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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schon bald besaß Scarlett 240 Quadratkilometer Land und hatte weitere 400 langfristig von der Regierung gepachtet. Homer nutzte seinen Einfluss, um Saddlestring zum Verwaltungssitz des Countys zu machen, und die Stadt wäre fast in Scarlettville umbenannt worden. Wussten Sie das?«
    Joe schüttelte den Kopf. »Wieso wissen Sie das alles?«
    Robey lachte müde. »Weil ich im Verwaltungsrat des Museums sitze und wir vor einigen Wochen den neuen Scarlett-Flügel besichtigt haben, der nächsten Monat eröffnet werden soll. Ihre Schwiegermutter war übrigens auch anwesend. Es ist ein verdammt hübscher Anbau mit einem eigenen Raum zur Ehrung der Stifterfamilie. Opal hat auf diese Ausstellung bestanden und die Fotos und Unterlagen dafür zur Verfügung gestellt.
    Wie dem auch sei«, fuhr Robey fort, »Homer hatte einen Sohn namens Henry und zwei Töchter, June und Laura. Damals war alles viel einfacher als heute, und Henry übernahm die Ranch, weil er der einzige männliche Erbe war. Es gab kein Gezänk um die Führung, obwohl die Töchter juristisch den gleichen Anspruch auf den Betrieb hatten wie er. Henry Scarlett übernahm die Ranch Mitte der Fünfzigerjahre, und die beiden Töchter bekamen hübsche, kleine Häuser auf dem Gelände. June und Laura blieben unverheiratet und kinderlos. Henry dagegen hatte zwei Söhne, Wilbur und Dub. Dub starb 1944 bei der Invasion der Alliierten in der Normandie. Wilbur hatte also freie Bahn.«
    Â»Er hat Opal geheiratet«, ergänzte Joe, »die drei Söhne bekam.«
    Â»Genau.«
    Â»Und wann ist Wilbur gestorben?«
    Â»Anfang der Siebzigerjahre. Er hat mit einem Pick-up eine alte Brücke über den Fluss gequert, der durch die Ranch fließt, und die Brücke ist eingestürzt. Ich hab davon gelesen. Er war im Wagen eingeklemmt und ist in fünfzehn Zentimeter tiefem Wasser ertrunken.«
    Â»Und Opal hat das Ganze geerbt?«
    Robey bestellte per Handzeichen zwei weitere Bier. »Mit allem Drum und Dran. Ob Wilbur bestimmt hatte, welcher Sohn die Ranch erben soll, oder ob er den Besitz aufteilen wollte, weiß niemand. Es gab kein Testament.«
    Â»Und was bedeutet das jetzt?«, wollte Joe wissen.
    Â»Dass hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse alles in der Schwebe ist. Arlen behauptet, Opal habe ihm versichert, er erbe die Ranch, weil er der Älteste sei. Hank sagt, Opal habe ihm die Ranch versprochen und Arlen nie über den Weg getraut. Opal hat in der Stadt zwei Anwälte – beide dachten, der jeweils andere kümmere sich um die Nachlassplanung, und nun stellt sich heraus, dass dem nicht so war. Die Ranch ist ein Unternehmen, dessen einzige Besitzerin Opal ist: Es gibt keine Managementvereinbarung, kein Testament, nichts.«
    Â»Wie viel ist sie denn wert?« Joe dachte an den enormen Landbesitz, an die Wiesen, die Gebäude, die zweiunddreißig Kilometer entlang des Flusses.
    Â»Eine zweistellige Millionensumme. Es wird eine Schätzung geben, und die dürfte bei mindestens fünfzehn Millionen liegen. Wollte man die Ranch verkaufen, würden sich Interessenten aus allen Ecken des Landes und sogar aus dem Ausland melden. Heutzutage will jeder reiche Unternehmer eine Ranch besitzen.«
    Joe stieß einen Pfiff aus.
    Â»Ehe Opals Tod nicht nachgewiesen und amtlich bestätigt ist oder solange kein Testament auftaucht, können die Eigentumsrechte nicht geklärt und kann kein Erbfolgeplan erstellt werden«, fuhr Robey fort. »Die Brüder leben dort draußen einfach weiter im Streit. Sie könnten beschließen, das Ganze zu verkaufen und das Geld einzusacken, oder einer könnte den anderen ausbezahlen. Aber um das zu tun, müssten sie sich an einen Tisch setzen und wie Menschen miteinander reden. Stattdessen haben beide eigene Anwälte, Bilanzprüfer und Söldner angeheuert und rüsten sich für die Schlacht. Meine Sorge ist, dass dieser Krieg nicht erst im Gerichtssaal ausgefochten wird, sondern das gesamte Tal wie ein Flächenbrand erfasst.«
    Unterdessen, so Robey, sei auch das Verfahren gegen Tommy Wayman in der Schwebe. Der habe zwar gestanden, Opal in den Fluss geworfen zu haben, doch da keine Leiche gefunden wurde, könne keine Anklage gegen ihn erhoben werden. Immerhin habe er Richter Pennock dazu bringen können, Tommy zu untersagen, das County zu verlassen und ihm aufzuerlegen, sich bis zur Klärung des Falls

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