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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatte, um den Einstich der Nadel abzuschwächen, verabreichte Dr. Gupta ihm durch eine Injektion in denselben Bereich eine Lokalanästhesie.
    Kurz darauf fühlte Ryan schon nichts mehr, als der Arzt die Nervenreaktion in seinem Hals testete.

    Er schloss die Augen, während sein taubes Fleisch mit etwas betupft wurde, das einen beißenden Geruch verströmte.
    Dr. Gupta erklärte jeden seiner Schritte, als er einen kleinen Einschnitt in Ryans Drosselvene vornahm und einen dünnen, sehr biegsamen Katheter einführte.
    Ryan öffnete die Augen und blickte auf das Fluoroskop, während es das mühselige Vorankommen des Katheters verfolgte, den der Kardiologe behutsam in sein Herz einfädelte, wobei er sich von dem Bild auf dem Bildschirm leiten ließ.
    Er fragte sich, was passieren würde, wenn er inmitten dieser Prozedur einen Anfall wie den auf dem Surfbrett erlitt und sein Herz abrupt zwei- oder dreihundert Schläge in der Minute tat. Er beschloss jedoch, nicht danach zu fragen.
    »Wie fühlen Sie sich?«, erkundigte sich Dr. Gupta in diesem Moment.
    »Gut. Ich spüre gar nichts.«
    »Entspannen Sie sich einfach. Wir machen ausgezeichnete Fortschritte.«
    Ryan merkte, dass Ismay Clemm leise seinen Herzrhythmus vermeldete, der offenbar auf die Einführung des Katheters hin leicht instabil geworden war.
    Vielleicht war das normal, vielleicht auch nicht, aber die Instabilität ging vorüber.
    And the beat goes on.
    Sowie der primäre Katheter gelegt worden war, führte Dr. Gupta einen zweiten Katheter ein, ein Bioptom mit winzigen Greifern an der Spitze.
    Ryan hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er hätte ein paar Minuten oder auch schon eine Stunde auf dem Tisch liegen können.

    Seine Beine schmerzten. Trotz des Sedativums waren die Muskeln in seinen Waden angespannt. Seine rechte Hand hatte sich zur Faust geballt; er öffnete sie, als hoffe er auf die Hand einer anderen Person, ein Geschenk.
    Lange lag er so da, stellte sich Fragen und fürchtete sich.
    Die Greifer des Bioptoms schnappten zu.
    Während er mit einem Zischen durch zusammengebissene Zähne einatmete, glaubte Ryan nicht, dass er sich das rasche, schmerzhafte Zwicken eingebildet hatte, aber vielleicht reagierte er ja auf das kurze panische Stottern seines Herzens auf dem fluoreszierenden Bildschirm.
    Dr. Gupta zog die erste Gewebeprobe aus Ryans Herzmuskel heraus.
    Schwester Clemm sagte: »Nicht den Atem anhalten, Schätzchen.«
    Beim Ausatmen wurde Ryan bewusst, dass er damit rechnete, während dieses Eingriffs zu sterben.

10
    Nach nur siebzig Minuten war die Biopsie abgeschlossen und der Einschnitt zugenäht.
    Das Beruhigungsmittel hatte erst jetzt seine volle Wirksamkeit entfaltet, und da Ryan eine schlaflose Nacht hinter sich hatte, wirkte es stärker als erwartet. Dr. Gupta bestärkte Ryan darin, sich auf die schmale Liege im Vorbereitungsraum zu legen und eine Weile auszuruhen, bis er sich wieder richtig wach und fahrtüchtig fühle.
    Der Raum war fensterlos. Die Leuchtpaneele über der Liege waren ausgeschaltet und nur eine schwache Lampe in der Verkleidung über dem kleinen Waschbecken spendete Licht.
    Die dunkle Decke und die zahlreichen Schatten an den Wänden lösten eine Klaustrophobie bei ihm aus. Gedanken an Särge und den Wurm als Sieger bedrückten ihn, doch der phobische Moment ging rasch vorüber.
    Die Erleichterung darüber, dass der Eingriff gelungen war, und dazu die Erschöpfung hatten eine beruhigende Wirkung. Ryan rechnete nicht damit einzuschlafen, doch genau das passierte.
    Zu dissonanten Klängen lief er auf einer Traumstraße durch ein Tal einem Palast entgegen, der hoch oben auf einem Hang lag. Durch die rot erleuchteten Fenster konnte er riesige Umrisse sehen, die sich auf fantastische Weise bewegten, und sein Herz begann zu hämmern und zu dröhnen, bis es mit seinen Schlägen diese Vision vertrieb und eine andere in sein Bewusstsein drängte.

    Ein wildromantischer See, der rundherum von schwarzen Felsen und hohen Kiefern begrenzt wurde, war reizvoll in seiner Einsamkeit. Dann stieg das tintenschwarze Wasser in einer Reihe von kleinen Wellen, die dort, wo er stand, ans Ufer schwappten, und er wusste, dass es sich bei dem Teich um einen Giftpfuhl handelte. Die kleine Bucht würde sein Grab sein.
    Zwischen diesen und anderen kurzen Träumen dämmerte er im Halbschlaf und fand jedes Mal Ismay Clemm neben seinem Lager in dem schummerig beleuchteten Raum. Einmal maß sie ihm den Puls, ein anderes Mal hatte sie ihre Hand auf seine

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