiden schätzte die Arbeit des anderen. Und wenn es jemand verdient hatte, musst man ihm, egal, wie widerwillig, Respekt zollen.
Schließlich wandte sich Sorren zu Green und Ford um. Er spürte, wie ihm die Hitze zu Kopf stieg.
»Einen Deal? Scheiße, nein«, widersprach er. »Diesem Schwein werde ich auf keinen Fall Straffreiheit gewähren.«
»Aber …«
»Der Mord an Marcozza hat auch zwei Detectives das Leben gekostet«, fiel ihm Sorren ins Wort. »Die beiden hatten Frauen und Kinder, insgesamt sieben. Nein, ich will Pineros Kopf auf einem Tablett. So und nicht anders.«
Aber mehr als seine Worte war es die Art, wie er es sagte.
Mit zusammengepressten Zähnen.
Ohne zu blinzeln.
Als hinge das Leben aller Anwesenden davon ab.
»Gott, habe ich was von Straffreiheit gesagt? Was habe ich mir dabei gedacht?«, witzelte Green, die zu ihrem trockenen Humor zurückgefunden hatte. Als stellvertretende Staatsanwältin war sie schlau genug, um zu wissen, wann sie hinter ihren Chef zurücktreten musste. »Gut, warten wir erst mal ab, bis wir ihm die Aufnahme vorgespielt haben. Wer weiß? Vielleicht schaufelt sich Pinero sein eigenes Grab.«
Sorren verzog sein mürrisches Gesicht langsam zu einem zufriedenen Lächeln.
»Genau«, sagte er. »Also los. Geben wir dem Wichser eine Schaufel.«
31
Eddie Pinero zupfte kurz am Ärmel seines gestärkten Armani-Hemdes, während er den drei Vertretern der Staatsmacht entgegenblickte, die das Verhörzimmer betraten. Sieh mal einer an, wer da kommt. Tick, Trick und Track.
Wenn er die drei allemachen und heil davonkommen könnte, würde er es tun. Ohne mit der Wimper zu zucken. Er würde höchstpersönlich den Abzug betätigen und dabei lächeln.
Besonders, wenn es um Sorren ging, diesen Saubermann.
Pinero war sicher, wäre der Bezirksstaatsanwalt nicht so geil auf die Bekämpfung des organisierten Verbrechens, würden ihm nicht zwei bis vier Jahre Knast drohen. Zudem hatte sein ehemaliger Anwalt, Marcozza, die Situation noch verschlimmert. Pinero verstand immer noch nicht, wie Marcozza die Strafe für irgendeinen erfundenen Kreditwucher akzeptieren konnte, als wäre ihm bei der Verhandlung alles wurst gewesen.
Pinero hatte jetzt einen neuen Anwalt, Conrad Hagey, genannt der »Retter der notleidenden Schlipsträger« unter den New Yorker Verteidigern. Hagey vertrat normalerweise hohe Wall-Street-Tiere, vor allem weiße Protestanten. Und eigentlich hatte er Pineros Bitte, ihn zu vertreten, zunächst abgelehnt, weil er sich seinen Ruf nicht verderben wollte.
Dies hatte Pinero veranlasst, sein Scheckbuch und einen diamantenbesetzten Kugelschreiber zu zücken. Ein halbes Dutzend Nullen später hatte der große, schlanke Hagey eine Wandlung des Herzens vollzogen. Lustig, wie schnell so was gehen kann.
»Meine Herren«, begann Hagey, »ich würde gerne für die Akten wiederholen, dass mein Mandant freiwillig hergekommen ist und diesen Ort mit Sicherheit auch freiwillig wieder verlassen wird. Weiterhin
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