Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
anderen Stelle wieder in ihn ein.
    Und wieder.
    Und wieder.
    Herkus griff danach, fühlte etwas Langes, Dünnes, Hartes, Glitschiges.
    Dann berührten weiche Lippen sein Ohr, dahinter fühlte er die harten Zähne. »Genau so«, zischten sie.

61
    Gerade als er seine Füße vom Spülbecken auf den gefliesten Boden schwang, hörte Lennon den zweiten Schuss.
    »Du bist ein kompletter Idiot«, schalt er sich noch einmal.
    Ein Idiot, weil er hier eingedrungen war, nachdem er den ersten Schuss gehört hatte. Ein Idiot, weil er nicht wieder kehrtmachte und verschwand, als er die nächsten zwei hörte. Schon mehrmals in den letzten zwei Minuten hatte er sich selbst für verrückt erklärt, dennoch schien sein Verstand offenbar unwillig oder nicht in der Lage zu sein, auf den Rat seines Bauchgefühls zu hören.
    Jack Lennon war schon ein Idiot gewesen, dass er überhaupt in die Polizei eingetreten war. Er war ein Idiot gewesen, als er sich geweigert hatte, eine Belobigung dafür anzunehmen, dass er unter Beschuss einem Kollegen das Leben gerettet hatte. Er war ein Idiot gewesen, als er seine Tochter schon im Stich gelassen hatte, als sie noch im Mutterleib gewesen war. Er war ein Idiot gewesen, als er einen Killer namens Gerry Fegan über die Grenze gefahren hatte, damit der dort eine alte Rechnung begleichen konnte.
    Sein ganzes Leben lang war er ein Idiot gewesen, das wusste Lennon, aber aufgehalten hatte es ihn noch nie. Er zog seine Pistole und tastete sich weiter ins Haus vor.

62
    Der Mann, der jetzt wieder Edwin Paynter war, drückte den Schraubenzieher nach oben, damit der sich durch die Eingeweide des Ausländers grub. Der Ausländer schrie auf.
    Paynter verminderte den Druck auf den Griff wieder und wartete, bis der Ausländer aufhörte, sich zu winden.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte er.
    »Taxifirma«, presste der Ausländer hervor.
    »Welche Taxifirma?«
    »Maxis Taxis«, keuchte der Ausländer. »Rasa hat ein Bild gemalt. Ich habe es dem Boss von der Taxifirma gezeigt. Er hat dich für mich gefunden.«
    »Was für ein Bild?«
    »Hat Rasa gemalt.«
    »Wer ist Rasa? Wer hat es gemalt?«
    »Rasa arbeitet für meinen Boss. Kümmert sich um Mädchen. Sie sieht dich mit Hure, malt Bild.«
    Paynters Gedanken überschlugen sich, suchten nach irgendwelchen Möglichkeiten, Antworten, Auswegen. Aber es war alles verloren. Ein Bild von ihm machte die Runde. Jetzt blieb nur noch die Flucht.
    Nein, eines gab es noch zu erledigen. Und sie lag neben ihm und erstickte fast an dem Handtuch, das er ihr in den Mund gestopft hatte.
    Ein glühender, heiliger Zorn brach aus ihm hervor.
    Sie war an all dem schuld. Sie hatte den Eindringling hergeführt mit ihrem Mädchenduft, hatte ihn angelockt wie eine Hündin über Kilometer hinweg die Rüden.
    »Du Schlampe«, fauchte er. »Du dreckige Schlampe!«
    Er presste ihr eine nasse Hand auf den Mund. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er je solche Worte gesprochen.
    Sie hatte ihn das sagen lassen. Sie hatte ihn diese hasserfüllten Worte sprechen lassen. Eine Teufelin war sie. Und bevor er fliehen konnte, musste er sie noch mit den anderen von ihrer Sorte unter den Kellerboden verbannen.
    Er tastete nach dem Schraubenzieher, um ihn ihr in die Schläfe zu rammen, aber als er ihn dem Ausländer aus dem Bauch zog, stöhnte der auf.
    Edwin Paynter atmete einmal tief durch und versuchte, die Wut über die offenbarte Wahrheit zu ersticken. Bleib ruhig, ermahnte er sich. Er wusste, was er zu tun hatte.
    Eins nach dem anderen, dachte er.
    Er drückte den Kopf des Ausländers zurück und tastete nach der entblößten Kehle. Dann drehte er den Schraubenzieher in der Hand und holte weit aus.
    »Es gibt da einen Cop«, keuchte der Ausländer.

63
    Herkus röchelte. Er verlor Blut.
    »Der Cop … Er weiß Bescheid über dich«, sagte er.
    Ein letzter Appell an die Vernunft, ein letztes Fünkchen Hoffnung. Hauptsache, er hielt den Irren auf und gewann etwas Zeit. Es funktionierte. Die Klinge, oder was auch immer es war, drang nicht erneut in seinen Körper ein.
    »Was für ein Cop?«, fragte der Irre.
    Trotz seiner Benommenheit und der Schmerzen versuchte Herkus sich an den Namen zu erinnern. »Lennon«, stöhnte er. »Lennon. Er kennt dein Gesicht.« Eine heiße Mischung aus Galle und Blut schwappte ihm die Kehle hoch. Er hustete und schrie auf, weil das Feuer in seinen Eingeweiden brannte.
    »Woher?«, fragte der Irre. Herkus trat um sich und versuchte wegzukriechen. Der Irre drückte

Weitere Kostenlose Bücher