Rachekind: Thriller (German Edition)
Welt, war das gewesen? Wieder Marten? Hatte er ihren Computer manipuliert? Sie bemerkte, wie Lilou an einer Schnur zerrte, die sie wie eine Kette um den Hals gelegt hatte. Sie zog und senkte ihren Kopf und schaffte es schließlich, das Lederband über ihren Kopf zu ziehen. Schwungvoll warf sie Britts Ledersäckchen auf den Boden. »Weg!«
Hanna hob das Säckchen auf. »Nicht auf den Boden werfen. Da geht der Rosenquarz kaputt. Wo hast du das denn wieder gefunden? Ich dachte, wir hätten das Britt zurückgegeben?«
Sie steckte den Talisman in ihre Jackentasche. Britt hatte die ganze Zeit recht gehabt. Sie hatte sie vor Steve gewarnt und vor Marten. »Den müssen wir Britt bringen. Sie sucht ihn sicher schon.«
45
Hanna musste dreimal läuten, bis Britts Schritte sich näherten. Vor der Tür stoppten sie, dann sah Hanna, wie sich der Spion verdunkelte. Schließlich öffnete Britt die Tür.
»Hanna!«, rief sie. »Ich habe gar nicht mit dir gerechnet. Ist was passiert?«
Ihre Haare waren in ein Handtuch gewickelt, im Gesicht klebte eine rissige, grünliche Maske, nur die Augen waren ausgespart und wirkten dadurch größer als sonst.
Hanna konnte nicht antworten. Steves zerstörtes Gesicht drängte sich wieder vor ihre Augen, und sie zwinkerte heftig, um es zu vertreiben. Sie nickte stumm.
Britt trat zur Seite. »Kommt rein.«
Hanna folgte ihr in die Küche. Steves Tisch und Stühle wirkten zu groß in Britts kleiner Küche mit den mädchenhaften Blumendrucken, die in rosa und roten Holzrahmen über die Wand verteilt waren und zu den Tischsets und Handtüchern passten.
»Setz dich. Ich nehm schnell die Maske ab, und du kochst uns einen Tee, ja? Nimm den Jasmintee. Der hat dir letztens so gut geschmeckt.«
Wieder nickte Hanna. Sie stellte Lilou auf den Boden und war erstaunt, dass sie sich an sie klammerte.
»Möchtest du auf meinen Arm?«
»Ja!« Lilou streckte die Arme nach oben. Hanna hob sie wieder hoch, setzte sie auf ihre Hüfte und stellte Teewasser auf. Lilou beobachtete jede Bewegung. Wieder war sie seltsam still. Ihre kleine Faust hatte sich in die weiche Wolle von Hannas Strickjacke gekrallt, und ihre Augen blickten so wachsam, als wüsste sie von einer Gefahr, von der Hanna nichts ahnte. Hanna stupste sie liebevoll an die Nase und wartete, dass sie anfing zu plappern, nach einem Glas Wasser verlangte oder in einen Schrank schauen wollte. Doch sie blieb still. Einzig der Wasserkocher gab ein gurgelndes Geräusch von sich, und aus dem Bad drang das gleichmäßige Rauschen des laufenden Wassers. Hanna öffnete die Oberschränke auf der Suche nach dem Jasmintee. Verwundert schüttelte sie den Kopf über das Chaos.
Gläser, Tassen und Schüsseln standen wild durcheinander, Zucker und Mehl waren bei den Tellern, und der Tee mitten unter den Gewürzen. Bei Steve hätte so etwas auch vorkommen können. Sie würde das nie verstehen, aber Britts Schränke gingen sie nichts an. Sie fand eine Dose grünen Tee mit Jasmin und brühte ihn in einer bauchigen Teekanne auf. Dann stellte sie Kanne und Tassen auf den Tisch, setzte sich mit Lilou an die Stirnseite und studierte die Ratgeber in dem kleinen Wandregal. Es waren Dutzende, und sie alle sahen aus, als wären sie intensiv gelesen worden. Ob Britt wirklich hoffte, durch diese Bücher den Weg zu Glück, Erfolg und einer guten Beziehung zu finden? Vielleicht konnte Hanna sie irgendwann einmal dazu bringen, von der unglücklichen Liebe zu sprechen, wegen der sie von Berlin nach Aachen gezogen war, und endlich mit diesem Kapitel abzuschließen.
Britt betrat die Küche, perfekt geschminkt, die feuchten Haare mit einer Klammer auf dem Kopf zusammengehalten. Sie holte eine Packung Dinkelkekse aus einem Oberschrank und stellte sie vor Lilou hin. »Hier. Für dich, Zuckerspatz!« Dann setzte sie sich an den Tisch und goss sich eine Tasse Tee ein. »Also, leg los …«
»Du glaubst ernsthaft, Steve und Marten stecken unter einer Decke?« Britt drehte die Tasse in ihren Händen. Noch immer hatte sie keinen Schluck von ihrem Tee getrunken.
»Das alles kann doch kein Zufall sein, oder?« Hanna benutzte ihre Hände als Aufzählungszeichen. »Marten spioniert in England Promis aus. Meine Eltern sind Promis. Steve kommt aus England. Ich weiß, dass er mich ausgekundschaftet hat. Er schmeißt sich an mich ran. Ich glaube, Marten und Steve haben sich in England kennengelernt, und Marten hat ihn auf mich aufmerksam gemacht.«
»Okay, aber was wollen sie jetzt von dir?
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