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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stulle geschmiert hatte und dann verschwunden war. Sie kam zu dem Schluss, dass sie sich gerade vor Angst verrückt machte und damit aufhören musste. Das Haupthaus der Thunderhead Ranch war ja nicht nur das Zuhause von Julie und Onkel Arlen, sondern auch der Sitz eines großen Unternehmens. Angestellte konnten kommen und gehen. Vielleicht hatte einer Appetit auf einen Mitternachtsimbiss? Daran war wirklich nichts Beängstigendes.
    Doch als Sheridan zwei tiefe Männerstimmen hörte, die sich dem Haus näherten, griff sie sich trotzdem ein Steakmesser aus dem Messerblock und steckte es unter ihre Decke. Als die Haustür aufging und schwere Stiefel über den Hartholzboden des Wohnzimmers schlurften, musste sie eine Entscheidung treffen: Entweder stürmte sie zur Treppe und wurde dabei von den Männern gesehen, oder sie rannte durch die Hintertür in den Ranchhof, oder sie blieb, wo sie war.
    Sie überlegte kurz, dass es weder verboten war, sich spät in der Nacht ein Glas Wasser aus der Küche zu holen, noch sich um diese Zeit etwas zu essen zu machen. Doch sie würde das Messer trotzdem unter der Decke behalten und es später zurückbringen, wenn die Luft rein wäre.
    Eine der Stimmen konnte sie Arlen zuordnen. Die andere war ihr fremd – sie klang kehlig und hatte einen süßlich gedehnten Südstaaten-Akzent. Jetzt näherten sie sich der Küche. Die beiden würden sie ertappen, wenn sie nicht sofort aus der Hintertür in den Hof rannte. Sie erstarrte.
    Mit den Worten »Er lässt euch alle also Zäune bauen … « stieß Arlen die Küchentür auf und sah Sheridan am Tresen stehen. Er war offenkundig überrascht, und in seiner Miene blitzte etwas auf, das Sheridan als echte Verärgerung interpretierte. Dann kehrte sein gekünsteltes Lächeln zurück.
    Â»Sheridan, warum bist du aufgestanden?«, fragte er.
    Â»Ich wollte mir etwas zu trinken holen«, sagte sie möglichst mutig.
    Arlens Begleiter schob sich hinter seinem Gastgeber ins Zimmer und musterte sie. Er war mittelgroß und langgliedrig, hatte verkniffene Augen, ein angespanntes, ausgemergeltes Gesicht, dünne Lippen und mächtige Zahnreihen. Sein braunes, zu einem losen Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar quoll unter einem Hut hervor und hing über die Schultern seiner Jeansjacke.
    Arlen trat ungelenk beiseite, als wäre ihm die Situation peinlich. »Sheridan, das ist Bill.«
    Â»Bill Monroe«, vervollständigte der Mann. »Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen, Sheridan Pickett.«
    Seine Stimme ließ sie gewaltig frösteln – genau wie die Vertrautheit, mit der er sie ansah, obwohl sie sich ganz sicher war, ihm noch nie zuvor begegnet zu sein. Sie war froh, unter der Decke das Messer in ihrer Faust zu spüren.
    Dann stutzte sie plötzlich. »Woher wissen Sie, dass ich Pickett heiße?«
    Der Mann blinzelte, als hätte die Frage ihn erschreckt. Arlen sah sie verblüfft an.
    Â»Na, jeder hat doch schon von Sheridan Pickett gehört«, erwiderte der Fremde – ein lahmer Scherz, der so klang, als redete er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam, und bemühte sich derweil, sich auf etwas Besseres zu besinnen. »Ich glaube, Arlen hat deinen Namen erwähnt.«
    Sheridan schwieg und fand es bedrohlich, wie Monroe sie ansah: mit einer irgendwie anzüglichen Vertrautheit.
    Â»Ich kann mich nicht erinnern, etwas gesagt zu haben«, meinte Arlen, »aber wie dem auch sei … «
    Â»Womöglich hab ich das auch von Hank gehört«, versetzte der Mann mit plötzlicher Zuversicht, als gefiele ihm diese Version weit besser. »Ja, von Hank. Du bist eine Freundin von Julie, stimmt’s?«
    Â»Stimmt.«
    Bill Monroe nickte wissend und neigte dann den Kopf zur Seite, ohne den Blick von ihr zu wenden. »So ist das.« Es folgte eine unangenehme Stille. Sheridan wollte gehen, doch der Mann blockierte die Tür. Offenbar erwartete Arlen von ihr, dass sie zurück ins Bett ging. Aber wer konnte wissen, was Bill Monroe wollte? Jedenfalls hörte er einfach nicht auf, sie anzustarren und zu taxieren. Er ängstigte sie zu Tode.
    Dann dachte sie: Der Mann kennt Arlen und Hank, und zwar gut genug, um Hanks Namen in Arlens Haus ungestraft erwähnen zu können. Was mochte das bedeuten?
    Schließlich sagte Arlen: »Gut, Sheridan, hast du schon etwas getrunken? Du kannst gern ein Glas mit

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