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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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ich jedes Schlagloch und jede Unebenheit spürte.
    Wir fahren sicher zu einer abgelegenen, einsamen Müllkippe.
    Ja, dorthin brachten sie mich bestimmt. Raus nach Brooklyn, raus ins Nichts. Ich konnte ihn fast riechen, den widerlichen Müll, diesen Gestank, der wie Nebel in der Luft hing.
    »Auf die Knie!«, würde mir einer der beiden befehlen. Ich hörte die kalten, gnadenlosen Worte in meinem Kopf.
    Würden sie mich von hinten erschießen, um mir nicht ins Gesicht blicken zu müssen?
    Quatsch, nein, nicht diese kranken Schweine. Nicht, wenn sie für Eddie Pinero arbeiteten. Sie würden mich einfach so erschießen, peng, eine Kugel ins Hirn. Und mir dabei wahrscheinlich noch direkt in die Augen sehen.
    Oh, Gott. Meine Augen! Werden sie mir die Augen herausschneiden?
    Ich schwitzte, zitterte, hatte tierischen Schiss. Ich musste unbedingt versuchen, diesen beiden Gorillas zu entkommen.
    Aber wie? Sie hatten mein Telefon, und mindestens einer von ihnen hatte eine Waffe. Was sollte ich also tun?
    Ja, genau, ich hab’s!

    Beine anziehen und wegrollen! Das kannte ich aus der Wüste.
    Der Griff der Schiebetür befand sich direkt vor meiner Nase. Würde es mir gelingen, sie ungehindert zu öffnen, konnte ich mich hinauswerfen, fortrennen und überleben, um einen weiteren Tag zu schreiben.
    Natürlich musste ich zuerst den Sprung überleben. Diesmal nämlich würde ich nicht auf Wüstensand landen.
    Waren meine Chancen größer, wenn ich springen oder wenn ich im Wagen bleiben würde? Die Chancen standen in jedem Fall schlecht. Aber war es überhaupt möglich, aus einem rasenden Van zu springen?
    Doch – ich musste es riskieren.
    Also gut, dann mal los.
    Dies ist die Art, wie ich nicht sterben werde  …
    Ich holte tief Luft, bis in die letzten Zipfel meiner Lungen und vorbei an meinem Herzen, das so laut pochte, dass dies an sich schon beängstigend war.
    Langsam und unauffällig bewegte ich meinen rechten Fuß, um mich zur Schiebetür zu ziehen. Es würde keine Wiederholung, keine zweite Chance geben. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben.
    Auf drei, Nick! Du schaffst es. Du hast es schon einmal geschafft.
    Aufgeputscht vom Adrenalin zählte ich in Gedanken rückwärts. Drei … zwei … eins  …

34
    Stopp!
    Plötzlich fuhr der Van eine scharfe Haarnadelkurve. Die Reifen quietschten, dann schlidderten sie, was sich anhörte, als führen wir über Kies.
    Mr. Harley-Davidson am Lenkrad trat nicht einfach auf die Bremse, er unterwarf sie sich kompromisslos. Newtons drittes Grundgesetz der Bewegung erledigte den Rest. Ich purzelte nach vorne und schlug mit dem Kopf auf den Metallboden.
    Doch statt blinkende Sterne und fatternde Vögel zu sehen trafen mich nur die Sonnenstrahlen, als die rostige Schiebetür mit einem lauten Mahlgeräusch geöffnet wurde.
    Schließlich löste sich ein aus einer Person bestehendes Begrüßungskomitee aus dem blendenden Licht.
    Eddie »der Prinz« Pinero.
    Er bedeutete mir auszusteigen. Dazu reichte er mir sogar seine Hand, um mir zu helfen. Er mir helfen? Das passt nicht. Was ist hier los?
    Ich befand mich, wie ich rasch erkannte, vermutlich auf der Einfahrt seines Hauses. Letztes Wort bitte streichen – »Anwesen« traf es wohl eher. Mit den üppigen Gärten und einem Blick aufs Meer hinter den schmiedeeisernen Zäunen, den hohen Mauern und einer Phalanx bewaffneter Wachen erinnerte mich die Anlage an eine Kreuzung aus den Kennedy- und Corleone-Grundstücken.
    »Danke, dass Sie mich hier besuchen, Mr. Daniels«, begrüßte mich Pinero.
    »Sie sagen das, als hätte ich die Wahl gehabt.« Kaum waren die Worte über meine Lippen, bereute ich sie schon.

    Doch Pinero wirkte amüsiert. Jedenfalls lächelte er. »Ich hoffe, ich habe keinen falschen Eindruck vermittelt. Ich wollte mich mit Ihnen nur ein bisschen persönlich unterhalten«, sagte er. »Möchten Sie etwas trinken? Einen Laphroaig vielleicht? Fünfzehn Jahre alt?«
    Er wusste, was ich trank. Was wusste er sonst noch über mich?
    »Ja, gerne«, antwortete ich. »Laphroaig wäre mir recht.«
    Pinero nickte Mr. Knicks zu, der in dem riesigen, von einer wundervollen Veranda umgebenen Tudor-Haus verschwand. Einige Minuten später nippte ich an einem großzügigen Schluck Laphroaig aus einem Whiskyglas, in das die Initialen EP eingraviert waren.
    Erst jetzt gestattete ich mir den Gedanken, am nächsten Tag doch noch die Sonne aufgehen zu sehen. Gut ging es mir deswegen aber noch lange nicht. Ich war nicht hier, um mit Pinero übers

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