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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und schwang sie heftig. Espe bekam einen verdammten Schreck. Er riss den Schild gerade noch rechtzeitig hoch, aber die Wucht des Schlages warf ihn um, und er landete mit dem Hintern auf dem Boden, der linke Arm war taub. Er schlug hin, verhedderte sich mit seinem Schwert und fügte sich selbst einen kleinen Schnitt über der Augenbraue zu. Er hatte noch Glück, dass er die Spitze nicht ins Auge bekommen hatte.
    Rasch rollte er zur Seite, die Keule krachte dort auf den Boden, wo er eben noch gelegen hatte, und sandte ein paar Steinsplitter in die Luft. Als er sich wieder aufrichtete, fiel Graulock wieder über ihn her und sah aus, als ob er es tödlich ernst meinte. Espe wich mit der Würde eines Katers aus, der in ein Wolfsgehege gefallen ist. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie so etwas abgesprochen hatten. Offenbar wollte der große Kerl den Zuschauern eine Vorstellung bieten, die sie nicht so schnell vergessen würden.
    »Bring ihn um!«, brüllte jemand.
    »Lasst ein bisschen Blut sehen, ihr Idioten!«
    Espe fasste den Griff seines Schwertes etwas fester. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gefühl. Sogar noch schlechter als vorher.
     
    Gewöhnlich wurde Freundlich ruhiger, wenn die Würfel rollten, aber heute war das nicht so. Er hatte ein schlechtes Gefühl. Sogar noch schlechter als vorher. Er sah zu, wie die Würfel rollten, klappernd aneinanderschlugen, sich drehten, und ihr Klackern schien an seiner feuchten Haut zu kratzen, bis sie endlich zur Ruhe kamen.
    »Zwei und vier«, sagte er.
    »Die Zahlen sehen wir selber!«, gab der Mann, der eine Maske in Form einer Mondsichel trug, brüsk zurück. »Die verdammten Würfel sind gegen mich!« Er warf sie wütend zu Freundlich hinüber, und sie schlugen hart auf das polierte Holz.
    Freundlich nahm sie stirnrunzelnd auf und rollte sie sanft zurück. »Fünf und drei. Das Haus gewinnt.«
    »Das scheint es sich zur Gewohnheit zu machen«, knurrte ein anderer mit einer Maske, die wie ein Schiff aussah, und die Freunde der beiden Männer stimmten mit verärgertem Gemurmel zu. Sie waren alle betrunken. Betrunken und dämlich. Das Haus macht es sich immer zur Gewohnheit, zu gewinnen, deswegen veranstaltet es ja überhaupt erst solche Glücksspiele. Aber es war kaum Freundlichs Aufgabe, die Männer darüber aufzuklären. Anderswo im Saal kreischte jemand schrill vor Freude auf, als das Glücksrad seine Zahl anzeigte. Einige Kartenspieler klatschten milde geringschätzig.
    »Scheiß Würfel.« Mondsichel schlürfte einen Schluck Wein aus seinem Glas, während Freundlich sorgsam die Gewinnmarken nahm und sie seinem eigenen, wachsenden Stapel hinzufügte. Das Atmen fiel ihm schwer, die Luft war voller seltsamer Gerüche – Parfüm und Schweiß und Wein und Rauch. Er merkte, dass ihm der Mund offen stand, und er klappte ihn hastig zu.
     
    Der König der Union sah von Monza zu Vitari und zurück – gut aussehend, königlich und äußerst unwillkommen. Monza merkte, dass ihr der Mund offen stand, und sie klappte ihn hastig zu.
    »Ich meine das nicht ungebührlich, aber eine von euch genügt vollkommen, und ich hatte … immer schon eine Schwäche für dunkles Haar.« Er deutete zur Tür. »Ich hoffe, ich beleidige dich nicht, wenn ich dich nun bitte, zu gehen. Ich werde dafür sorgen, dass du bezahlt wirst.«
    »Wie großzügig.« Vitari sah kurz zur Seite, und Monza deutete den Hauch eines Achselzuckens an, während ihr Verstand hin und her zuckte wie ein Frosch in kochendem Wasser und verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser selbst gebauten Falle suchte. Vitari löste sich von der Wand und stolzierte zur Tür. Im Vorbeigehen ließ sie den Handrücken über den Mantel des Königs gleiten. »Verdammt sei meine rothaarige Mutter«, zischte sie und ließ die Tür ins Schloss fallen.
    »Ein äußerst …« Der König räusperte sich. »Ein äußerst angenehmer Raum.«
    »Sie sind leicht zufriedenzustellen.«
    Er lachte prustend. »Da ist meine Frau aber anderer Meinung.«
    »Die wenigsten Frauen haben etwas Gutes über ihre Ehemänner zu sagen. Deswegen kommen sie ja zu uns.«
    »Das verstehst du nicht. Ich habe ihren Segen. Meine Frau erwartet unser drittes Kind, und daher … nun ja, das interessiert dich sicher gar nicht.«
    »Ich werde interessiert erscheinen, egal, was Sie mir erzählen. Dafür werde ich bezahlt.«
    »Natürlich.« Der König rieb sich ein wenig nervös die Hände. »Vielleicht sollten wir etwas trinken.«
    Sie nickte zu dem Schränkchen hinüber.

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