Rachekind: Thriller (German Edition)
Nachricht antworten würde. Dass sie ihm auf keinen Fall ihren Aufenthaltsort mitteilen würde.
Sie legte einen Sprint bis zum Ende des Wohnwagenparks ein. Auf der offenen Strecke zum Meer reduzierte sie das Tempo und ließ ihre Arme kreisen. Er würde auch wissen, dass sie Britt nicht mehr vertraute.
Sie hielt die Arme mitten in der Bewegung an. Sie hätten Simon vorgeschickt. Weder Marten noch Britt konnten ahnen, dass sie von Simons und Britts Treffen erfahren hatte. Die Arme sausten nach unten.
Es gab also zwei Lager. Britt, Steve und Simon auf der einen Seite. Marten auf der anderen. Zu wem gehörte er? Ihren Eltern? Passte die Anfrage wegen ihres Erbes dazu? Oder war es wirklich Teil seiner Detektivarbeit herauszufinden, was sie bedrohte? Sie glaubte Lilous Flüstern zu vernehmen.
Grace Manor Home.
Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Woher kannte Lilou den Namen? Sie war bei dem Gespräch mit George nicht dabei gewesen. Und selbst wenn, hätte sie ihn niemals so aussprechen können. War Steve doch tot? Hatte Ariane recht? Sah sie tatsächlich einen Geist? Aber was wollte dann Britt? Rache, weil Steve Hanna geheiratet hatte und nicht zu ihr zurückgekehrt war? Hanna stöhnte auf. Was für ein schreckliches Durcheinander.
Sie erreichte das Meer und lief hinunter zur Düne. Menschenleer lag sie vor ihr. Hanna versuchte alle Gedanken auszublenden und genoss die Stille, die nur durch das gleichmäßige Rauschen der Brandung unterbrochen wurde. Plötzlich durchbrach der Schrei einer Möwe die Ruhe wie ein Warnschuss. Ängstlich sah sie sich um. Was hatte die Möwe aufgeschreckt?
Sie erinnerte sich an ihren Unfall. Georges ernstes Gesicht. Du bist hier nicht sicher. Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte über die Düne zu der kleinen Promenade und von dort weiter auf die Borough Road, um den dunklen Pfad über den Wohnwagenpark zu vermeiden.
An Wallys Souvenirladen stoppte sie. Georges Auto stand davor. Sie presste ihre Nase an das noch dunkle Schaufenster und erspähte im hinteren Ladenteil einen Lichtschein. Dann sah sie George und Wally. Wally stand hinter der Ladentheke, George schräg daneben. Er schob Wally etwas zu. Hanna sah genauer hin. Es waren zwei Geldbündel. Wieder kam ihr der Vergleich in den Sinn. Als sei er ein italienischer Don …
Eine raue Stimme ließ sie zusammenfahren. »Der Laden hat noch geschlossen.«
Hanna drehte sich um. Vor ihr stand ein Mann. Das Gesicht entstellt von Aknenarben. Die Augen blutunterlaufen.
»Ich … ich weiß«, stammelte sie. Dann lief sie los, schneller und schneller, bis sie das idyllische Cottage erreichte.
Lilou schlief noch, als Hanna frisch geduscht nach ihr sah. Hanna ging in Georges Arbeitszimmer und schaltete den Computer an. Sobald sie eine Internetverbindung hatte, rief sie Steves Suchseite auf. Niemand hatte einen Eintrag oder eine Benachrichtigung hinterlassen. Enttäuscht wollte sie die Seite wieder schließen, als das Chatfenster aufpoppte.
Marten: Hanna?
Ihr Magen kribbelte.
Marten: Ich sehe, dass du online bist. Kannst du dich bitte melden?
Hanna zögerte . Sie erinnerte sich daran, wie er ihren Namen aussprach, wie er das erste A darin betonte.
Marten: Es geht um Britt. Du darfst ihr auf keinen Fall vertrauen. Was immer du tust und wo immer du bist. Halte dich von ihr fern.
Er musste herausgefunden haben, dass Britt Steves Freundin gewesen war. Oder gab es noch etwas, das sie wissen sollte?
Marten: Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass du mich meidest, aber es kann sich nur um ein Missverständnis handeln. Gib mir die Chance, es zu klären.
Hanna begann zu tippen.
Was hast du mit dem Anwalt meiner Eltern zu tun? Sie überlegte und schrieb weiter. Wieso trittst du als Marten Stein auf, wenn du Vanderhoven heißt? Wenn sie das schrieb, konnte er eins und eins zusammenzählen und wusste, dass sie den Brief gelesen hatte. Sie löschte den Satz. Nervös klopften ihre Finger auf die Fläche neben der integrierten Maus. Warum hast du dich über meine Erbschaft erkundigt? Wenn sie das schrieb, könnte er denken, dass der Anwalt sie gewarnt hatte. Ja. Das war gut. Das konnte sie schreiben, ohne zu viel preiszugeben. Sollte sie einen Gruß darunterschreiben?
Martens Onlinezeichen erlosch.
Von oben hörte sie Lilou nach ihr rufen.
Hanna löschte ihren Eintrag und fuhr den Computer herunter, als ihr Blick an einer rudimentären Kinderzeichnung hängen blieb. Ein großes Haus, schief und krumm, mit kleinen Fenstern und einer
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