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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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aus. Doch Lilou kaute ungerührt auf ihrem Löffel herum und beobachtete Britt. Lilou hätte auf Hannas harschen Tonfall erschrocken reagieren müssen, wie sonst, wenn sie in einem Streit mit Steve die Stimme erhoben hatte. Sie war seit dem Krankenhausaufenthalt so viel stiller. Als hätte sie keine Emotionen mehr. Als hätte sie in der kurzen Zeit verlernt, frei und unbändig zu lachen oder vehement und lautstark zu protestieren. Irritiert strich Hanna ihrer Tochter über die blonden Locken, bevor sie leise fortfuhr: »Steve hat nicht nur Lilou und mich zurückgelassen. Er riskiert auch seine Firma. Seine Existenzgrundlage. Ich weiß, wie er dafür geschuftet hat. Ich kann nicht glauben, dass er sein ganzes Leben wegen etwas mehr Sex wegschmeißt.«
    »Er ist aber weg.« Britt nahm von Lilou den Löffel entgegen. »Und er war vor zwei Tagen in der Wohnung und hat sich nicht bei dir gemeldet. Hast du eine andere Erklärung dafür?«
    »Eben nicht!« Hanna nahm Lilou aus dem Hochstuhl. Sie zappelte in ihrem Arm und drehte sich so, dass sie Britt weiterhin beobachten konnte. »Vielleicht steckt er in Schwierigkeiten.«
    Britt antwortete nicht. Sie fixierte Lilous Plastiklöffel, den sie auf den Tisch gelegt hatte, und stupste ihn mit ihren manikürten Nägeln von links nach rechts und wieder zurück.
    »Wenn ich nicht an ihn glaube, wer dann?«, brach Hanna das Schweigen. Jeder dachte, er hätte sie sitzen lassen. Der Polizist. Die Krankenschwester. Britt. Aber sie alle wussten nichts über ihre Ehe.
    Britt löste den Blick von dem Löffel. »Es tut mir leid, wenn ich etwas Falsches gesagt habe. Aber ich meine es gut. Es bringt dir nichts, wenn du die Wahrheit nicht sehen willst . Glaubst du wirklich, andere Frauen klammern sich nicht genauso an jedes Fünkchen Hoffnung? Glaubst du etwa, du bist vor so was gefeit, weil du eine von Ebershausen bist?«
    Hanna setzte Lilou wieder in ihren Hochstuhl und goss die Nudeln ab. Der Topf in ihren Händen zitterte. Sie war sich sicher, aus Britts Stimme eine Spur Gehässigkeit herausgehört zu haben. Der Dampf des Nudelwassers stieg heiß in ihre Nase. Sie zog den Kopf zurück und stellte die Nudeln auf der Spüle ab.
    »Natürlich glaube ich das nicht.« Die Teller klirrten, als sie sie zu den Nudeln auf die Spüle stellte. Mit einer Nudelzange lud sie die Spaghetti auf und trug die Teller zum Tisch. »Aber ich kenne meinen Mann. Und es kotzt mich an, dass Leute, die ihn nicht kennen, sich ein Urteil über ihn erlauben. Du magst es ja normal finden, aber ich finde es ganz und gar nicht normal, dass Steve Lilou unbeaufsichtigt zurücklässt.«
    Ein Knäuel Spaghetti war von Britts Teller gerutscht und glänzte feucht auf dem dunklen Korkset. Mit spitzen Fingern warf Britt es auf den Teller zurück. Sie saß kerzengerade, die Schultern etwas angehoben, als wollte sie ihren Kopf dazwischenklemmen. Ihre ganze Körperhaltung verriet, dass ihr die Situation unangenehm war. Hanna wandte sich ab und ging zum Kühlschrank.
    »Möchtest du Ketchup?«
    Britt verzog das Gesicht. »Dann kann ich mir ja gleich Zucker drüberschütten.«
    Hanna lachte unwillkürlich. »Das hätte von Steve kommen können. Und den Gesichtsausdruck kenne ich auch.«
    Sie setzte sich. Mit der Gabel trennte sie ein Stück Butter ab und gab es auf ihre noch dampfenden Nudeln. Die Butter zerfloss in Sekundenschnelle und tropfte durch den lockeren Nudelberg. Sie schob die Butter zu Britt und schüttete sich großzügig Parmesan auf ihren Teller.
    »Auch wenn ich Steve nicht kenne, ich habe Geschichten wie deine schon tausendmal gehört. Und der Polizist mit Sicherheit auch. Ich wäre dir keine gute Freundin, wenn ich dich in etwas bestärkte, das dein Leiden nur verlängert. Was willst du? Eine Freundin, die ehrlich zu dir ist, oder jemanden zum Zeitvertreib, der dir nach dem Mund redet?«
    So leise wie möglich verließ Hanna ihr Schlafzimmer. Endlich war Lilou eingeschlummert. Sie lauschte kurz und begab sich dann auf Zehenspitzen in das winzige Arbeitszimmer nebenan. Sie ließ beide Türen offen und stellte das Babyfon auf höchste Lautstärke, um selbst die geringste Unregelmäßigkeit sofort hören zu können. Sie setzte sich an den antiken Schreibtisch und begann die Post der letzten Woche zu öffnen. Beim vorletzten Briefumschlag stockte ihr der Atem. Sie kannte die Schrift. Besser als irgendeine andere Handschrift, von ihrer eigenen abgesehen.
    Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie Mühe hatte, den Umschlag

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