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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Tisch lagen. „Das sind die Obduktionsberichte von Trude Weishaupt und Jana Schneidbrenner.“
    Thomas nahm die Mappen an sich. Eine behielt er für sich, die andere reichte er an Nora weiter. Sie schlug die erste Seite auf und las vor: „Trude Weishaupt, 49 Jahre alt, Blutgruppe A, Rhesusfaktor negativ. Todesursache war ein Schuss durch die Brust. Das Projektil durchschlug das Herz und trat am Rücken wieder aus. Es wurde in einem Blumenbeet hinter dem Opfer gefunden. Der Todeszeitpunkt liegt gestern zwischen zehn und elf Uhr vormittags. Es hat sich herausgestellt, dass kein persönlicher Kontakt zwischen dem Täter und dem Opfer stattgefunden hat. Allerdings steht fest, dass die tödliche Kugel aus derselben Waffe abgefeuert wurde, die auch Jana Schneidbrenner getötet hat. Es ist die Pistole, die Thomas in Benedikt Hutmanns Garten gefunden hat. An ihr befinden sich Fingerabdrücke. Diese sind identisch mit denen aus Junkers Keller. In den Datenbanken gibt es allerdings keinen Treffer.“
    „Das spricht alles dafür, dass Junker unser Mann ist“, raunte Kortmann. „Ich bin mir sicher, dass die Fingerabdrücke, Hautpartikel und Haare allesamt von ihm stammen. Wie viele Beweise brauchen Sie also noch?“
    Nora und Thomas antworteten nicht. Sie verkniffen sich den Kommentar, dass es trotz der Indizien noch keinen handfesten Beweis für Junkers Schuld gab.
    Doch ihr Vorgesetzter fuhr unbeirrt fort: „Sonst würde Junker sich doch melden! Er könnte ganz einfach zu uns kommen, eine DNA-Probe abgeben und auf diese Weise seine Unschuld beweisen. Aber das macht er nicht, weil er schuldig ist!“
    In Gedanken hörte Nora sich sagen: Nehmen Sie doch nur einmal für einen Moment an, dass tatsächlich jemand Junker überfallen und die Fotos in dessen Keller angebracht hat. Dann wäre es doch möglich, dass diese Person Junker anschließend entführt hat. Der Arbeitslose könnte schon längst irgendwo unter der Erde liegen und sich deshalb nicht melden. Klingt das wirklich so abwegig?!
    Nora behielt diese Überlegung für sich, da sie genau wusste, wie engstirnig Kortmann mitunter sein konnte. Wenn er sich einmal mit einer Theorie angefreundet hatte, dann blieb er bei dieser, ohne sich für andere Möglichkeiten zu interessieren. Das hatte Nora schon bei vorangegangenen Mordfällen erkannt.
    Deshalb blickte sie nach kurzer Zeit zu Tommy und wollte von ihm wissen: „Steht im Obduktionsbericht von Jana Schneidbrenner noch etwas Aufschlussreiches?“
    „Nein. Wie bei Gertrud Muster und Trude Weishaupt lag kein persönlicher Kontakt zwischen dem Täter und dem Opfer vor. Keine Vergewaltigung, keine Folter, keine Kratzspur. Professor Horn konnte nichts Hilfreiches feststellen. Er schreibt hier nur, dass der Mörder die drei Frauen aus unterschiedlichen Entfernungen erschossen hat. Beim ersten Schuss stand der Kerl vermutlich einen knappen Meter von Gertrud Muster entfernt. Bei Trude Weishaupt liegt die Distanz zwischen einem und zwei Metern und bei Jana Schneidbrenner etwa bei sechs bis sieben Metern.“
    Während Thomas den Bericht vor sich auf den Tisch legte, stand Nora auf und trat hinter ihren Stuhl. „Dann schlage ich vor, dass wir uns jetzt mit Paul Weishaupt unterhalten. Vielleicht kann er uns irgendwie weiterbringen.“
    „Paul Weishaupt?“, fragte Kortmann verdutzt. „Das halte ich für Unsinn. Sie sollten sich auf Junker konzentrieren. Alles andere wird Zeitverschwendung sein. Was sollte Paul Weishaupt Ihnen schon mitteilen können?“
    „Etwas Wichtiges über seine Schwester. Über ihre Lebensweise. Über ihre Art. Jeder Hinweis könnte von Nutzen sein. Außerdem haben die Kollegen noch keine einzige Spur von Junker gefunden. Bis es soweit ist, sollten wir einen anderen Ansatz verfolgen. Das kann nicht schaden.“
    Thomas spitzte die Lippen und nickte. „Das sehe ich auch so.“
     

16
     
     
    Paul Weishaupt bewohnte eine Dachgeschosswohnung in der Theaterstraße . Sie war knapp fünfzig Quadratmeter groß und wies schräge Dachbalken auf. Als Thomas diese Schräge sah, wusste er sofort, dass er niemals in dieser Unterkunft leben könnte. Sein Jugendzimmer hatte nämlich ebenfalls ein solches Dach besessen, an dem er sich regelmäßig den Kopf gestoßen hatte; besonders wenn er nach einer durchzechten Nacht im angetrunkenen Zustand heimgekommen war.
    An diese Zeit muss ich nicht unbedingt erinnert werden.
    Der gesamte Wohnraum war mit Parkettboden ausgelegt. An der Nordwand stand eine schmale Couch.

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