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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Spinnennetz an alten Forstwirtschaftswegen. Solange er nicht wusste, wo genau der Wagen geparkt gewesen war, würde er den oder die Insassen auf keinen Fall aufspüren können.
    Â»Wer tut uns das an?«, fragte Marybeth.
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Â»Joe, was können wir dagegen tun?«
    Â»Auch das weiß ich nicht.«
    Â»Aber du beseitigst die Dinger hoffentlich, ehe Lucy aufsteht und sie sieht.«
    Joe nickte.
    Â»Das ist entsetzlich«, fuhr Marybeth fort. »Und es wird immer schlimmer.«
    Â»Ja.«
    Â»Und wenn der Kerl nicht aufhört?«
    Joe ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
    Â»Joe, was dann?«, fragte sie an seiner Schulter.
    Â»Der hört schon auf«, erwiderte er, doch seine Worte klangen nicht gerade zuversichtlich.
    ***
    Als Marybeth Minuten später wieder aus der Haustür trat, sah sie ihren Mann in Bademantel, Cowboyhut und Stiefeln über den Rasen gehen und einen Wapiti-Kopf am Geweih halten.
    Â»Komm rein, und zieh dich an«, sagte sie bekümmert. »So kannst du nicht rumlaufen. Stell dir vor, jemand fährt vorbei und sieht dich.«
    Statt zu antworten, hob Joe den Wapitikopf in die Höhe. »Das macht mich wirklich wütend, Marybeth.«
    Â»Komm rein, Joe … «
    ***
    Joe wartete auf eine Verbindung mit dem Sheriff, der mit den übrigen »Morgenmännern« im Schnellrestaurant Kaffee trank.
    Â»Sheriff McLanahan«, kam es gedehnt. »Was kann ich für Sie tun, Joe?«
    Â»Jemand hat Wapitis enthauptet und die Köpfe auf meinen Zaun gesteckt«, erwiderte Joe. »Es waren die Tiere aus dem Stadtpark – alle vier.«
    Â»Meine Güte«, gab McLanahan zurück. »Und ich hab gerade begonnen, die Viecher gern zu haben.«
    Â»Sie sind alle tot. Wollen Sie herkommen, um sie sich anzusehen?«
    Â»Nicht nötig. Ich hab jede Menge Wapitiköpfe gesehen. Die hängen praktisch an jeder Wand der Stadt!«
    Â»Und jetzt liegen sie in meinem Hof.«
    Â»Das ist nicht gerade nachbarschaftlich.«
    Â»Nein, allzu nachbarschaftlich ist das nicht«, gab Joe laut genug zurück, damit Marybeth ihn hörte. Sie sah auf und verzog das Gesicht. »Sheriff, dahinter stecken keine Nachbarn. Dahinter steckt der Kerl, der das Miller-Wiesel an meine Tür geheftet hat. Er hat den Einsatz erhöht.«
    Â»Sind Sie sicher? Woher wollen Sie das wissen?«
    Â»Es muss so sein.«
    Â»Also spekulieren Sie nur«, versetzte McLanahan und dehnte genüsslich das Wort spekulieren .
    Â»Wer sonst sollte das getan haben?«
    Â»Das weiß ich auch nicht so genau.«
    Â»Das wissen Sie auch nicht so genau«, wiederholte Joe und spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    Marybeth stand in der Tür und schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen: Dieses Tal wird langsam zu klein für uns .
    ***
    Um ein Loch zu graben, das tief und breit genug war, damit die riesigen Wapitiköpfe hineinpassten, hätte Joe einen Frontlader gebraucht. Stattdessen wuchtete er wütend drei Köpfe auf die Ladefläche seines Pick-ups, fuhr sie tief in den Wald des Wolf Mountain und warf sie dort ins Unterholz. Zwar würden Insekten und Aasfresser mit dem Fell, Fleisch und den Weichteilen kurzen Prozess machen und nur den Schädel samt Geweih übrig lassen, doch es ging ihm absolut gegen den Strich, die Köpfe wie Müllsäcke abzuladen. Den Vierten hatte er hinter die Garage geschleppt und mit einer Plastikplane abgedeckt, um ihn bei der Gerichtsmedizin abzugeben. Möglicherweise fand sich an dem Kadaver ja ein menschliches Haar oder eine Textilfaser, die zum Täter führte.
    Joe war nicht in der Stimmung, mit Randy Pope zu telefonieren, und wollte zuerst gar nicht rangehen, als er dessen Nummer auf dem Display seines Handys sah. Aber es war Samstag früh, und die Zentrale in Cheyenne hatte geschlossen – vielleicht handelte es sich also um etwas Wichtiges.
    Â»Ja?«
    Â»Ich bin zu Hause, Joe.« Pope versuchte gar nicht erst, seine Entrüstung zu verbergen, »und mich ruft schluchzend eine Journalistin vom Saddlestring Roundup an und fragt, ob ich etwas dazu sagen kann, dass mitten in der Stadt vier Wapitis abgemetzelt wurden. Die Kadaver sollen für alle sichtbar im Park liegen, aber ohne Köpfe. Und es heißt, kleine Kinder schreien wie am Spieß.«
    Joe schloss die Augen, und rote Funken tanzten über die Innenfläche seiner

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