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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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»Glauben Sie etwa, es ginge um die beiden?«
    »Sie kennen Sie, oder? Ja, Sie kennen sie.«
    »Ich weiß alles über Sie, wen Sie rausschmeißen und wen Sie ausbeuten.«
    »Ich habe ihnen zwei Jahresgehälter Abfindung bezahlt. Ich habe sie gut behandelt.«
    »Sie glauben, das hätte etwas mit den Tings zu tun, weil ich Schlitzaugen habe wie sie? Es hat nichts mit ihnen zu tun.«
    »Dann sagen Sie mir, worum es geht.«
    »Sie wissen, worum es geht. Sie wissen es.«
    »Wenn ich es wüsste, wären Sie nicht nah genug an mich herangekommen, um mit einem Messer auf mich loszugehen.«
    Eine rote Ampel zwang ihn zum Anhalten. Der Wagen bebte und unter dem blutgetränkten Fensterleder pulsierte die brennende Schnittverletzung im Takt mit dem wummernden Motor.
    »Sind Sie wirklich so dumm?«, fragte sie.
    »Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    »Sie haben ein Recht darauf zu sterben«, sagte sie.
    Er dachte sofort an Spencer Barghest in Las Vegas und an die Sammlung von präparierten Kadavern. Aber er hatte nie eine Verbindung zwischen Dr. Death und den Vorfällen herstellen
können, die sich vor sechzehn Monaten abgespielt hatten.
    »Ich bin nicht dumm«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie etwas wollen. Jeder will etwas. Ich habe Geld, eine ganze Menge sogar. Ich kann Ihnen alles geben, was Sie wollen.«
    »Wenn Sie nicht dumm sind«, sagte sie, »dann sind Sie geradezu grotesk ignorant. Bestenfalls sind Sie grotesk ignorant.«
    »Sagen Sie mir, was Sie wollen«, beharrte er.
    »Ihr Herz gehört mir. Ich will es zurück.«
    Die Irrationalität ihrer Forderung nahm Ryan jede Möglichkeit zu einer Antwort.
    »Ihr Herz. Ihr Herz gehört mir«, wiederholte die Frau, und dann begann sie zu weinen.
    Während er ihrem Weinen lauschte, drängte sich Ryan der Verdacht auf, dass Vernunft ihn nicht vor ihr retten würde, dass sie wahnsinnig war und von einer Besessenheit getrieben wurde, die er niemals verstehen könnte.
    »Ihr Herz gehört mir.«
    »In Ordnung«, erwiderte er leise, da er sie beruhigen wollte.
    »Mir, mir . Es ist mein Herz, mein über alles geliebtes Herz, und ich will es zurück.«
    Sie legte auf.
    Hinter ihm ertönte eine Hupe. Die Ampel hatte von Rot auf Grün umgeschaltet.
    Statt schleunigst weiterzufahren, hielt Ryan am Straßenrand an und stellte den Wagen auf Parken.
    Er benutzte die Funktion ∗ 69 für den Versuch, die weinende Frau zurückzurufen. Dieser Rückrufversuch trug ihm nichts weiter ein als eine Bandansage von der Telefongesellschaft,
die ihn aufforderte, entweder aufzulegen oder eine Nummer zu wählen.
    Als der Verkehr es zuließ, fuhr Ryan wieder auf die Straße zurück.
    Der Himmel war hoch und klar, eine umgedrehte leere Schüssel, doch die Wettervorhersage hatte für den späten Sonntagmorgen Regen angekündigt, der mindestens bis zum Montagnachmittag anhalten würde. Wenn die Schüssel voll war und überlief, würde sie kommen. Im Dunkeln und im Regen würde sie kommen, unter einer Kapuze verborgen, und wie ein Geist würde auch sie sich nicht durch Schlösser aussperren lassen.

40
    Ryan parkte das Deuce Coupé, stieg aus und stellte erleichtert fest, dass niemand in der Garage war. Er blieb neben der offenen Wagentür stehen, zog das blutgetränkte Fensterleder aus seinem Hemd, ließ es auf die Decke fallen, die er zum Schutz über den Fahrersitz geworfen hatte, und presste ein sauberes Tuch auf die Wunde.
    Er faltete die Decke rasch um das blutige Fensterleder, klemmte sie sich unter den linken Arm, presste sie an seine Seite und ging ins Haus. Er nahm den Aufzug zum obersten Stockwerk, um Zuflucht in seiner Suite zu suchen, und erreichte sie, ohne jemandem zu begegnen.
    Er legte die Decke in der Absicht beiseite, sie später in eine Tüte zu stopfen und in den Müll zu werfen.
    In Bad wusch er die Wunde mit Alkohol. Anschließend trug er Jod auf.
    Das Brennen empfand er beinah als Wohltat. Der Schmerz ließ seinen Kopf klarer werden.
    Da der Schnitt nicht tief war, genügte eine dicke blutstillende Creme. Nach einer Weile wischte er die überschüssige Creme behutsam ab und trug eine antibiotische Salbe auf.
    Die Versorgung der Wunde, eine reine Routineangelegenheit, half ihm dabei, sich auf die Gefahr zu konzentrieren, in der er schwebte, und erlaubte ihm gleichzeitig, sich Gedanken darüber zu machen, was als Nächstes zu geschehen hatte.
    Auf die Salbe legte er eine dünne Mullkompresse. Nachdem er diese im rechten Winkel zu der Schnittwunde mit
Leukoplaststreifen festgeklebt

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