Rachegott: Thriller
für ihn und mich gibt?! Das kann doch nicht so schwer sein!
Nora befürchtete, dass Max seine Psychospiele noch viele Monate mit ihr treiben würde. Er kannte keine Grenzen. Er genoss es, einen Menschen zu irritieren und zu manipulieren. Zu allem Überfluss besaß er eine unglaubliche Geduld. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf setzte, dann zog er es auch durch. In dieser Hinsicht ähnelte er Nora auf erschreckende Weise.
Leider ist das die einzige Eigenschaft, die uns verbindet. Nur habe ich das viel zu spät erkannt. Ich muss blind gewesen sein! Anscheinend habe ich damals alle Zeichen des Bösen übersehen! So etwas wird mir nie wieder passieren.
Sie stieg aus ihrem Wagen und schritt hinaus, um das Garagentor herunterzulassen. Dabei sah sie sich vorsichtshalber noch einmal um. Zu ihrer Erleichterung näherte sich ihr lediglich das verliebte Pärchen. Daher zog sie das Tor herunter, lief auf ihre Haustür zu und steckte den Schlüssel ins Schloss. Zeitgleich hörte sie neben dem Haus ein Rascheln. Dann ertönten Schritte. Männliche Schritte.
Bitte nicht. Verschone mich. Ich will dich nicht sehen!
Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. In der nächsten Sekunde tauchte Max auf. Wie ein Geist taumelte er um die Hausecke, hob den rechten Arm und wankte stark nach rechts.
Auch das noch! Er ist betrunken! Das darf nicht wahr sein! Wenn er zu tief ins Glas geschaut hat, dann ist er erst recht unberechenbar!
„Hallo, Schatz!“, lallte Max. Er trug ein hautenges Shirt zu einer Jeans. Seine bullige Erscheinung ließ ihn äußerst bedrohlich wirken. Während der Zeit im Knast hatte er offensichtlich viele Gewichte gestemmt.
„Du bist besoffen, Max! Verschwinde von hier! Lass mich in Ruhe!“
„Ich ... ich bin gleich weg!“ Er torkelte auf sie zu. „Aber ich muss wissen, ob du mittlerweile beweisen kannst, dass ich ... dass ich nichts mit Timos Unfall zu tun habe?!“
Nora schloss ihre Haustür auf. „Nein, das kann ich nicht. Das alles interessiert mich nicht mehr! Ich habe damit abgeschlossen! Ich bin mir zwar sicher, dass du die Verantwortung für seinen Tod trägst, aber ich will davon nichts mehr wissen!“
„Ich war am Tag des Unfalls nicht einmal in Timos Nähe! Du musst mir glauben, Nora! Ich war es nicht! Ich bin kein Mörder!“ Aus heiterem Himmel rannte er los. Er raste so schnell auf Nora zu, dass sie kaum noch reagieren konnte. Zwar gelang es ihr, in den Flur zu hechten, doch die Tür konnte sie nicht mehr vor Max schließen. Mit seinem ganzen Körpergewicht schmiss er sich dagegen und ging anschließend in die Knie. Er schrie vor Schmerz, weil er mit dem Musikknochen gegen den Türrahmen geknallt war. Doch innerhalb weniger Sekunden raffte er sich schon wieder auf, biss die Zähne zusammen und hielt sich an der Flurwand fest.
Nora schnappte sich ihre Waffe und richtete sie auf ihn. „Ich warne dich noch ein letztes Mal! Lass mich ab sofort in Frieden! Sonst werde ich gerichtliche Schritte gegen dich einleiten!“
„Du kannst nichts gegen mich machen. Du hast nicht das Geringste gegen mich in der Hand!“
„Ach, nein? Wie wäre es mit Hausfriedensbruch? Und zwar in mehreren Fällen! Das wäre schon einmal ein Anfang. Aber es würde sicherlich noch viel mehr hinzukommen.“
„Das machst du sowieso nicht. Du redest immer viel, aber du handelst nie. Das kenne ich noch von früher.“
„Möglicherweise habe ich mich verändert.“ Nora blickte auf die Straße. Sie hoffte, dass das verliebte Pärchen noch in der Nähe war. Doch sie konnte es nicht sehen.
„Ich bin sogar davon überzeugt, dass du dich verändert hast!“, brüllte Max. „Aber offensichtlich in negativer Hinsicht! Du brauchst einen richtigen Kerl an deiner Seite! Das sehe ich dir an!“
„Und dieser Kerl bist du ?!“
„Du hast es erfasst!“
Nora schüttelte den Kopf. Noch immer hielt sie ihre Pistole auf Max gerichtet. „Es ist aus zwischen uns. Ich gebe dir einen guten Rat: Fang ein neues Leben an und lass die Finger vom Alkohol! Du weißt genau, dass er dich in ein noch größeres Monster verwandelt!“
„Noch größer? Du hältst mich also für eine Bestie, was? Denkst du etwa immer noch, dass ich nicht nur Timo getötet habe, sondern auch damals bei dem Mord in Bremen wissentlich beteiligt war?!“
„Ja, das denke ich. Und der Richter dachte es auch.“
„Ich scheiße auf den Richter! Ich weiß, was wirklich Sache war! Ich wurde von meinen Kumpels benutzt! Ralf und Kalle haben mich zu diesem Ausflug
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