Rachegott: Thriller
nach Bremen überredet, weil sie mich für ihren Mord brauchten! Ich dachte, dass es lediglich ein Wochenendausflug von Freunden gewesen wäre! Sie haben mich auf übelste Weise hinters Licht geführt!“
„Ich kenne die Geschichte, Max.“
„Aber du kennst offensichtlich nicht die richtige Version der Geschichte! Ralf und Kalle haben diesen Rentner umgebracht, weil Ralfs Schwester daraufhin zu einer Menge Kohle kam! Sie ist nämlich mit dem Sohn dieses stinkreichen Knackers verheiratet! Sie hatte mit Ralf den irren Plan gefasst, den Alten umzubringen! Für Ralf sollte dabei auch eine enorme Summe herausspringen.“
„Das ist mir bewusst! Deine beiden ‚Freunde’ wurden ebenfalls verurteilt. Sie sitzen lebenslänglich hinter Gittern, wie du wohl weißt! Aber das heißt nicht, dass du nicht doch wissentlich in die Sache verwickelt warst! Du solltest froh sein, dass du jetzt schon wieder draußen bist, und diesen Umstand als Chance ansehen! Nutze sie, verdammt! Beginne von Neuem! Aber lass mich in Ruhe! Du spielst keine Rolle mehr in meinem Leben. Wann kapierst du das endlich?“
Nora trat nach vorne, doch diesen Schritt sollte sie schon im kommenden Augenblick bereuen. Max rauschte nämlich vor, schlug ihr die Pistole aus der Hand und warf sich mit seinen 110 Kilogramm auf sie. Er stürzte mit ihr zu Boden und presste ihr die Luft aus den Lungen. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Sie sah sogar vereinzelte Sterne, während das Blut in ihren Kopf gepumpt wurde.
„Du bist meine Frau!“, schrie Max, wodurch Nora seine Wodka-Fahne zu riechen bekam. Sie verzog das Gesicht und wollte sich wehren, doch der heftige Aufprall ließ sie nicht wie gewohnt agieren. Sie brauchte mehrere Sekunden, um sich wieder einigermaßen zu fangen. Diese Sekunden reichten Max, um ihre Hände zu ergreifen und mit aller Kraft festzuhalten.
„Entweder kommst du jetzt zu mir zurück oder du wirst diesen Abend nicht überleben! Ich schwöre es dir! Ich werde dich töten! Ich werde es tun!“
Nora erstarrte. Sie sah Max in die Augen und wusste, dass er seine Drohung ernst meinte. Seine aggressive Grundeinstellung bildete zusammen mit dem Alkohol eine tödliche Mischung. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne. In diesem Zustand war er zu allem fähig.
Wirklich zu allem!
Nora wartete kurz. Dann nutzte sie ihre einzige Möglichkeit, um sich aus Max’ Griff zu befreien. Sie schleuderte ihr rechtes Bein unter seinem Körper hervor und verpasste ihm mit dem Knie einen Stoß in die Nieren. Postwendend schrie ihr Exmann auf und lockerte seinen Griff um ihre Hände. Sie bäumte sich auf, gab Max einen weiteren Tritt und riss ihre Arme los. Dann wandte sie sich halb unter seinem massigen Oberkörper hervor und langte nach ihrer Waffe, die einen Meter weiter rechts lag.
Komm schon! Komm schon!
Da Max noch immer auf ihrem Unterleib hockte, konnte sie sich nicht mit einem schnellen Ruck zur Waffe befördern. Stattdessen tasteten sich ihre Finger immer weiter vor. Zentimeter um Zentimeter näherten sie sich der Pistole.
Als Max ihr Vorhaben erkannte, ignorierte er seinen Schmerz und warf sich wieder ganz auf sie. Doch es war zu spät. Nora bekam die Waffe genau in dem Moment zu fassen, als Max ihre Arme ergriff. Dadurch zog er die Schussrichtung der Pistole ungewollt auf sich. Während er ihr dann einen Schlag auf die Schulter verpasste, ertönte ein Knall.
Nora wusste zunächst nicht, was geschehen war. Aber sie spürte plötzlich eine warme Flüssigkeit in ihr Gesicht tropfen. Nach und nach wurde ihr klar, dass es sich dabei um Blut handelte. Um Max’ Blut.
Er hockte auf ihrem Bauch und stütze sich auf den Fliesen hinter ihrem Kopf ab. Scheinbar wollte er etwas sagen, aber seiner Kehle entsprang kein einziger Ton.
Die Ermittlerin hielt die Luft an. Dieser Moment kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie blickte in Max’ Gesicht, das reglos auf die Fliesen gerichtet war. Dann sackte ihr Exmann ruckartig in sich zusammen. Da er ihr somit abermals die Luft abschnürte, begann Nora panisch zu strampeln. Mit letzter Kraft robbte sie sich unter seinem Körper hervor und rang nach Sauerstoff. Erst dann wurde ihr völlig bewusst, was soeben geschehen war. Und diese Erkenntnis ließ sie innerlich zu Salzsäule erstarren.
Mein Gott, ich habe ihn erschossen! Ich habe meinen Exmann ermordet!
14
Thomas stürmte durch die geöffnete Haustür und hielt Ausschau nach seiner Kollegin. Da er sie nirgends sehen konnte, rief er
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