Rachegott: Thriller
Ich weiß nicht, wie oft ich dir das noch sagen muss, bis du das endlich begreifst. Dich trifft keine Schuld.“ Thomas spürte genau, dass er Nora nicht von seinen Worten überzeugen konnte. Schon nachdem Timo gestorben war und Nora sich immer weiter zurückgezogen hatte, war es ihm nicht gelungen, sie wieder aufzumuntern und in die Realität zurückzuholen. Erst Monate später hatte sie aufgrund eines neuen Mordfalls allmählich wieder zu alter Stärke zurückgefunden.
Tommy befürchtete, dass ein vergleichbarer Tiefpunkt nun schon wieder vor ihr lag. Und er wusste nicht, ob sie diesen auch noch einmal überwinden konnte. Daher schwor er sich, alles daran zu setzen, sie nicht wieder in ein Loch fallen zu lassen. Diesmal würde er es bereits im Ansatz verhindern. Er durfte nicht zulassen, dass seine Freundin und Kollegin an diesen Schicksalsschlägen zerbrach.
„Ich verstehe, dass es dir dreckig geht, Nora. Aber ich kann nicht akzeptieren, dass du Max nicht mehr als das Monster ansiehst, das er wirklich ist, nur weil du ihn in Notwehr angeschossen hast. Du bist ihm nichts schuldig. Gar nichts.“
„Es geht auch nicht um Schuld, sondern um Reue! Ich bereue, was ich getan habe, obwohl ich Max über alles hasse! Diesen Zwiespalt verstehe ich selbst nicht einmal. Aber er ist da! Und genau das macht mich so fertig!“
Nora erhob sich von der Couch und schritt hinüber zum Flur. Ohne sich noch einmal zu Tommy umzudrehen, verließ sie das Zimmer.
Im ersten Moment wollte Thomas ihr folgen, doch dann hielt er es für besser, ihr etwas Freiraum zu lassen. Er wusste, dass sie sich nun über einige Dinge klar werden musste. Und das machte sie am liebsten alleine.
Ganz für sich.
15
Sonntag, 19. August 2012
Am nächsten Morgen saßen Nora und Tommy in Kortmanns Büro. Während sie schweigend vor dem Schreibtisch verweilten, schritt das Schwergewicht hinter ihnen auf und ab. „Ich begreife nicht, was in diesem Junker vor sich geht! Er wurde gefeuert, hat finanzielle Probleme und ist verzweifelt. Deshalb hat er einen tiefen Hass auf Gertrud Muster entwickelt. Okay, das sehe ich noch ein. Aber dass er nun nicht nur sie, sondern auch gleich noch zwei weitere Frauen ermordet hat, will mir nicht in den Kopf. Das ist absolut gestört! Hat der Kerl sich etwa wirklich als Ziel gesetzt, so viele stadtbekannte, reiche Frauen wie möglich zu ermorden? Falls ja, wer könnte dann das nächste Opfer sein? Wie können wir den Kerl stoppen? Wo steckt er jetzt? Fragen über Fragen! Und nicht auf eine einzige haben wir die Antwort! Zwar konnten die Jungs von der SpuSi keine Fotos mit weiteren potenziellen Opfern in Junkers Haus finden, aber das muss ja nichts heißen. Ich befürchte ehrlich gesagt das Schlimmste!“
„Hat die Fahndung nach ihm denn noch nichts ergeben?“, wollte Tommy wissen.
„Leider nicht. Bisher kann er sich noch irgendwo versteckt halten. Zwar lasse ich sein Haus rund um die Uhr observieren, aber ich denke nicht, dass er dort noch einmal auftauchen wird.“
„Haben Sie auch schon Junkers Konten überprüfen lassen? Steht er finanziell wirklich so schlecht da, wie Herbert Muster behauptet?“
„Ja, Junker ist definitiv pleite. Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass er irgendwo noch viel Geld besitzt.“
„Wie steht es mit der Befragung seiner Nachbarn? Konnte jemand einen hilfreichen Tipp liefern?“
„Nein, niemand konnte uns weiterhelfen. Junker sei ein vollkommen ‚gewöhnlicher Typ’. Er wäre den meisten Nachbarn gegenüber immer freundlich aufgetreten. Keiner von denen kann sich vorstellen, dass er einen Mord begehen würde. Allerdings gaben die meisten an, dass er in den letzten Wochen zusehends nervöser geworden sei.“ Kortmann strich sich mit der rechten Hand über die Stirn. Dann befeuchtete er seine Lippen und fuhr fort: „Die Analyse der Haare und Hautschuppen aus seinem Keller hat ergeben, dass sie von ein und derselben Person stammen. Doch weder diese DNA noch die sichergestellten Fingerabdrücke sind in unseren Datenbanken gespeichert. Ich habe diese daraufhin auch direkt nach Junker überprüfen lassen. Aber er konnte nicht gefunden werden. Daher passt alles zusammen.“
„Sie sind also davon überzeugt, dass er der Mörder ist?“, hakte Tommy nach, ehe er seine Sitzposition veränderte.
„Natürlich. Oder denken Sie allen Ernstes, dass eine andere Person die Fotos und Spuren in Junkers Kellerzimmer angebracht hat? Wie hätte dieser Vorgang ablaufen
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