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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vorbereitung viel Zeit investiert. Er durfte sich von ihrer Unverschämtheit nicht ablenken lassen und sich deswegen bloß keine unnötigen Scherereien aufhalsen. Diese Frau würde nie erfahren, dass er sie beinahe … ja, was? Er war sich nicht sicher. Er hätte sich einfach von seinem Zorn übermannen lassen und zugesehen, was passiert wäre. Eins jedenfalls wusste er: Sie war die glücklichste Frau in Rawlins, Wyoming. Zu schade, dass sie davon nichts wusste.
    Das Gefängnis lag nahe der Autobahn, war aber durch einen hohen Felsrücken von ihr getrennt. Jeden Tag fuhren hier Tausende in östlicher oder westlicher Richtung vorbei, und kaum einer ahnte, dass sich gleich hinter dem Hügel ein Hochsicherheitsgefängnis befand, in dem Mörder, Vergewaltiger, Entführer und sonstige abscheuliche Verbrecher einsaßen. Er hatte viele Ex-Knackis kennengelernt. Mit einigen war er aufgewachsen, andere hatte er angeheuert, mit wieder anderen hatte er an diesem oder jenem Tresen gebechert. Tatsächlich war auch er Ex-Knacki, obwohl er sich nicht wie einer fühlte. Fünf Jahre hatte er wegen schwerer Körperverletzung in seinem Staatsgefängnis im Süden gesessen. Dort hatte er den Großteil seiner Zeit damit verbracht, die Mithäftlinge zu studieren. Sie waren durchweg dumm. Selbst wer über eine gewisse Intelligenz verfügte, besaß einen blinden Fleck, über den er später stolperte. Sie hatten es verdient , ins Kittchen zu gehen. Sie dachten nicht nach, sie handelten einfach. Sie waren Fehler der Natur, menschlicher Stuhlgang. Das Gefängnis war für die meisten von ihnen noch zu gut. Und einigen hatte er das sogar ins Gesicht gesagt, weil es ihm gleich war, was sie über ihn dachten.
    Er fuhr auf den Parkplatz und sah sich die Autos an. Jedes zweite Kennzeichen war aus Wyoming, der Rest aus allen möglichen Staaten. Die Bremslichter eines gelben, zehn Jahre alten Fords aus Wyoming mit abnehmbarem Campingaufsatz leuchteten auf. Das Auto hatte eben eingeparkt. Er stellte seinen Geländewagen zwei Reihen dahinter ab. Während er wartete, füllte er alles Metall aus seinen Taschen in eine schmutzige Socke und legte sie ins Handschuhfach. Endlich stiegen die Insassen des Fords – ein älterer Mann mit roten Hosenträgern und eine birnenförmige Frau mit festen grauen Locken – aus und gingen zum Gefängnistor. Sie waren sicher die Eltern oder Großeltern eines dummen Strafgefangenen, und sie gaben einen ebenso rührenden wie traurigen Anblick ab. Ob sie überlegten, was sie hätten anders machen sollen? Ob sie sich fragten, was sie falsch gemacht hatten, dass ihr Sohn sich als menschlicher Abschaum herausstellte? Aber, sagte er sich, immerhin haben sie Familie.
    Er warf einen raschen Blick in den Rückspiegel, lächelte sein Spiegelbild an und folgte ihnen. Das Paar war so langsam, dass er sie am Gefängniseingang überholte. Der Alte zuckte leicht zusammen, als er an den beiden vorbeiflitzte und die Türklinke ergriff.
    Der Alte schnaubte: »Was zum Teufel … «
    Doch statt hineinzueilen, öffnete ihnen der Mann, der die ganze Nacht lang durchgefahren war, und trat beiseite. »Erlauben Sie mir, diese schwere Tür für Sie zu öffnen.«
    Die Frau sah erst ihren Mann, dann den Fremden an und sagte lächelnd: »Danke.«
    Â»Gern geschehen.«
    ***
    Er wartete, bis die beiden Alten sich im Wartezimmer am Schalter angemeldet hatten, und las dabei die Mitteilungen am Schwarzen Brett. Das Zimmer war sauber und hell und aus lindgrün bemalten Porenbetonsteinen errichtet. Der Empfangsschalter befand sich am einen Ende des Zimmers, die Schließfächer am anderen Ende.
    Beide nannten ihren Namen, und die Uniformierte hinterm Tresen überprüfte sie in ihrem Notizbuch.
    Die Wärterin gab ihnen einen Schlüssel und wies sie an, alle Metallgegenstände abzulegen, sie in einem Schließfach zu deponieren und durch den Metalldetektor zu gehen.
    Besucher , hieß es am schwarzen Brett, müssen ANSTÄNDIG GEKLEIDET sein, um eingelassen zu werden. Verboten sind: bauchfreie Kleidung, durchsichtige Blusen oder Hemden, ärmellose Hemden, Shorts, schulterfreie Tops (ob mit oder ohne Nackenträger), extrem enge oder freizügige Kleidung, Kleider oder Röcke, die über dem Knie enden, sexuell erregende Kleidung …
    Er warf einen Blick auf die beiden Alten, die gerade ihre Taschen

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