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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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arbeitete. Er hatte sie sich in Fleisch und Blut ansehen wollen.
    Er hatte zwar nicht die Absicht gehabt, an ihrem Tisch zu spielen, doch jetzt erschien es ihm unklug, sie auch nur aus der Ferne zu beobachten. Wenn sie den Artikel ihrer Tochter in der Vanity Fair gelesen hatte, hatte sie Fotos von Ryan gesehen.
    Vielleicht hatte Rebecca, auch wenn Samantha ihm etwas anderes gesagt hatte, den Kontakt zu ihrer Tochter aufrechterhalten.
In dem Fall durfte sie Ryan hier nicht entdecken, während er behauptete, in Denver zu sein.
    Nach dem Mittagessen hängte er das Schild BITTE NICHT STÖREN an die Tür. Der Wein hatte ihn entspannt und er streckte sich vollständig angekleidet auf dem Bett aus.
    Das harte Wüstenlicht drückte gegen die Ränder der geschlossenen Vorhänge, doch im Zimmer war es kühl und dämmrig und die Atmosphäre kam seinem akuten Schlafbedürfnis sehr gelegen.
    Er träumte wieder von der Stadt unter dem Meer. Fahles, geisterhaftes Licht strömte durch den Abgrund und projizierte gemarterte Schatten auf Heiligtümer, Türme, Paläste und an Spalieren gemeißelten Efeus und steinerner Blumen hinauf.
    Als er durch eigentümlich beleuchtete und doch dunkle Straßen schwebte, bewegte er sich weniger wie ein Schwimmer, sondern eher wie ein Geist. Schon bald merkte er, dass er eine geisterhafte Gestalt verfolgte, ein bleiches Etwas oder einen bleichen Jemand.
    Als seine Beute sich umsah, war es Ismay Clemm; die vermeintliche Blässe war ihre Schwesterntracht. Ryan hatte eine dringende Frage an sie, an die er sich jedoch nicht mehr erinnern konnte. Im Laufe seines Traums kam er Ismay außerdem nie so nahe, dass sie seine Stimme durch die überfluteten Straßen hätte hören können.
    Hinter den Gardinen schwand bereits das Tageslicht, als er wach wurde. Aus einem Teich aus Dunkelheit ragten die Möbel der Suite wie graue Inseln auf.
    Jetzt hörte Ryan das leise, beharrliche Pochen, ganz gleich, ob es ihn geweckt hatte oder nicht. Die Orientierungslosigkeit, die sich einstellt, wenn man abrupt aus einem
Traum herausgerissen wird, ließ langsam nach, bis er das Nebenzimmer als Ursprungsort des Geräuschs bestimmen konnte.
    Im Wohnzimmer schaltete er eine Lampe an und das Pochen lockte ihn an die Tür. Er legte ein Auge an den Spion, der ihm den Flur in einer Weitwinkelperspektive zeigte, doch dort draußen stand niemand.
    Jetzt war Ryan vollständig wach und das Klopf-klopf-klopf schien von einem der Wohnzimmerfenster zu kommen, die einen weiten Ausblick auf den Las Vegas Strip boten.
    Am Horizont drückte die Blutstropfensonne auf zerklüftete Berge, schwoll an, platzte und verströmte Rot über den westlichen Himmel.
    Hier im elften Stockwerk warf sich nichts anderes gegen das Fenster als die blinkenden Lichter und die pulsierenden Neonreklamen der Casinos, die bei Anbruch der Nacht erregenden Leuchtkitzel und vorgetäuschten Glamour einsetzten, um die begüterte Herde auf der Straße in die Armut zu locken.
    Als er sich vom Fenster abwandte, hörte Ryan das leise Klopfen aus einer anderen Richtung kommen. Er folgte ihm zur Tür des Badezimmers, die er vorsorglich geschlossen hatte.
    Man konnte die Tür nur von innen verriegeln. Also würde wohl niemand da drinnen sein und klopfen, damit man ihn herausließ.
    Er zögerte und das Gefühl, in Gefahr zu schweben, verstärkte sich, als er in das Badezimmer trat, das Licht anschaltete und zwinkerte, als ihm die blendende Helligkeit entgegenschlug.
    Das Geräusch hatte einen neuen, zusätzlichen Aspekt
angenommen. Die hohle, sonore Färbung des Klangs deutete an, er könnte aus einem Abflussrohr kommen. Nachdem er die Tür der Duschkabine geöffnet und sich dann zu jedem der beiden Waschbecken hinunter gebeugt hatte, konnte er den Ursprung des Klopfens immer noch nicht identifizieren.
    Als er jetzt im Bad stand, glaubte Ryan, das Klopf-klopf-klopf käme von dem großen Plasmabildschirm des Fernsehers, obwohl er ihn nie angeschaltet hatte.
    Du darfst nicht auf ihn hören, Junge.
    Die plötzliche Verschlechterung seines Gesundheitszustands hatte ihn emotional anfällig gemacht. Er begann seine psychische Widerstandsfähigkeit infrage zu stellen.
    Auf dem Nachttisch läutete das Wegwerfhandy.
    Als Ryan den Anruf annahm, sagte George Zane: »Die Bahn ist frei für Ihren zweiten Besuch. Ich stehe in einer halben Stunde mit dem Wagen vor der Tür.«
    Ryan wählte BEENDEN, legte das Telefon hin und wartete darauf, dass das Pochen wieder einsetzte.
    Die beharrliche

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