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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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möchtet ihr zum Frühstück?«
    Julie rieb sich stöhnend die Augen. »Hast du Hunger, Sherry?«
    Â»Nein.« Sheridan drehte sich herum und spürte dabei das Steakmesser, das sie unter ihrem Schlafsack versteckt hatte. »Ich hatte einen echt schlimmen Traum und will nach Hause.«
    Das war die Wahrheit.
    Während Julie sich anzog, schlug Sheridan den Schlafsack zurück und besah sich das Messer im Morgenlicht. Plötzlich wurde ihr übel. Sie ließ den Schlafsack wieder über das Messer fallen, weil sie nicht wollte, dass Julie davon wusste.
    Â»Du siehst schlecht aus.« Julie bürstete sich die Haare und schaute zu Sheridan. »Du bist ganz blass.«
    Â»Ich fühle mich plötzlich gar nicht gut.«
    Â»Was ist denn?«
    Sheridan zögerte. Sollte sie es ihr erzählen? Unvermittelt wurde ihr klar, dass es zwischen ihr und Julie Scarlett ohnehin nie wieder so sein würde wie früher.
    Nein, entschied sie, sie durfte ihr nicht erzählen, dass das Messer aus der Küche genauso aussah wie das, mit dem das Miller-Wiesel an ihre Haustür geheftet worden war.

16. KAPITEL
    Â»Ich hol die Zeitung, wenn du Kaffee machst«, sagte Joe gähnend zu Marybeth, schaltete das Verandalicht ein und sah durchs Haustürfenster nach draußen.
    Â»Das ist ein Wort«, erwiderte Marybeth aus der Küche. »Du bist ganz schön früh wach.«
    Â»Ich konnte nicht schlafen.« Er setzte sich auf eine Bank, um seine Stiefel anzuziehen.
    Â»Worüber hast du dir Sorgen gemacht?«
    Er lächelte. Wie gut Marybeth ihn kannte! Wenn er nicht schlafen konnte, lag es daran, dass er sich Gedanken machte. Nichts anderes vermochte ihn wach zu halten.
    Â»Hoffentlich nicht über Sheridans Übernachtung bei Julie«, setzte sie hinzu.
    Joe musste vorsichtig sein. Tatsächlich hatte er sich genau deswegen Sorgen gemacht. Er wurde den Gedanken nicht los, dass seine Tochter der Situation bei den Scarletts nicht gewachsen war, dies aber niemals zugeben würde. Da braut sich was zusammen, dachte er.
    Â»So dies und das«, gab er zurück.
    Er setzte seinen Cowboyhut auf und zog den Gürtel des Bademantels der morgendlichen Kälte wegen enger. Nach den ersten Schritten auf dem rissigen Betonweg durch den Vorgarten spürte er, dass er beobachtet wurde. Er blieb stehen und merkte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    Ein rascher Blick zur Straße zeigte, dass dort kein Auto unterwegs war oder parkte. Im Norden ragte der noch im Schatten liegende Wolf Mountain mächtig auf. Plötzlich hatte Joe das Gefühl, aus dem Augenwinkel heraus irgendetwas wahrgenommen zu haben, etwas Großes und Schwarzes, das über dem Boden hing. Er fuhr mit dem Kopf nach rechts herum. Dann nach links.
    Kurz glaubte er sich eingekreist und wünschte, er hätte seine Waffe mitgenommen.
    Als er begriff, worum es sich handelte, kam ihm die Galle hoch, und ihm wurde übel.
    Vier Wapiti-Köpfe – die Häupter der Tiere aus dem Stadtpark – steckten auf den Pfählen seines Lattenzauns und blickten auf seinen Rasen. Und auf ihn. Die Zunge des großen Wapitibullen hing rosa und trocken seitlich aus dem Maul. Alle acht kalten schwarzen Augen standen offen.
    Joe wollte schlucken, doch seine Kehle war zu trocken.
    Egal, wer der Täter war: Er hatte dort zugeschlagen, wo Joe lebte, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Er hatte nicht nur vier Tiere, die in der ganzen Stadt beliebt waren und für die Joe zuständig war, getötet und enthauptet – er hatte die Köpfe auch zu seinem Haus gebracht und auf Pfähle gesteckt, um ihn zu verhöhnen. Um ihn zu erniedrigen. Um ihn und seine Familie zu verängstigen. Er wollte Joe damit sagen, dass es keine Grenzen gab und er ihn weder fürchtete noch achtete. Das knallte er ihm direkt vor den Latz, rieb es ihm vor seiner Familie unter die Nase.
    Joe war angewidert und wütend. Mit wem zur Hölle hatte er es hier bloß zu tun, der zu so etwas fähig war?
    Â»Joe?«, fragte seine Frau von der Haustür her.
    Er wollte zum Haus zurückrennen und Marybeth herumdrehen, ehe sie die Köpfe entdeckte.
    Doch dafür war es bereits zu spät.
    Â»Mein Gott«, flüsterte sie. »Joe … «
    Trotz seines pochenden Herzens und Marybeths keuchendem Atem hörte er in der Ferne einen Motor anspringen. Ja – sie wurden von jemandem beobachtet.
    Leider gab es auf dem Wolf Mountain

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