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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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und ich knapp demselben Schicksal entronnen war. »Hören Sie gut zu, Nick.« Seine Stimme klang einen Tick schärfer. »Phalen zu schützen war angebracht, solange er noch lebte.«
    Uff. Das saß. Die Vorwürfe, die ich mir machte, weil ich Derrick in dieses Chaos hineingezogen hatte, waren schon schlimm genug. Sorrens Vorwürfe machten mein schlechtes Gewissen beinahe unerträglich.
    Doch Sorren hatte recht. Plötzlich erinnerte ich mich, dass er ein gescheites Bürschchen war und ich ihn brauchte, wenn auch vielleicht nur, um am Leben zu bleiben.
    »Derrick Phalen hat mir geholfen«, gab ich zu. »Er sagte, er habe etwas Wichtiges entdeckt, was mich vom Hocker hauen würde.«
    »In Ordnung. Das ist gut. Also, was war es?«
    »Er wollte es mir heute Abend mitteilen. Deswegen kam ich her. Ich sage die Wahrheit, David. Jetzt wissen Sie genauso viel wie ich.«
    »Sie haben keine Ahnung, was es sein könnte?«, fragte Sorren. »Versuchen Sie erst gar nicht, zweigleisig zu fahren, Nick.«
    »Tue ich nicht. Aber ich habe keine Ahnung. Null.«
    »Scheiße!«
    »Da haben Sie wohl recht.«

    Sorren nahm einen letzten, verzweifelten Zug von seiner Zigarette, bevor er den Stummel auf den Boden warf und mit dem Absatz wütend ausdrückte.
    Hätte ich nach oben statt nach unten geblickt, hätte ich den Mann gesehen, der mit geballter Faust auf mich zugerannt kam. Nur der aus seiner Nase aufsteigende Rauch hatte noch gefehlt.
    Doch es war wie alles, was an diesem schrecklichen Abend passierte.
    Ich sah es nicht kommen.

67
    Meine rechte Wange implodierte. Der Schmerz durchfuhr mich so plötzlich und stark, dass ich dachte, mich hätte ein Bus gerammt.
    In gewisser Weise stimmte das ja auch. Ian LaGrange mit seinen eins neunzig und fast hundertfünfzig Kilo war an Sorren vorbeigestürmt, um mir mit seiner Faust mitten ins Gesicht zu boxen.
    Als ich hilfls nach hinten gegen den Krankenwagen fiel, brüllte er mit der ganzen Kraft, die seine feuerspeienden Lungen hergaben.
    »Was haben Sie getan, Sie Arschloch? Was haben Sie getan?«
    Aber er war noch längst nicht am Ende.
    Wieder holte er aus und ließ seine langen, kräftigen Arme durch die Luft sausen. Wäre Sorren nicht dazwischengetreten, hätte er mit Sicherheit mein Gesicht zermatscht. Schon jetzt sah ich Sterne und eine Reihe leuchtender Farben, die es auf meiner herkömmlichen Palette nicht gab.
    »Hören Sie auf! Beruhigen Sie sich!«, bellte Sorren und schob LaGrange zurück – oder versuchte es zumindest. LaGrange wog locker fünfzig Kilo mehr, und er war nicht bereit, sich von irgendjemandem aufhalten zu lassen.
    Doch Sorren versuchte es mit einer anderen Taktik. Während LaGrange mich immer noch anschrie, ich sei der Grund, warum Derrick Phalen umgebracht worden war, erinnerte Sorren ihn daran, dass wir nicht allein waren.
    Hallo, mein Lieber! Hast du nicht die Übertragungswagen gesehen?

    »Schauen Sie sich um, LaGrange!«, zischte Sorren. »Das ist nicht der richtige Ort.«
    Der Trick funktionierte aus dem einen oder anderen Grund. Nur LaGranges Wunsch, nicht zum gefundenen Fressen für die New Yorker Nachrichtenszene zu werden oder gar im neusten Beitrag auf YouTube zu erscheinen, war stärker als seine Wut. Als er sah, dass Reporter und ihre Kameraleute in unsere Richtung preschten, wich er sofort zurück.
    »Hier gibt’s nichts zu sehen, Leute!«, verkündete Sorren den Reportern. »In ein paar Minuten geben wir eine Presseerklärung ab. Also gedulden Sie sich, bitte.«
    Zum Glück nahmen sie ihn beim Wort.
    Sorren wartete ungeduldig, bis wir drei wieder allein waren. Dann wandte er sich an LaGrange.
    »Tun Sie mir einen Gefallen, Ian«, bat er mit ruhiger Stimme. »Sie müssen den Detectives so viele private Infos über Phalen geben, wie Sie können – die nächsten Verwandten, genauer Titel in der Abteilung und so weiter. Nichts, womit sie etwas anfangen können.«
    LaGrange nickte. Er wusste, dass Sorren ihn nur von mir fernhalten wollte, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als zu gehen.
    »Mir ist es egal, was die anderen sagen.« LaGrange stieß mit dem Zeigefinger in meine Richtung. »Sie sind schuld an Derricks Tod.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. Mehr fiel mir nicht ein. Nein, es war viel schlimmer: Zu mehr, als Leid zu spüren, war ich nicht in der Lage.

68
    »Er ist ein Arschloch. Lassen Sie sich von ihm nicht unterkriegen«, beruhigte mich Sorren, als LaGrange zu den Detectives ging.
    »Zu spät. Hat er schon geschafft.« Ich rieb über mein

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