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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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ins Team aufgenommen. Und seitdem lässt er Steve eigentlich in Ruhe, und das heißt für Steve, dass man mit ihm reden darf und er nicht mehr alleine sitzen muss. Jetzt hockt er noch mehr bei mir rum, und ich pfeif ihn natürlich noch genauso an wie davor. Ich hab schließlich keinen Bock, hier noch den Ruf einer Mutter Teresa zu kriegen. Aber eigentlich hab ich Steve ganz gern in meiner Nähe. Er ist so anders. Ich kann gar nicht richtig sagen, was anders ist, vielleicht ist er nicht so gemein. Nicht dass wir anderen immer gemein sind, aber irgendwie eben schon. Ich bin sicher, wenn ich so geflennt hätte wie er, Steve wäre zu mir gekommen und hätte versucht, mich zu trösten. Und er hätte bestimmt genau die richtigen Worte gefunden. Als Steve damals von seinen Rosen erzählt hat und dem Brunnen, da wollte ich sofort dahin. So hat mich seine Begeisterung angesteckt. Mir fällt erst gar nichts ein, über das ich so erzählen könnte, damit jemand sagt, geil, da will ich hin oder das will ich auch. Und ich bin mir sicher, dass Luke das auch nicht kann. Apropos Luke, ich hab ja geschrieben, der hat sich voll verändert. Vorhin hab ich ihn darauf angesprochen, und er hat nur gelächelt und ist weiter. Das muss man sich mal reinziehen, Luke hat einfach nur gelächelt …

27
    Lilou ist Ihre Enkelin.
    Es war heraus. Warrington blieb stumm und sah sie an.
    Hanna wurde unsicher, sie konnte seinen Blick nicht deuten. Noch nie hatte jemand sie so durchdringend angesehen. Als versuche er zu begreifen, was sie gerade gesagt hatte, und gleichzeitig zu ergründen, ob sie ihn belog.
    Sie standen sich gegenüber wie zwei Sparringspartner vor einem Kampf. Endlose Minuten. Vielleicht waren es auch nur Sekunden, Hanna kam es vor wie eine Ewigkeit. Schließlich senkte er seinen Blick.
    »Stevies Frau?« Seine Stimme war rau.
    »Wir haben Anfang letzten Jahres geheiratet.«
    »Ganz sicher? Steve Warrington? Unser Stevie?«
    Hanna nickte. »Steve Warrington. Wenn Sie George Warrington und Ihre Frau Mary Warrington sind, dann ist mein Mann Ihr Sohn, und ich bin Ihre Schwiegertochter.«
    Wieder veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine zu einem Strich zusammengepressten Lippen lösten sich, ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Unsere Schwiegertochter?« Er streckte ihr seine Hand hin. Überrascht bemerkte Hanna, dass sie zitterte. Er drückte ihre Hand so fest, als wolle er sie nie wieder loslassen, und schüttelte dabei fast unmerklich den Kopf. Wieder verstrichen Sekunden wie Minuten, während Lilous Gewicht kontinuierlich zuzunehmen schien. Schließlich ließ er ihre Hand los. »Komm herein.«
    Hanna legte ihren zweiten Arm um Lilou und drückte sie fest an sich. An seinem zögerlichen Schritt erkannte sie, dass er mindestens so verunsichert war wie sie selbst.
    Sie folgte ihm durch einen dunklen Flur, an dessen weiß getünchten Wänden Landschaftsbilder in schlichten Holzrahmen hingen. Über einer schmalen, dunklen Holzkommode prangte ein großer, halbblinder Spiegel. Steves blutiges Gesicht schoss ihr in den Sinn, und sie senkte den Blick, als sie daran vorbeilief.
    »Lieber, wer war das?«, rief eine Frauenstimme, und Hanna nahm die Ungeduld darin wahr. Warrington sagte nichts. An der dritten Tür bedeutete er ihr stehen zu bleiben und trat über die Schwelle. »Wir haben Besuch, Mary.«
    »Ja? Wer ist es denn?«
    Warrington drehte sich zu ihr um. »Entschuldige, ich habe nicht nach deinem Namen gefragt.«
    »Hanna.«
    Er trat zur Seite und winkte sie ins Wohnzimmer. Hanna sah Steves Mutter und blieb überrascht im Türrahmen stehen. Warrington durchquerte das Zimmer mit schnellen Schritten und stellte sich hinter seine Frau. Eine zierliche Dame in einem geblümten Kleid mit grauen, kurzen Locken und einem schmalen Gesicht. Sie saß aufrecht in einem modernen Rollstuhl und lächelte verwundert.
    »Ich wusste nicht, dass wir Besuch erwarten.« Ihre Stimme war vorwurfsvoll, als hätte sie ihren Mann bei einer Nachlässigkeit ertappt. Warrington legte seine Hände auf ihre Schultern. Es war eine liebevolle Geste, die Hanna berührte. Genau so hätte Steve sich hinter sie gestellt, um zu zeigen, dass sie zusammengehörten, eine Einheit waren, die allen Widrigkeiten trotzen konnte.
    Sie suchte nach Ähnlichkeiten mit Steve. Marys Augen waren ebenso dunkel wie Steves. Auch ihr Mund hatte eine ähnliche Form. Die Oberlippe etwas schmaler als die leicht hervorstehende Unterlippe. Hanna wusste, wenn sie

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