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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gehandelt hatte, wie er es in geschäftlichen Dingen schon oft getan hatte - er vertraute auf Ahnungen, die auf Vernunft basierten. Sein Instinkt hatte ihn reich gemacht.
    Wenn Samantha etwas davon mitbekam, mochte sie ihn für unzumutbar misstrauisch halten, vielleicht sogar für unaufrichtig. Mit etwas Glück würde sie es jedoch nie erfahren.
    Ryan kehrte ins Bett zurück. Er schaltete im Fernsehen einen Filmklassiker ein, Ein Herz und eine Krone , mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, und knipste dann die Nachttischlampe aus.
    Er lehnte sich an einen Stapel Federkissen zurück und schaute auf den Bildschirm, ohne den Film zu sehen.
    Er hatte Wilson Mott nie aufgefordert, Samanthas Hintergründe zu überprüfen. Im Allgemeinen waren solche Ermittlungen potenziellen Angestellten vorbehalten.

    Außerdem war sie im Auftrag einer bekannten Zeitschrift zu ihm gekommen, eine erfahrene Journalistin mit gutem Ruf. Er hatte keinen Grund dafür gesehen, sie eingehender zu überprüfen, nachdem sich ihre Anfrage als seriös erwiesen hatte und anzunehmen war, dass sie nicht mehr als ein paar Stunden mit ihm verbringen würde.
    Im Lauf der Jahre hatte er mit zahllosen Leuten aus den Medien zu tun gehabt. Sie waren meistens harmlos, gelegentlich bewaffnet, aber selbst dann mit nichts Gefährlicherem als Voreingenommenheit, die es in ihren Augen rechtfertigte, ihn falsch zu zitieren.
    Falls jedoch etwas über Rebecca Reach ans Licht kam, das seinen Argwohn weckte, konnte es doch noch passieren, dass Mott Samanthas Vorleben und Umfeld sorgsam durchleuchten müsste.
    Ryan war enttäuscht - nicht von Sam, denn bisher hatte er keinen Grund, seine Meinung über sie zu revidieren, sondern von sich selbst. Er war schrecklich gern mit ihr zusammen. Er liebte sie. Er wollte nicht glauben, dass sein Urteilsvermögen in diesem Fall getrübt gewesen war und er nicht bemerkt hatte, dass sie nicht die Person war, die sie zu sein schien.
    Was ihn noch mehr bestürzte, war, wie schnell ihn seine Furcht dazu gebracht hatte, an ihr zu zweifeln. Bis zum heutigen Tage waren die einzigen Krisen, mit denen er sich herumzuschlagen hatte, geschäftlicher Natur gewesen - Kapitaldefizite, verzögerte Markteinführungen von Produkten, feindliche Übernahmeangebote. Jetzt sah er sich einer existenziellen Bedrohung gegenüber und seine berechtigte Angst vor Handlungsunfähigkeit und Tod hatte sich zu einer vipernäugigen Paranoia zusammengerollt, die den Blick weniger
auf die Schwäche seines Fleisches als auf die Möglichkeit von Feinden richtete, die eigene Ziele verfolgten.
    Es brachte ihn aus der Fassung, wenn nicht gar in Verlegenheit, dass die Furcht ihn derart in ihren Bann geschlagen hatte. Er spielte mit dem Gedanken, Wilson Mott noch einmal anzurufen und den soeben erteilten Auftrag zurückzuziehen.
    Aber Forry Stafford hatte ja tatsächlich die Möglichkeit einer Vergiftung erwähnt. Wenn das eine denkbare Ursache für Ryans körperliche Verfassung war, dann gebot allein schon die Vernunft, dass er sie auch in Betracht zog.
    Er rührte das Telefon nicht an.
    Nach einer Weile schaltete er den Fernseher aus.
    Er konnte nicht schlafen. In wenigen Stunden würde Samar Gupta, der Kardiologe, drei winzige Gewebeproben aus Ryans Herz zupfen. Sein Leben hing davon ab, was diese Proben an den Tag brachten. Wenn die Diagnose nicht gut ausfiel, würde er bald jede Menge Zeit zum Schlafen haben: Dann stand ihm die Ewigkeit bevor.
    Aus der Dunkelheit und der morbiden Stille drang ein schwaches Klopfen, diesmal an einem anderen Fenster und durch dicke Vorhänge gedämpft an sein Ohr. Dieses oder jenes Fenster - er konnte nicht sagen, welches von beiden es war.
    Wenn er den Kopf hob, um zu lauschen, stellte der beharrliche Nachtfalter oder der fliegende Käfer oder die Hand im Schaflederhandschuh das Pochen sogleich ein.
    Jedes Mal, wenn er seinen Kopf wieder aufs Kissen legte, folgte Stille, die aber nicht anhielt. Früher oder später vernahm er wieder ein Bumm und ein Bumm und ein Bummbumm-bumm : gedämpft, tonlos, dumpf, schal und flach.

    Er hätte zu den Fenstern gehen, sich eines nach dem anderen vornehmen und die Vorhänge zurückziehen können, um denjenigen, der dieses Geräusch veranstaltete, auf frischer Tat zu ertappen. Stattdessen redete er sich ein, er hätte sich das gedämpfte Pochen nur eingebildet. Er richtete seine Aufmerksamkeit bewusst auf die intimeren und noch beunruhigenderen Rhythmen seines Herzens.
    Er erkannte eine gewisse Feigheit

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