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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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und zitierte weiter: »Als aber das der Pharisäer sah, der ihneingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: ›Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.‹«
    Er drückte den Schwamm fester gegen ihr Fleisch, und sie schrie so laut auf, dass ihre Stimme im Keller widerhallte.
    »Jesus war demütig, verstehst du? Obwohl sie eine Hure und Sünderin war, ließ Er sich von ihr die Füße salben. Und dann, beim letzten Abendmahl, wusch er seinen Jüngern die Füße. Und Petrus rief: Nein Herr, ich lasse dich nicht meine Füße waschen. Aber Jesus tat es trotzdem. Obwohl es unter Seiner Würde war, tat er es dennoch. Deshalb werde ich, obwohl du eine Hure und Sünderin bist, dir die Füße waschen.«
    Er setzte ihren Fuß ins Wasser. Sie biss die Zähne zusammen, und die brühende Hitze löschte den Schmerz unter ihrer zerfetzten Haut aus. Dann nahm er die Drahtschere und befreite den anderen Fuß.
    »Und so wirst du errettet werden«, sagte er. »Ich werde dich Ihm gewaschen und gesalbt darbieten.«
    Er hob den Arm und legte ihr seine Finger unter das Kinn und den Daumen auf die Lippen. Sie schmeckte Seife und heißes Wasser. Der Daumen schob sich zwischen die Lippen und rieb hin und her, bis er den Widerstand der Zähne spürte.
    »Ganz rein«, sagte er. »Ich mache dich ganz rein.«

53
    Herkus machte einen Schritt zurück auf die Straße und schaute zum Haus hoch. Das Nachbarhaus sah im orangefarbenen Schein der Straßenlaterne verlassen aus, aber dieses hier war gut in Schuss. Allerdings sahen die Fenster seltsam aus. In einem alten Haus wie diesem hätte man Schiebefenster mit Holzrahmen erwartet, doch dieses besaß stattdessen moderne mit PVC-Rahmen und Doppelverglasung.
    Er schaute sich um.
    Komische Gegend. Die beiden aneinandergebauten Häuser standen abseits von allen anderen, am Scheitelpunkt einer Kehre. Weder vor noch hinter ihnen befanden sich irgendwelche Gebäude. Wahrscheinlich kamen nur sehr wenige Leute hier vorbei.
    Ein Frösteln durchfuhr ihn, als würde es mit dem eisigen Wind wetteifern, der ihm die Schneeflocken ins Gesicht blies. Herkus wusste viele Dinge, die man besser nicht wusste. Dinge, die man nicht vergessen konnte, wie sehr man es sich auch wünschen mochte.
    Deshalb wusste er auch, dass dies ein Mordhaus war.
    Also vorsichtig sein. Er kehrte zum Mercedes zurück und holte die Glock 17. Das Gewicht in seiner Jackentasche flößte ihm Zuversicht ein.
    An einer Seite des Hauses entlang verlief eine Durchfahrt, die zur Rückseite führte. Herkus folgte ihr und bemerkte die bereitswieder mit Schnee bedeckten Reifenspuren. Er erreichte einen von einer Mauer umgebenen Hinterhof.
    Die Spuren endeten in einem Dreieck, wo der Wagen durch das inzwischen wieder geschlossene Holztor zurückgesetzt und gewendet hatte. Bestimmt war das Tor verriegelt, aber Herkus versuchte trotzdem sein Glück.
    Er hockte sich hin und legte ein Auge an den Spalt, durch den das Vorhängeschloss und die Kette zu sehen waren. Wie schon von vorne sah man auch von hier kein Lebenszeichen im Haus. Im Hof allerdings stand ein Transporter. Der Besitzer war also irgendwo dort drinnen, da war Herkus sich sicher.
    Wenn er sich ganz langmachte, konnte er gerade noch über das Tor greifen. Seine Finger fanden Halt. Seine Fußspitze passte kaum durch den Torspalt, aber immerhin so weit, dass er Tritt fand. Mühsam hievte er seinen massigen Körper hoch.
    Oben blieb er einen Moment liegen, verschnaufte und suchte den gesamten Hof ab. In der Dunkelheit konnte er unter der Schneedecke nur die vagen Umrisse verschiedener Gegenstände erkennen. Eine Schubkarre, etwas, das aussah wie eine Mischmaschine, und noch andere, weiß bepuderte Schemen.
    Er zog das zweite Bein über das Tor und ließ seinen Körper hinabgleiten. Herkus war kein Mann eleganter Bewegungen. Er schlug schwer auf, ein Schmerz durchfuhr seine Fußgelenke und Knie. Kurz suchte er Halt am Tor, dann näherte er sich über den Hof dem Wagen.
    Er legte eine Hand auf die Kühlerhaube. Kalt. Er sah auf die Erde. Fußspuren führten zum Tor, wieder zurück und anschließend zum Haus. Alle waren sie mit Neuschnee bedeckt. Frische Spuren gab es außer seinen eigenen nicht.
    Herkus ging weiter bis zur Hintertür. Er versuchte den Knauf zu drehen, doch die Tür war fest verschlossen. Er trat ans Fenster.
    Mit beiden Händen beschirmte er seine Augen und konntehinter der Scheibe eine

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