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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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mindern.
    Er war sich sicher, dass dieser Geisteskranke nur die Hure wollte. Er würde sie sich holen und verschwinden, ihm selbst musste gar nichts passieren. Aber wie ließ sich mit so einem Irren vernünftig reden?
    Über das Sirren hinweg hörte er das Würgen der Hure. Es hörte sich an, als käme es vom Boden. War sie umgestürzt?
    Herkus zwang sich, nachzudenken, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Gut, der Irre hatte den Vorteil, dass er seinen eigenen dunklen Keller kannte, aber Herkus war bewaffnet. Wenn dieser Irre ihm an den Kragen wollte, musste er angreifen.
    Herkus kroch auf das Würgen zu und tastete dabei den rauen Boden ab, bis er auf die weiche Haut der Hure stieß. Mit den Fingerspitzen fand er ihre Wange, die Nase, den Lappen, den man ihr in den Mund gesteckt hatte. Mit der freien Hand packte er sie an der Kehle, während er ihr mit der anderen die Mündung der Pistole an die Schläfe drückte.
    »Du willst die Hure?«, rief er in die Dunkelheit hinein. »Du willst mich? Dann komm.«
    Er packte die Rückenlehne und zerrte sie aus der Mitte des Raumes weg. Die Hure trat wimmernd um sich, als er sie über den Boden zog. Als er an seinem Rücken wieder die kalte Wand spürte, blieb er stehen.
    »Komm doch«, rief er.
    »Nein«, antwortete eine leise Stimme.
    Ruckartig wirbelte Herkus nach rechts herum und zielte mit der Glock in die Richtung, aus der das Wort gekommen war.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte die Stimme, jetzt kam sie von links. Herkus zielte erneut und drückte ab. Das Mündungsfeuer erhellte den Verrückten, der ihn aus der gegenüberliegenden Ecke beobachtete.
    Herkus riss die Glock in diese Richtung und feuerte noch einmal in die Dunkelheit, doch als es aufblitzte, war da nichts als Luft.
    Die Hure schrie auf, der Lappen in ihrem Mund dämpfte das Geschrei. Herkus schüttelte ruckartig den Kopf, schluckte und versuchte, das Sirren loszuwerden.
    »Diese Pistole ist sehr laut«, sagte der Irre. Der Akzent kamHerkus seltsam vor, er sprach nicht so wie andere Leute aus dieser Stadt. »Das schmerzt in meinen Ohren. Schießen Sie nicht noch einmal, sonst tue ich Ihnen weh. Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ich bin nur wegen der Hure da«, sagte Herkus.
    »Sie gehört mir«, erklärte der Irre.
    »Nein«, sagte Herkus. »Du hast sie gestohlen.«
    »Der Herr hat sie mir gegeben.«
    Herkus lachte. »Mein Boss hat sie gekauft. Aleksander soll sie besorgen. Sie gehört nicht dir. Gehört uns.«
    »Zweifelst du an meinen Worten?«
    Plötzlich war die Stimme ganz nah. Herkus schlug mit der Glock aus und war sich sicher, dass sie den Kopf des Irren treffen würde. Aber sie schlug ins Leere.
    Er blinzelte. Allmählich machten seine Augen in der Dunkelheit Umrisse aus, aber keiner davon hatte eine menschliche Form. Er legte seine freie Hand wieder um die Kehle der Hure und drückte zu, bis sie röchelte.
    »Ich töte sie«, sagte er.
    »Das wäre eine Schande«, sagte der Irre. »Aber wenn du unbedingt musst. Es gibt noch andere. Es gibt immer andere. Leute wie ihr bringt sie her, um sie zu verkaufen. Keiner weiß, wer sie sind. Man kann ihre Spur nicht verfolgen. Wenn eine von ihnen verschwindet, wer würde sie als vermisst melden? Deshalb übergibt der Herr sie mir.«
    »Du bist verrückt«, sagte Herkus.
    »Es mag so scheinen. Aber du irrst dich.«
    »Du bist nicht verrückt? Dann hör mir zu. Diese Hure gehört einem grausamen Mann. Sie hat seinen Bruder getötet. Jetzt will er, dass sie tot ist. Wenn ich sie mitnehme, ist alles vorbei. Wenn nicht, jagt dich der grausame Mann. Verstanden?«
    Der Irre lachte. »Du kannst mir keine Angst machen. Verstehst du denn nicht? Ich habe den Herrn Jesus Christus auf meiner Seite.Wenn ein Feind kommt, um mir Böses anzutun, wird Er ihn niederstrecken.«
    »Nein«, sagte Herkus. »Jesus wird dir nicht helfen. Schlägt nicht nieder meinen Boss.«
    »Doch, das wird er«, sagte der Irre. »Genau so.«
    Etwas traf Herkus, fuhr unterhalb der Rippen in den Leib, dann fiel etwas Schweres auf ihn. Er versuchte die Glock herumzureißen und auf das zu feuern, was ihn niederdrückte, aber die Pistole war plötzlich so schwer, dass seine Hand sie nicht mehr halten konnte. Scheppernd fiel sie auf den Beton.
    Er roch saure Milch und fühlte, wie sich auf seinem Unterleib etwas Warmes ausbreitete.
    »Genau so«, zischte der Irre.
    Der heiß glühende Dorn wurde ihm aus dem Leib gezogen und hinterließ einen noch tieferen Schmerz, und schon drang er an einer

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