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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Atlanta und dessen Frau.
    Aber das mit diesem Cowboy, nun ja, war wohl nicht das Schlaueste gewesen. Er hatte sich in Sichtweite des Highways befunden und könnte beobachtet worden sein. Es war sogar denkbar, dass im Wagen des Cowboys jemand gewartet hatte! Keeley hatte das nicht überprüft.
    Dass er einfach so das Gewehr gehoben und abgedrückt hatte, wie leicht ihm das von der Hand gegangen war – Mann …
    Oder war es letztendlich vielleicht doch ein kluger Schachzug gewesen? Bei der Untersuchung des Mordes würde bei den Freunden des Cowboys und in seiner Familie ermittelt werden, um herauszufinden, wer ihn nicht mochte oder wem er Geld schuldete – solche Dinge eben. Die Willkür seiner Tat bewirkte zweierlei: Sie erinnerte Keeley daran, die absolute Macht über jeden zu besitzen, der ihm dumm kam. Jeder konnte provoziert oder beleidigt werden. Aber nur die wenigsten hatten die Eier, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Erinnerung an diesen Morgen ließ ihn intensiver darüber nachdenken, was er hier machte und was er nun vorhatte. Er durfte vor allem nicht wieder unbesonnen handeln. Also keine ungestümen Attacken, keine Ausbrüche mehr. Er musste sich cool und schlau verhalten.
    Das war schließlich der Unterschied zwischen ihm und den Arschlöchern in Rawlins, zu denen auch der verstorbene Wacey Hedeman zählte. Verdammt, er hätte zu gern gesehen, wie der sich den letzten Priem in den Mund schob! Es war einfach nur halb so spannend, wenn es im Verborgenen geschah – auch wenn das Ergebnis letztlich dasselbe war.
    ***
    Aber das Glück war ihm hold. Glück, Coolness und ein Ziel – diese Dinge gehörten stets zusammen, genau wie Whiskey, Eis und Wasser, um etwas Vollkommenes hervorzubringen. Fünf lange, heiße Jahre über hatte er in der Parchman Farm eingesessen, Mississippis einzigem Hochsicherheitsgefängnis, und nichts anderes tun können, als herumzusitzen und im eigenen Saft zu schmoren. Je größer der Zorn in seinem Innern geworden war, desto ungerührter war er nach außen hin aufgetreten. Seine Mutter hatte ihm in einem Brief mitgeteilt, was seinem Bruder Ote zugestoßen war. Zwei Jahre später – die Mutter war inzwischen gestorben – hatte er durch seinen holzköpfigen Anwalt von Jeannie und April erfahren. Während er sich in der Parchman Farm den Hintern platt saß, wurden ihm nach und nach auch noch die letzten Familienmitglieder genommen, und er konnte nichts dagegen unternehmen. Enttäuschung und Wut trieben ihn zur Weißglut, und in gewisser Hinsicht war das die reinste Empfindung, die er je verspürt hatte. Aber er kanalisierte sie und behielt sie für sich. Und wartete. Die Belohnung dafür, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, stand, wie er spürte, kurz bevor. Die Ereignisse entwickelten sich endlich zu seinen Gunsten. Von Hank Scarlett gleich nach der Ankunft in Saddlestring angestellt zu werden, war nahezu unwahrscheinliches Glück gewesen. Zudem wusste Keeley, wie es in Kleinstädten lief. Normalerweise hätte er etwas Aufmerksamkeit erregt, weil er so anders war als die Einheimischen. Aber zwei Dinge waren geschehen: Zum einen stellten die Flözgas-Firmen so gut wie jeden ein, der sich auftreiben ließ, sodass es in Saddlestring viele neue Gesichter gab – harte Männer, wie er; viele aus dem Süden, wie er. Zum anderen stand die Fehde von Hank und Arlen im Zentrum der Aufmerksamkeit im Twelve Sleep County, und die Männer, die Hank beschäftigte, galten pauschal als Schläger. Keinen scherte es, wer genau zu Hanks kleiner Privatarmee gehörte – von Interesse war allein die Tatsache, dass es diese Söldnerschar überhaupt gab.
    Unter anderen Umständen wäre Keeley sicher nicht eingestellt worden, da er praktisch keine Erfahrung mit Rancharbeit hatte. Kühen war er bisher nur nahe gekommen, wenn er Cheeseburger aß. Aber Hank hatte ihn gemustert wie ein Trainer, der die Qualitäten eines Feldspielers taxiert, ihn kräftig genannt und nach seinem Namen gefragt.
    Â»Bill Monroe«, hatte Keeley geantwortet, weil ihm dieser Name als Erster in den Sinn kam.
    Â»Bill Monroe«, hatte Hank wiederholt, »Sie haben einen Job.«
    Irgendwann, dachte Keeley, begegne ich einem Bluegrass-Fan, der bei diesem Namen stutzt. Aber bisher war das nicht geschehen.
    ***
    Es hatte da diesen einen Morgen vor zwei Wochen gegeben, erinnerte

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