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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Herz fest umklammern.
    Wieder war ein Geräusch am Fenster zu vernehmen, diesmal weniger ein Trommeln, sondern eher ein leises, beharrliches Pochen von Knöcheln, die in einem Handschuh aus Schafleder steckten.
    Er befand sich im zweiten Stock. Vor diesem Fenster gab es keinen Balkon. Die Hausmauer fiel senkrecht zum Rasen ab. Niemand konnte hinter diesen mondbeschienenen Scheiben sein und seine Aufmerksamkeit erregen wollen.
    Der Zustand seines Herzens hatte scheinbar seinen Verstand beeinträchtigt und seine gewohnte Zuversicht erschüttert. Sogar etwas so Harmloses wie ein Nachtfalter konnte das Aufflackern einer leisen Furcht in ihm auslösen.
    Er weigerte sich, noch einmal zum Fenster zu schauen, denn es schien ihm, als lade er damit tausend weitere Befürchtungen
ein. Sein Widerstand wurde belohnt; das schwache Pochen wurde immer schwächer und schließlich war es vollkommen still.
    Gift.
    Seine Gedanken wanderten von eingebildeten zu realen Gefahren, nämlich zu Menschen, die ihm in der Geschäftswelt begegnet waren und deren Habgier und Neid und Ehrgeiz sie unmoralische Methoden hatten ergreifen lassen.
    Ryan hatte sein Vermögen ehrlich und ohne unsaubere Machenschaften verdient. Trotzdem hatte er sich Feinde gemacht. Manche Leute verloren selbst dann nicht gern, wenn sie ihre missliche Lage durch Irrtümer und Fehleinschätzungen selbst verschuldet hatten.
    Nach langem Nachdenken schrieb er fünf Namen auf eine Liste.
    Eine der Telefonnummern, die er von Wilson Mott hatte, war ein ganz spezieller Anschluss, unter dem er den ehemaligen Polizeibeamten rund um die Uhr persönlich erreichen konnte. Nur zwei oder drei von Motts reichsten Klienten kannten diese Telefonnummer. Ryan hatte sie nie leichtfertig benutzt.
    Er zögerte, bevor er den Anruf machte, doch seine Intuition sagte ihm, dass er in einem außerordentlichen Netz von Täuschung und Hinterlist gefangen war und mehr Hilfe brauchte, als die Medizin ihm bieten konnte. Also tippte er die sieben Ziffern ein.
    Als Mott sich meldete, klang er so forsch und einsatzbereit wie zu jeder christlicheren Uhrzeit. Ryan meldete sich, doch er nannte weder die fünf Namen auf seiner Liste, noch bat er, das Umfeld der Tings eingehender zu durchleuchten, was er beim Wählen noch beabsichtigt hatte. Stattdessen
sagte er etwas, worüber er sich selbst dermaßen wunderte, dass er nach dem ersten Satz zunächst sprachlos war.
    »Ich möchte, dass Sie eine Frau namens Rebecca Reach ausfindig machen.«

8
    Rebecca Reach, Samanthas Mutter.
    Ryan hatte erst am vergangenen Abend beim Essen mit Sam erfahren, dass ihre Mutter noch am Leben war. Ein Jahr lang hatte sie ihn in dem Glauben gelassen, Rebecca sei gestorben.
    Nein, das war unfair. Samantha hatte ihn nicht in die Irre geführt. Er hatte lediglich aus dem wenigen, was ihm Samantha über sie erzählt hatte, geschlossen, dass Rebecca tot war.
    Offenbar hatten sich Mutter und Tochter so sehr entfremdet, dass sie nicht mehr miteinander redeten und es vermutlich auch nie wieder tun würden. Sie ist auch gestorben. Für mich jedenfalls, hatte Samantha gesagt.
    Er konnte verstehen, warum Samantha das Bedürfnis verspürt hatte, eine Tür zu schließen und die Erinnerungen an ihre verlorene Zwillingsschwester und ihre Mutter dahinter einzusperren, nachdem Rebecca in ihren Augen bei Teresa aktive Sterbehilfe geleistet hatte. Samantha hatte wohl das Gefühl, Rebecca hätte sie beide verraten.
    »Haben Sie außer dem Namen noch was?«, fragte Wilson Mott.
    »Las Vegas«, sagte Ryan. »Rebecca Reach lebt anscheinend in einer Wohnung in Las Vegas.«
    »Schreibt sich das R-e-a-c-h?«
    »Ja.«
    »In welchem Zusammenhang, Mr Perry?«

    »Das möchte ich Ihnen lieber nicht sagen.«
    »Welche Art von Enthüllung versprechen Sie sich davon?«
    »Ich verspreche mir gar nichts davon. Es geht mir nur um allgemeine Hintergrundinformationen über die Frau. Und um eine Adresse und eine Telefonnummer.«
    »Ich nehme an, Sie wollen nicht selbst mit ihr sprechen.«
    »Richtig. Diskretion, wenn ich bitten darf.«
    »Vielleicht morgen Nachmittag um fünf«, sagte Mott.
    »Fünf Uhr ist mir recht. Am Vormittag und am frühen Nachmittag habe ich ohnehin zu tun.«
    Ryan legte auf. Er war sich nicht sicher, ob das, was er gerade getan hatte, intuitiv brillant oder einfach nur dumm war. Er wusste nicht, was er erwartete und wie sich das, was er unter Umständen erfahren würde, auf seine derzeitige Krise auswirken mochte.
    Er wusste nur, dass er so

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