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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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lachte, würde sie ihre obere Zahnreihe zeigen. Und doch konnte sie nicht sagen, dass Steve wie seine Mutter aussah. Sein Gesicht war breiter und kräftiger. Seine Nase dominanter.
    »Mary, das sind …« Er räusperte sich. »Das sind Hanna und Lilou.«
    Mary betrachtete sie neugierig. Warrington machte eine Pause, als suchte er nach den passenden Worten, um seiner Frau die Neuigkeit so schonend wie möglich beizubringen.
    »Wie schön.« Ihr Gesicht spiegelte Ratlosigkeit, als forschte sie in ihrem Gedächtnis nach einer Verknüpfung, mit der sie Hanna und Lilou einer Person zuordnen konnte.
    »Hanna ist … sie … sie ist Stevies Frau.« Er presste die Worte Stevies Frau so hart hervor, dass Hanna es fast nicht verstand, aber Mary schien sofort begriffen zu haben, was ihr Mann sagte.
    »Stevie? Oh mein Gott! Stevie!« Sie griff sich an die Brust, und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als seien alle Sonnen des Universums auf einmal aufgegangen. »George, ist es wirklich wahr? Stevie ist zurück?«
    Ein Surren ertönte, und der Rollstuhl bewegte sich auf Hanna zu. Hanna verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere.
    »Ich habe es immer gewusst.« Mary näherte sich Hanna. George Warrington folgte ihr. »Ich habe nie aufgehört, daran zu glauben. Siehst du, George, ich habe recht gehabt. Stevie lebt. Er ist zurück.«
    Erwartungsvoll blickte sie zur Tür, und Hanna erkannte trotz des Leuchtens in ihren tiefen, dunkelbraunen Augen den Schmerz, den der Verlust ihres Sohnes in ihr verursacht hatte. Was immer passiert sein mochte, Mary war nicht der Auslöser für den Bruch zwischen Steve und seinen Eltern gewesen.
    »Wo ist er denn?«, fragte Mary und reckte den Hals, als versuche sie zu sehen, ob ihr Sohn sich hinter Hanna versteckte. »Stevie?«
    »Ja«, fiel George ein. »Wo, zum Teufel, steckt Stevie?«
    Hanna spürte die Hoffnung und Sehnsucht, die Georges und Marys Körper wie Drahtseile spannte, und wünschte sich mehr als alles andere, dass Steve jetzt hinter ihr auftauchen und seine Mutter in den Arm nehmen würde. Warum nur hatte sie nie darauf bestanden, Kontakt mit seinen Eltern herzustellen? Sie räusperte sich. »Er … Ich … Er ist …«
    Die Veränderung in den Gesichtern des Ehepaars sprach Bände über ihr Verhältnis zu dem verlorenen Sohn: Marys zeigte noch immer freudige Erwartung, die von aufsteigender Sorge überlagert wurde. Georges hingegen wurde von einem dunklen Schatten überzogen, als würde Steves Abwesenheit seine Meinung über ihn nur bestätigen.
    Sie holte tief Luft. »Ich suche ihn. Er ist verschwunden. Ich … ich bin hier, weil … ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe. Ich möchte mehr über ihn erfahren. Ich hatte gehofft, er sei vielleicht hier gewesen.«
    Mary sackte in sich zusammen. Das Leuchten in ihren Augen erlosch ebenso wie das Strahlen, das ihr Gesicht eben noch um Jahre verjüngt hatte. Um ihren Mund erschien ein verbitterter Zug.
    »Verschwunden.« Sie spuckte das Wort aus, als sei es vergiftet. »Oh, wie ich dieses Wort hasse.«
    George presste die Lippen aufeinander, und Hanna wünschte, sie wäre nie hergekommen. Angespannt sah sie von George zu Mary. Nichts, was sie nun sagte, würde die Situation retten können, den Schmerz lindern, den sie Steves Eltern mit ihrem Besuch so sichtbar zufügte. Lilou bäumte sich in ihren Armen auf, und Hanna bemerkte, dass sie ihre Tochter viel zu fest an sich presste. Sie lockerte ihren Griff, spürte Georges und Marys Blicke auf sich, spürte Lilous Ärmchen um ihren Hals, erinnerte sich an ihre Verzweiflung, als sie Lilou für immer verloren geglaubt hatte, und begriff mit einem Schlag, was in ihnen vorgehen musste. Sie musste ihnen alles erklären. Ihren Besuch. Sein Verschwinden. Die Übergriffe auf Lilou. Die Dringlichkeit, endlich zu verstehen, was passiert war, was noch immer passierte, um sie herum, mit ihr, mit Lilou. Sie wechselte Lilou auf den anderen Arm.
    »Er ist vor einem Monat verschwunden. Ich kam von einem Event nach Hause, und er war nicht mehr da. Er sollte auf Lilou aufpassen und …«
    George fiel ihr ins Wort. »So ein …«
    »George!« Marys Ton war schneidend. Ihr Mann verstummte. Mary hatte sich wieder aufgerichtet. Ihr Gesicht war fahl. »Er ist also nicht hier«, flüsterte sie mit gebrochener Stimme.
    Hanna bemerkte das verräterische Zucken von Marys Mundwinkeln und begriff, dass sie um ihre Fassung rang. Sie senkte den Blick. Mary sollte nicht den Eindruck bekommen,

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