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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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die Balkontür verschlossen war, und ging die restlichen Räume der Wohnung ab. Sie musste sich getäuscht haben. Sie waren allein in der Wohnung. Doch Hanna konnte das unbehagliche Gefühl nicht mehr abschütteln, das sie mit dem Schließgeräusch der Tür wie ein Stromschlag getroffen hatte.
    Beschwingt vom Vorlesen und Singen ließ Hanna sich auf das Sofa fallen. Lilou hatte die Bücher so aufmerksam angesehen wie vor dem Atemstillstand, sogar noch aufmerksamer. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Vielleicht würde sie bald wieder sein wie früher. Hanna lehnte sich nach vorne und nahm den Laptop auf die Knie. Auf dem Bildschirm erschien eine Meldung. Eine neue Nachricht. Marten Stein. Der Name sagte ihr nichts. Sie klickte auf die Mitteilung.
    Sehr geehrte Frau Warrington,
    ich habe eben Ihre Vermisstmeldung über Steve Warrington gelesen und möchte mich kurz bei Ihnen vorstellen. Mein Name ist Marten Stein. Ich bin Privatdetektiv und habe schon vielen Menschen geholfen, ihre Freunde und Verwandten wiederzufinden – melden Sie sich, wenn Sie meine Hilfe brauchen.
    Ein Tipp: Erstellen Sie eine Suchseite für Steve bei Facebook und versuchen Sie, Ihre Freunde auf Facebook dazu zu bringen, sie zu verbreiten.
    Beste Grüße
    Marten Stein
    Eine Suchseite bei Facebook. Natürlich! Warum war sie nicht selbst daraufgekommen. Sie las die Nachricht noch einmal, klickte auf »Antworten« und bedankte sich für den Tipp. Dann löschte sie die Nachricht. Wenn sie einen Privatdetektiv engagierte, würde sie kaum den ersten nehmen, der sie ungefragt übers Internet kontaktierte. Sie blickte vom Computer hoch und lauschte nach Spielgeräuschen. Eben war Lilou noch damit beschäftigt gewesen, ihre Lieblingsschublade im Flur auszuräumen. Jetzt herrschte Totenstille. Alarmiert lief Hanna in den Flur. Dort blieb sie erleichtert stehen und schüttelte über sich selbst den Kopf. Lilou untersuchte Steves rechten Arbeitsstiefel mit der Neugier einer Einjährigen. Sie bohrte ihre Finger in das feinmaschige Innenfutter und zog an dem Schnürsenkel, als sei er eine Reißleine. Natürlich war alles in Ordnung. Was hätte sein sollen? Alle Türen waren geschlossen, der Flur kindersicher. Sie musste unbedingt aufhören, ständig so überängstlich zu reagieren. Das war weder für sie noch für Lilou gut.
    Zufrieden betrachtete Hanna zwei Stunden später die Facebook-Seite zu Steves Suche. Als Nächstes musste sie so viele Menschen wie nur möglich auf die Seite locken, um die Verbreitung der Nachricht zu beschleunigen. Sie lehnte sich zurück. Zuerst der Blogeintrag, jetzt die Facebook-Seite, auf die der Blogeintrag verlinkte, ein Anfang war gemacht. Sie warf einen Blick auf Lilou. Hochkonzentriert zupfte sie am Innenfutter von Steves Stiefel. Es war unglaublich. Abgesehen von einer Wickelpause und einem gemeinsamen Ausflug zur Waschmaschine beschäftigte sie sich jetzt seit fast zwei Stunden mit dem Stiefel und brabbelte dabei in einem fort. Einzelne Worte hatte sie unterscheiden können, Mama, Papa und weg, ihr Lieblingswort, doch das meiste blieb unverständlich.
    Das Chatfenster der Facebook-Seite sprang auf, und eine Nachricht von Marten Stein erschien.
    Marten: Hallo, Frau Warrington, ich sehe, Sie haben meinen Vorschlag aufgenommen. Soll ich meine Kontakte auf die Seite aufmerksam machen? Viele von denen haben selbst einmal mit einer Vermisstengeschichte zu tun gehabt, die reagieren ziemlich schnell.
    Hanna runzelte die Stirn. Sollte sie einem Fremden vertrauen? Was bezweckte dieser Stein mit seiner Freundlichkeit? Neugierig klickte sie auf sein Profil und las sich die Informationen durch. Sein Profilbild wirkte sympathisch. Die kurzen blonden Haare standen rebellisch vom Kopf ab, und in seinem Lächeln zeigte sich ein Schalk, als wäre er Indiana Jones’ jüngerer Bruder. Sie überflog einige der Kommentare und Meldungen. Er schien seinen Job als Detektiv sehr ernst zu nehmen, und seine Kunden überhäuften ihn mit Lob und Dank. Hanna überlegte.
    Sein Angebot anzunehmen würde helfen, die Suche schneller zu verbreiten, und sie verpflichtete sich damit zu nichts. Sie platzierte den Cursor in das Chatfenster und tippte.
    Hanna: Vielen Dank. Das wäre sehr freundlich von Ihnen.
    Marten: Gerne. Und falls Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich. Gruß Marten Stein
    Hanna: Versprochen. Gruß Hanna Warrington
    »Mama.« Lilou zupfte Hanna am Bein und streckte die Arme nach ihr aus.
    Hanna zog sie auf ihren Schoß und gab ihr einen Kuss.

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