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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Elisenbrunnen, da bin ich gleich bei Ihnen.«
    Hanna nahm die Karte. »Danke. Das ist sehr aufmerksam.«
    Der Taxifahrer tippte sich zum Abschied an seine Baskenmütze und verließ den Laden. Hanna steckte die Karte in die Jeanstasche und sperrte hinter ihm ab.
    Dann machte sie sich an das Durchforsten der Unterschränke. Anders als zu Hause, wo sie in ihrer Ungeduld den Inhalt der ausgeräumten Schränke auf dem Boden hatte liegen lassen, räumte sie hier jeden Schrank sofort wieder ein und hinterließ den Raum am Ende so ordentlich, wie sie ihn vorgefunden hatte.
    Im Büro konzentrierte sie sich auf den großen Doppelschreibtisch, an dem Steve und sie sich gegenübergesessen hatten, als sie noch zusammengearbeitet hatten. Sie begnügte sich nicht damit, die Schubladen zu durchwühlen, sie untersuchte die Tische auch nach geheimen Fächern. Nichts. Auch bei dem Stahlschrank hatte sie keinen Erfolg. Tief in sich spürte sie die Wut, die sich die letzten Stunden mit jedem ausgeräumten Schrank in ihr aufgebaut hatte. Sie zog und zerrte an ihren Eingeweiden und juckte in ihren Händen. Sie brauchte irgendein Ventil, bevor sie platzte. Ihr Blick fiel auf die Glaspokale auf Steves Schreibtisch. Sie nahm den größten und schönsten in die Hand und hob ihn über ihren Kopf. Sie wollte ihn gegen die Wand schmettern, wollte sehen, wie der Pokal in tausend Splitter zerbarst. Sie wollte hören, wie das Glas zerschellte. Sie würde die Scherben liegen lassen, für Steve, wenn er zurückkam. Sie wollte, dass er begriff, wie es in ihr aussah, was sein Verschwinden und seine Heimlichtuerei mit ihr anstellten, wie ihr vor einer Woche noch felsenfestes Vertrauen in ihre Beziehung bröckelte wie poröser Sandstein, wie sich Misstrauen in ihre Liebe einschlich und sie langsam, aber unaufhörlich mit Zweifeln vergiftete. Aus der Ecke, in der sie Lilou abgestellt hatte, ertönte ein Husten. Der Angeklagte ist unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist . Sie flüsterte den Satz wie ein Mantra vor sich hin, doch sie wusste, dass die Entdeckungen der letzten Tage nur bestätigten, was schon lange an ihr nagte. Steves verbissenes Schweigen, wenn es um seine Vergangenheit ging. Die Ausreden. Die Ausweichmanöver. Selbst wenn sie einander ganz nahe waren …
    Und du?
    Ich fahre mit den Fingern durch die Haare auf seiner Brust.
    Was ist mit mir?
    Du weißt jetzt alles über mich, und ich weiß nicht einmal, ob du Geschwister hast.
    Nein. Keine Geschwister. Aber ich hatte mal einen Freund, der war für mich wie ein Bruder.
    Was war so besonders?
    Weiß ich nicht. Aber er war anders.
    Sein Blick wandert zur Decke und verharrt dort, als böte die weiße Fläche ein spannendes Schauspiel.
    Ich würde viel darum geben, wenn ich ihn noch mal treffen könnte, um ihm zu sagen, was er mir bedeutet hat.
    Warum tust du das nicht?
    Wir haben uns aus den Augen verloren.
    Er löst seinen Blick von der Decke und sieht mich an.
    Manche Menschen verliert man, andere gewinnt man.
    Du lenkst ab.
    Tue ich das?
    Er grinst mich an und fährt mit seinen Fingern über meine Brust.
    Ja, das tust du. Und deine Eltern?
    Was ist mit ihnen?
    Seine Finger halten inne.
    Ich weiß nichts über sie.
    Sie haben mich gezeugt.
    Seine Hand streicht über meine Haut, so zart wie eine Feder.
    Ich halte sie fest.
    Du weißt genau, was ich wissen will.
    Na gut. Meine Eltern heißen Mary und George Warrington, ich bin in einem Kaff in Devon aufgewachsen, in einem kleinen Cottage, an dessen Wänden sich Kletterrosen hochrankten, deren Duft mich ganz schwummrig gemacht hat, wenn ich die Nase ganz nah an die Blüten gebracht und dann tief eingeatmet habe.
    Er befreit seine Hände und lässt sie wieder über meinen Körper gleiten.
    So wie du, wenn du so nackt neben mir liegst …
    Leise stellte Hanna den Pokal auf Steves Schreibtisch zurück. Sie blickte auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. Höchste Zeit, Lilou nach Hause zu bringen.
    Hanna blickte aus dem Küchenfenster in den sternenlosen Nachthimmel. Warum hatte Steve den Schlüssel in seinen Stiefel eingenäht? Was versteckte er vor ihr? Was war so geheim, dass er es in einem Minisafe wegsperren und den Schlüssel in seinem Stiefel einnähen musste? Wir sind wie Fiona und Shrek , hatte er vor der Hochzeit zu ihr gesagt, und sie hatte sofort gewusst, was er damit gemeint hatte. Der Hilfsarbeiter aus England, der sich mit einem Existenzgründerkredit den Traum von der Selbstständigkeit verwirklichte, und die Tochter des

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