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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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ich hier bin.«
    »Ja, und wenn ich der Polizei alles erklärt habe, wird sie wissen, dass er derjenige war, der Sie erschossen hat.«
    Schachmatt, Nick. Das Spiel ist aus. Kein Ausweg mehr. Diesmal nicht.
    Ich schloss die Augen und holte ein letztes Mal Luft.

88
    Der Knall hörte sich wie ein Schuss an – doch es war keiner. Diesmal jedenfalls nicht. Ein Reifen der Limousine war geplatzt, vielleicht von den vielen Kurven, vielleicht auch von einer während der Verfolgungsjagd abgegebenen Kugel.
    Natürlich war mir das nicht gleich klar, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, wie Wäsche in einem Wäschetrockner umherzupurzeln, während sich die Limousine überschlug.
    Das tat sie immer wieder. Und sprang sogar mal hoch in die Luft. Schlug wahrscheinlich auch ein paarmal Rad.
    Man könnte es den schlimmsten Autounfall nennen, an dem ich je beteiligt war, und – so verrückt es auch klingen mag – den größten Glücksfall, der mir je zuteilgeworden war, auch wenn er höllisch wehtat.
    Ich wurde gegen den Wagenhimmel geschleudert, gegen die Tür und die Bar. Weil alles so schnell ging, konnte ich meine Hände nicht als Schutz benutzen. Nirgendwo konnte ich mich festhalten.
    Irgendwie schaffte ich es in diesem ganzen Holterdiepolter, bei Bewusstsein zu bleiben. Und als die Limousine – natürlich auf dem Dach – liegen blieb, wurde mir immer wieder schwarz vor Augen, als würde sich die Fotoscheibe in einem View-Master ununterbrochen drehen.
    Klick! Wo bin ich jetzt?
    Okay. Ich lag mit dem Gesicht nach unten auf dem, was ich für den Wagenhimmel der Limousine hielt. Langsam führte ich eine Hand an meine Stirn und tätschelte sie. Ich brauchte das Blut nicht zu sehen, ich spürte das warme,
klebrige Zeug. Als wäre die riesige Beule geplatzt, die mir Zambratta mit dem Knauf seiner Waffe verpasst hatte. Mann, tat das weh.
    Doch den schlimmsten Schmerz spürte ich weiter unten. In der rechten Seite. Meine Rippen. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Messerstich.
    Ich wollte schon um Hilfe rufen, als ich neben mir jemanden stöhnen hörte. Es war D’zorio. Ihm schien es noch schlechter zu gehen als mir.
    In seiner Stirn und seiner Wange steckten Glasscherben, und ich war mir ziemlich sicher, dass unterhalb seines Fußgelenks ein Knochen durch den Socken ragte. D’zorio pfiff auf dem letzten Loch und spuckte Blut.
    Er blickte mich an. Ich blickte zurück. Beide blickten wir auf seine Waffe, die vielleicht fünfzehn Zentimeter von seiner Hand entfernt lag.
    Ach, eher nur zehn.
    Wie mit einer zuckenden Klaue griff er mit seinen blutverschmierten, aber perfekt manikürten Fingern danach.
    »Na los, Joey, gib mir einen Grund!«, sagte jemand wie aus heiterem Himmel.
    Moment! Ich kenne diese Stimme … ja, genau.
    Ich reckte den Hals und sah den Mann, der neben dem Wagen kniete. Der Lauf seiner Smith & Wesson Kaliber .40 Automatik zielte auf D’zorio.
    Moment! Ich kenne diesen Mann. Er ist der Kerl aus dem Sunrise Diner. Und der vor dem Haus meiner Schwester.
    Ich hatte gedacht, er wollte mich umbringen, doch jetzt rettete er mein Leben. Er gehörte nicht zur Mafia. Er bekämpfte sie. Das ging aus den drei Buchstaben hervor, die auf seiner Jacke prangten.
    FBI.

89
    Eine, vielleicht auch zwei Rippen waren gebrochen, Stirn, Ohr und rechter Arm mit Schnitten übersät, die mit Sicherheit alle genäht werden mussten. Als die Sanitäter mit der Untersuchung fertig waren, verschränkte Agent Douglas Keller vom FBI die Arme und blickte mich an wie mein Vater, der Schulrektor gewesen war. »Sie müssen ins Krankenhaus, Nick«, stellte er fest. »Wir reden hinterher über alles.«
    »Wir reden jetzt«, verlangte ich. »Oder wir reden nie wieder miteinander. Das meine ich ernst, Doug.«
    Wir standen mitten auf dem Pelham Parkway Richtung Süden in der Bronx. Hinter uns stauten sich über mehrere Kilometer die Autos. Sie würden eine lange Rast einlegen müssen. Auf der Fahrspur Richtung Norden defilierte die Gafferparade. Mit weit aufgerissenem Mund schienen sie alle dieselbe Frage zu stellen: Was, um Himmels willen, ist da drüben passiert? Ich konnte mir gut vorstellen, was sie sahen: eine Limousine, die sich überschlagen hatte – mit Einschusslöchern? Überall Polizei – und das FBI?
    Ganz zu schweigen von den Polizeifotografen, die Bilder schossen, Bremsspuren maßen und den Umriss der Leiche von D’zorios Fahrer, der trotz seiner Größe irgendwie aus dem Wagen geschleudert worden war, mit Kreide

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