Rachegott: Thriller
gefangen gehalten!
Eine Panikattacke erfasste Nora. Sie raffte sich auf die Knie, stand mit einem Schwindelgefühl auf und wollte sich von der Kette losreißen. Doch diese war so stabil, dass Nora sich unmöglich befreien konnte.
„Hilfe! Hilfe! Helft mir!“, schrie sie so laut sie konnte. Dabei wunderte sie sich, dass sie nicht auch geknebelt war.
Wahrscheinlich befinde ich mich an einem gottverlassenen Ort. Deshalb hat der Entführer es nicht für nötig erachtet, mir einen Knebel in den Mund zu stecken. Aber wer immer der Kerl auch sein mag, ich werde ihn fertigmachen! Sobald er wieder hier auftaucht, setze ich Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn -!
Sie hielt in ihren Gedanken inne; in der hinteren rechten Ecke rührte sich plötzlich etwas. Zu Noras Verblüffung handelte es sich dabei um einen Mann, der zusammengekrümmt am Boden lag. Er trug eine herkömmliche Jeans zu einem gelben T-Shirt. Nora erkannte, dass er ebenfalls mit einer Kette an einem Eisenring festgebunden war. Links von ihm stand ein zweites Stativ mit einer Kamera. Diese war auf ihn gerichtet und stand so weit von ihm entfernt, dass er sie aufgrund der Kette nicht erreichen konnte.
„Können Sie mich hören?! Verstehen Sie mich?!“, rief sie ihm zu.
„Ja, ich … ich höre Sie!“, antwortete er mit schwacher Stimme.
„Ich bin Hauptkommissarin Nora Feldt. Wer sind Sie? Geht es Ihnen soweit gut?!“
Der Mann rappelte sich auf und lehnte sich mit dem Oberkörper gegen die Wand. In diesem Moment erkannte Nora ihn. Sie hatte ihn am Freitag auf mehreren Fotos gesehen.
Mein Gott! Es ist Thorsten Junker! Dann ist er wirklich nicht der Mörder! Er dient dem wahren Täter als Sündenbock! Jemand hat alles inszeniert! Die Fotos! Die Schießerei! Die Flucht vor Junkers Haus!
„Nein, mir geht es nicht gut!“, schrie er zurück. „Seit zwei Tagen werde ich nun schon hier gefangen gehalten! Ich habe noch nichts zu essen bekommen! Ich habe Durst! Ich kann nicht mehr!“
„Sie sind Thorsten Junker, nicht wahr?!“
„Ja! Woher wissen Sie das?! Kennen wir uns?!“
„Nein, nicht wirklich.“ Nora ließ ihren Blick durch die Halle schweifen. „Wissen Sie, wo wir hier sind?“
„Nein, ich habe keine Ahnung. Ich bin niemals zuvor hier gewesen.“
„Haben Sie eine Idee, wer Sie entführt hat?!“
„Nein. Vor zwei Tagen klingelte es an meiner Haustür. Ich öffnete sie, aber es stand niemand davor. Dann sprang plötzlich eine Gestalt um die Ecke und feuerte einen Schuss auf mich ab. Mehr weiß ich nicht. Ich muss ohnmächtig geworden sein.“
Nora schloss die Augen. Sie erinnerte sich daran, dass ihr dasselbe passiert war. Der Mörder hatte bei ihr geklingelt und sie somit zur Scheibe an der Haustür gelockt. Dann war er um die Ecke gesprungen, hatte die Scheibe eingetreten und auf sie geschossen.
Vermutlich mit einer Druckluftpistole. Vielleicht hat der Kerl einen Pfeil auf mich gefeuert, dessen Spitze mit einem Nervengift versehen war. Das würde die Schmerzen und die Ohnmacht erklären.
„Können Sie den Mann beschreiben, der auf Sie geschossen hat, Herr Junker?“
„Im Grunde nicht. Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen. Er war nicht besonders groß. Ziemlich sportlich. Mehr weiß ich nicht.“
Nora presste die Lippen aufeinander. „Seit zwei Tagen sind Sie nun also schon hier?“
„Ja, es war schrecklich! Ich war die ganze Zeit alleine. Diese Ruhe macht einen verrückt! Erst vor einer Stunde wurden Sie hierher geschleppt.“
„Was haben Sie davon mitbekommen? Konnten Sie sehen, wer mich hergebracht hat?“
„Wie man es nimmt.“
„Was soll das heißen?“
„Ich habe einen Mann gesehen. Er trug eine Jeans und einen grünen Pullover. Über dem Kopf hatte er eine Skimaske. Er hat Sie hinter sich hergeschleppt, als wären Sie Müll.“
„Es war ganz sicher nur ein Mann?“
„Ich habe nur einen gesehen. Aber was heißt das schon? Womöglich steht eine ganze Armee hinter diesem Kerl. Oder der Typ ist nur der Handlanger von irgendeinem Irren. Vielleicht ein Auftragsmörder!“
„Dann wären wir sicherlich schon tot. War es denn derselbe Kerl, der Sie überfallen hat? Passte die Statur?“
„Schwer zu sagen. Aber das könnte in etwa hinkommen.“ Junker ließ den Kopf sinken und betrachtete seine gefesselten Hände. „Was wird hier bloß gespielt, verdammt? Ich verstehe das nicht! Was habe ich getan?“
„Ich sage es Ihnen nur ungern, aber Sie sind ein Serienmörder!“
Junker zeigte keine Regung. Er schien Noras
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