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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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sich Rosen hochrankten. »Wenn er nicht euer Sohn ist, woher wusste er davon?«
    »Rosenbüsche?« George lachte kurz auf. »Hast du beim Herfahren mal nachgezählt, wer keine Rosenbüsche im Garten hat?« Er hob die Hand und deutete mit Daumen und Zeigefinger eine Null an. »Pass nur auf, in zwei, drei Tagen wird sich das Rätsel lösen.«
    »Meinst du?« Hanna versuchte nicht die Skepsis in ihrer Stimme zu verstecken. »Darf ich fragen, was mit eurem Sohn ist? Ich finde es so ungeheuerlich, dass er auch weg ist.«
    »Tut mir leid. In diesem Haus wird nicht über Stevie geredet.«
    Hanna zuckte zusammen. Wieder war Georges Stimme angeschwollen, er richtete sich drohend in seinem Sessel auf.
    »George«, versuchte Mary ihn umzustimmen. »Es ist doch nur natürlich, dass Hanna wissen möchte, was mit …«
    »Nein!« George stand auf. »Wir haben eine Abmachung. Hanna und Lilou sind bei uns willkommen, und ich werde sie unterstützen. Aber es wird nicht über Stevie gesprochen.«
    Hannas Blick schweifte zu Lilou. Georges erneuter Ausbruch schien sie nicht zu berühren. Zufrieden saß sie an Marys Seite und spielte mit einem Wollknäuel, wie eine junge Katze, die schon immer zu dieser Familie gehörte. Plötzlich fühlte Hanna sich müde. So müde, als hätte sie tagelang nicht geschlafen. Ihr graute davor, wieder von Pension zu Pension fahren und nach einem Zimmer suchen zu müssen. Ihr graute davor, alleine zu sein mit ihren Gedanken und Zweifeln, und gleichzeitig hielt Georges Wutanfall sie davon ab, das freundliche Angebot anzunehmen. Sie wusste nichts über George und Mary. Nur dass sie einen Sohn hatten, der Steve hieß und nicht auffindbar war. Schließlich löste sie ihren Blick von Lilou.
    »Es ist sehr freundlich, dass ihr uns das Gästezimmer geben wollt, aber ich möchte euch nicht zur Last fallen. Wir werden in eine Pension gehen.«
    »Papperlapapp.« Mary schüttelte missbilligend den Kopf. »Du kannst doch nicht mit deiner Kleinen in irgendeiner abgewirtschafteten Pension übernachten. Und gute Adressen sind um die Zeit längst ausgebucht. Du bist unser Gast.«
    Hanna spürte, dass es sinnlos war, Mary zu widersprechen. Sie beschloss, Lilous Instinkt zu vertrauen: So, wie sie an Mary hing, konnten Mary und George nicht böse sein.
    Die gemütliche Atmosphäre des Wohnzimmers lullte sie ein und machte sie träge. Sie wollte nur noch schlafen.

Donnerstag 16. Juni

28
    Das Bild, das sich Hanna bot, hätte idyllischer nicht sein können. Unermüdlich pulte Lilou Gras und Moos aus den Spalten zwischen den Wegplatten, die in einer geraden Linie von der Garage zum Haus führten. Ihre Beute schenkte sie voll Stolz Mary und wurde jedes Mal von ihr mit großem Lob überschüttet, bevor sie das Unkraut sorgfältig in dem Korb auf ihren Knien verstaute.
    Lilou und Mary.
    Die Vertrautheit der beiden war so natürlich und innig, dass jeder Außenstehende sie für Großmutter und Enkelin gehalten hätte. Es war beinahe ein wenig unheimlich. Als existierte ein unsichtbares Band, das die beiden untrennbar miteinander verknüpfte. Sie hatte versucht, eine Erklärung für diese Vertrautheit zu finden, und sich am Ende mit der Theorie begnügt, dass Lilou Marys sehnlichen Wunsch nach einem Enkelkind spürte und sich instinktiv der Person zuwandte, die bereit war, ihr uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken.
    George stand etwas abseits und stutzte die Kletterrosen, die die gesamte Garagenwand bedeckten. Die Sonne stand schon recht hoch, bald würden Mary und Lilou die Rampe an der Hintertür hochfahren und das Mittagessen zubereiten. Und dann würden sie sich zusammen hinlegen und eine Stunde schlafen, als hätten sie das schon ihr ganzes Leben so gehalten.
    Hanna wusste, sie musste zurück ans Telefon. Ihre Liste weiter abtelefonieren, auch wenn mit jedem Telefonat die Hoffnung geringer wurde, dass Steve ihr wenigstens seinen wahren Namen gesagt hatte, und der Zorn über diese unfassbare Tatsache in gleichem Maße wuchs. Sie löste sich vom Fenster. Das Blumenmeer des Gartens setzte sich in der Einrichtung des Wohnzimmers fort. Teppich, Sofa, Sessel, Vorhänge: Blumenmuster, wohin man blickte. An einer Wand stand ein altmodischer Fernseher auf einer Anrichte mit Walnussfurnier neben einem Gasofen, in dem eine Plastikattrappe ein loderndes Feuer simulierte, an der anderen ein mit blauen Blumen bemalter Holzschrank. Nie würde sie sich ihr eigenes Wohnzimmer so einrichten, dennoch liebte sie diesen Raum, der eine

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