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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Unschlüssig sah Hanna von Mary zu George und ging dann an George vorbei zu Mary, begleitet von einem Kribbeln, als sei ihr Körper durchdrungen von der Energie, die sich wie ein funkensprühender Strahl zwischen den beiden entlud. Mit zitternden Händen setzte sie Lilou auf Marys Schoß, die sie sofort wie ein kleines Baby in ihren Armen zu wiegen begann. Lilou klammerte sich an sie, als befürchte sie, wieder von ihr getrennt zu werden. Mit Befremden betrachtete Hanna die Szene. Was verband Lilou und Mary, wenn Steve nicht ihr Sohn war? Oder log George? Aber warum? Er hatte sich gefreut, von Steve zu hören, und für Mary war die Sonne aufgegangen. Selbst wenn Steve nie wieder auftauchen würde, hätte das Wissen, eine Enkelin zu haben, sie glücklich gemacht.
    Mary lächelte Hanna traurig an. Eine Reihe gerader Zähne blitzte unter ihrer Oberlippe auf. »Erzähl mir deine Geschichte. Ich sehe dir an, dass du kein Spiel mit uns treiben willst.«
    »Aber …«, polterte George. Mary ließ ihn nicht weiterreden.
    »Spar dir deine Worte. Mach uns lieber eine Kanne Tee.« Hanna sah ihr an, dass das Thema damit für sie erledigt war. Murrend verschwand George in einer der Türen, die vom Gang abgingen.
    »Du musst ihn entschuldigen. Er ist manchmal etwas jähzornig, aber eigentlich ist er eine gute Seele.« Mary schmiegte ihre Wange an Lilous Haar. »Schieb mich bitte ins Wohnzimmer zurück, meine Liebe, ich habe keine Hand frei.«
    Hanna versuchte in dem, was sie den Warringtons soeben in Kurzfassung wiedergegeben hatte, einen Sinn zu sehen. Doch wie sie es auch drehte und wendete, es ergab einfach keinen. Ihr Mann hieß Steve Warrington. Seine Eltern Mary und George. Sie selbst hatte die Geburtsurkunde in ihrer Hand gehalten, als sie die Unterlagen fürs Standesamt zusammengestellt hatte. George und Mary und Steve Warrington. Alle drei Namen vermerkt auf dem quadratischen, rötlichen Dokument, das seine Ankunft in dieser Welt bestätigte. Wie betäubt folgte sie Marys und Georges leiser Unterhaltung, ob es in der Gegend weitere Steve Warringtons geben könnte, deren Eltern ebenfalls George und Mary hießen. Eine andere Erklärung gab es nicht. So unwahrscheinlich es sein mochte, so abwegig der Gedanke war, dass zwei Jungen auf denselben Namen getauft wurden, von Eltern, deren Namen ebenfalls übereinstimmten. Außer … Steve hatte sie sogar angelogen, was seinen Namen betraf. Aber warum? Und woher hatte er dann die Geburtsurkunde? Sie trank den letzten Schluck des milchigen Tees, den George ihr in einer mit Rosen verzierten Tasse serviert hatte.
    »Mary und George sind sehr geläufige Namen. Und Steve gibt es ebenso häufig. Von der Warte aus betrachtet, könnte es sogar möglich sein«, sagte George abschließend. Sein Gesicht war noch immer gerötet, sein Blick gesenkt, als könnte er Hanna nicht mehr in die Augen sehen. Hanna war froh darüber, der Schreck über seinen Ausbruch saß ihr noch in den Knochen. Sie fühlte sich unbehaglich in seiner Anwesenheit, war auf der Hut, bereit aufzuspringen und mit Lilou aus dem Cottage zu fliehen, falls George einen weiteren Wutausbruch bekommen sollte. Sie wünschte sich weg von den Warringtons, wünschte, sie könnte die Uhr zurückdrehen, wünschte, sie wäre nie hierhergekommen. Und doch wusste sie beim Anblick von Lilou und Mary, dass sie am richtigen Ort war, dass sie hierbleiben musste, wenn sie Antworten finden wollte.
    Mary half Lilou, etwas Saft aus einem viel zu großen Glas zu trinken. »Wir werden dir helfen, die Eltern von deinem Steve zu finden. Wir wissen, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu vermissen, und wie allein man sich fühlt, wenn man wie nach einer Stecknadel im Heuhaufen nach ihm sucht.« Sie richtete sich an George. »Das machen wir doch, nicht wahr?«
    George grummelte etwas Unverständliches.
    »Ihr bleibt solange bei uns. Wir haben ein Gästezimmer, und von unseren Nachbarn können wir ein Gitterbett leihen. Sandra hat drei Enkel, der Jüngste dürfte etwas älter sein als Lilou, sie ist voll ausgerüstet.« Mary war voller Tatendrang. Auch wenn der Glanz nicht in ihre Augen zurückgekehrt war, so hatte zumindest die Gesichtsfarbe wieder einen gesunden Ton angenommen. Offenbar tat es ihr gut, sich nach der Enttäuschung in eine Aufgabe zu stürzen.
    »Das einzige Mal, als Steve von seinem Zuhause gesprochen hatte, hat er von den Rosenbüschen erzählt, die so gut riechen.« Hanna zeigte mit dem Finger auf das Fenster, an dessen Rand

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