Rachedurst
Straße, ein in weißen Schaum gehüllter Kerl mit qualmenden Klamotten und rußgeschwärzter Haut, mit versengtem Haar und verzweifeltem Blick. Mit jedem hektischen Schritt blickte ich mich um in der Hoffnung, irgendwo Phalen zu entdecken.
War das Derrick da drüben am Hydranten?
Nein.
War er das auf der Veranda?
Verdammt! Wieder nein.
Ich zwängte mich zwischen die Schaulustigen hindurch, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Dort bildete mein brennender Wagen den Mittelpunkt der Straßenfete, bei der auch ich eine tragende Rolle einnahm.
Als ich Phalens Haus erreichte, stampfte ich hastig und mit den Armen rudernd die Stufen hinauf. Die Haustür war verschlossen – Scheiße! –, so dass ich mich dem Klingelbrett zuwandte. Ach ja, ich hatte seine Wohnungsnummer auf die Rückseite seiner Visitenkarte geschrieben.
3 C!
Ich schlug mit der Faust auf den Knopf. Eine Ewigkeit verging, in der ich auf eine Reaktion wartete. Plausible Szenarios blitzten in meinem Kopf auf. Derrick stand unter der Dusche. Hielt ein Schläfchen. War noch nicht zu Hause. Irgendetwas, das nicht meinen Befürchtungen entsprach.
Noch immer drückte ich auf die Klingel, als sich die Eingangstür plötzlich öffnete. Ein Mann im Bademantel kam heraus, um nach dem Chaos auf der Straße zu sehen.
»Hey, was haben Sie denn für Probleme?«, schimpfte er, als ich ihn zur Seite stieß, um ins Haus zu gelangen.
Das Treppenhaus lag direkt vor mir. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte ich hinauf, bog in die Kurve zum zweiten Stock, dann in die zum dritten. Der Mann im Bademantel schrie mir noch immer hinterher und drohte, die Polizei zu rufen.
Ich musterte die Türen. 3 C lag am Ende des Gangs zur Straße hinaus.
Sie war verschlossen. Selbstverständlich war sie das.
Ich schlug gegen die Tür, rief Derricks Namen. Bitte, seien Sie zu Hause!
Je mehr ich klopfte, desto tiefer sank meine Hoffnung.
Ich drehte mich um, suchte nach etwas, womit ich die Tür einschlagen konnte. Dann fiel mir ein, was ich verwenden könnte. Ich trug die Antwort fast mit mir herum.
Doch auf diesem Flur gab es keinen Feuerlöscher.
Ich rannte in den vierten Stock hinauf. Ja! Fast am Ende der Treppe hing er, groß und glänzend. Ich riss ihn von der Wand, rannte wieder hinunter zu Phalens Wohnung und rammte das Ding wie ein Wahnsinniger immer wieder gegen die Tür.
Schließlich zersplitterte das Holz. Ich griff durch das Loch, öffnete die Tür von innen und wollte nach Derrick rufen.
Doch ich sank auf die Knie. Auf dem Boden lagen Derrick Phalens Augen und blickten mir entgegen.
Vierter Teil
Die Last der Beweise
66
Unten auf der Straße redete ich mit den Detectives des zuständigen Polizeireviers, als sich jemand näherte, den ich im Moment wirklich weder sehen noch sprechen wollte. Offiziell lag der Tatort hier im Riverdale-Viertel der Bronx nicht im Zuständigkeitsbereich des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan. Inoffiziell schien es ihn nicht zu kümmern.
Auch die beiden Detectives, die mich verhörten, scherten sich nicht darum. Allein ein Nicken von Sorren reichte, damit sich die beiden zurückzogen.
Sorren zündete sich eine Zigarette an, bevor er mich von oben bis unten musterte. Eins nach dem anderen. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.
»Ja«, antwortete ich. »Denke ich.«
In diesem Fall …
Sorren trat direkt vor mich. »Und was denken Sie noch?«
Ich erhob mich von der Stoßstange des Krankenwagens und trat näher an ihn heran. Ich war noch nie so ausgelaugt und durcheinander gewesen, aber ich hatte keine Lust, mich von ihm oder jemand anderem hier herumschubsen zu lassen. Schließlich war ich das Opfer, oder? Na klar war ich das.
»Ich habe Ihnen in Ihrem Büro gesagt, was ich denke. Erinnern Sie sich? Sie sagten, ich hätte keine Beweise. Sie wollten, dass ich welche ranschaffe.«
Sorren warf ungläubig die Hände hoch. »Und deswegen sind Sie zur Abteilung Organisiertes Verbrechen gegangen und haben einem Staatsanwalt erzählt, Sie würden an einem Artikel schreiben?«
»Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
»Ich habe auf dem Weg hierher mit Phalens Chef gesprochen, einem Mann namens Ian LaGrange. Er meinte, Sie haben sie beide angelogen.«
»Stimmt, ich habe gelogen. Deswegen wollte Phalen nichts mit mir zu tun haben«, log ich erneut. »Ich kam her, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Mehr nicht.«
Sorren grinste. Wahrscheinlich wusste er, dass meine Geschichte nicht stimmte, nachdem Phalen ermordet worden
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