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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verspürt. Gerade dann, wenn er auf den Beginn einer Schlacht gewartet hatte, war er oftmals besonders glücklich gewesen. Wie er dem Aufmarsch der zahllosen Gurkhisen vor Dagoska zugesehen hatte. Oder der Aufstellung des Heeres von Sipani vor der Schlacht von den Inseln. Wie er bei Mondlicht auf sein Pferd geklettert war, als der Feind aus den Mauern von Muris hervorbrach. Gefahr war das, was er am meisten genoss. Dann waren alle Zukunftssorgen wie weggeblasen. Ebenso wie die Erinnerungen an vergangenes Versagen. Nur das herrliche Jetzt war dann zu spüren. Er schloss die Augen und zog die Luft ein, fühlte sie angenehm in seiner Brust kitzeln, hörte das aufgeregte Schwatzen der Gäste. Fast spürte er nicht einmal mehr das Verlangen nach einem Schnaps.
    Er klappte die Augen wieder auf und sah zwei Männer, die durch das Tor kamen, während andere sich beeilten, ihnen Platz zu machen. Seine Hoheit Prinz Ario war in einen scharlachroten Mantel gekleidet. Seidene Manschetten bauschten sich an seinen bestickten Ärmeln auf eine Weise, die deutlich machte, dass er es niemals nötig hatte, selbst nach irgendetwas zu greifen. Ein Büschel verschiedenfarbiger Federn quoll aus der Oberkante seiner goldenen Maske und wedelte wie ein Pfauenschwanz, als er sich wenig beeindruckt umsah.
    »Euer Hoheit!« Cosca zog den Hut und verbeugte sich tief. »Ihre Anwesenheit ehrt uns wahrlich,
wahrlich
sehr.«
    »In der Tat«, bemerkte Ario. »Ebenso wie die Anwesenheit meines Bruders.« Er deutete mit einer schlaffen Handbewegung auf den Mann neben sich, der ganz und gar in makelloses Weiß gekleidet war, eine Maske in der Form einer halbrunden, goldenen Sonnenhälfte trug, und der, wie Cosca dachte, etwas nervös und zögerlich wirkte. Es war ganz ohne Zweifel Foscar, auch wenn er sich einen Bart hatte wachsen lassen, der ihm außerordentlich gut stand. »Nicht zu vergessen unser gemeinsamer Freund, Meister Sulfur.«
    »Leider kann ich nicht bleiben.« Ein unauffälliger Mann war hinter die beiden Brüder getreten. Er hatte lockiges Haar, trug einen schlichten Anzug und hatte ein schwaches Lächeln aufgesetzt. »Es ist noch so viel zu tun. Nie hat man seine Ruhe, nicht wahr?« Er grinste Cosca an. Aus den Löchern seiner Maske blickten zwei verschiedenfarbige Augen: eins blau, eins grün. »Ich muss heute noch zurück nach Talins und mit Ihrem Vater reden. Wir können den Gurkhisen nicht derart freie Hand lassen.«
    »Natürlich nicht. Verdammt seien diese gurkhisischen Dreckskerle. Gute Reise, Sulfur.« Ario neigte ein klein wenig den Kopf.
    »Gute Reise«, knurrte Foscar, als Sulfur sich dem Tor zuwandte.
    Cosca schwang sich den Hut wieder auf den Kopf. »Nun, Sie beide sind als Ehrengäste natürlich mehr als willkommen! Bitte genießen Sie die Unterhaltung! Ihnen steht alles zu Ihrer freien Verfügung!« Er kam näher und grinste ein wenig hintergründig. »Das obere Geschoss ist für Sie und für Ihren Bruder reserviert. Euer Hoheit werden, da bin ich überzeugt, in der Königssuite eine ganz besonders unterhaltsame Überraschung vorfinden.«
    »Da hast du es, Bruder. Wollen wir doch mal sehen, ob wir dich nicht doch irgendwie von deinen Sorgen ablenken können.« Ario sah mit verärgertem Gesicht zur Musikgruppe. »Grundgütiger Himmel, hat diese Frau keine bessere Musik auftreiben können?«
    Die allmählich dichter werdende Menge teilte sich, um die Brüder durchzulassen. Einige herablassend dreinblickende Edelmänner folgten in ihrem Kielwasser, ebenso wie vier von den grimmigen Kerlen mit Degen und Rüstung. Cosca sah ihren glänzenden Rückenpanzern stirnrunzelnd nach, als sie in den Spielsaal gingen.
    Nicomo Cosca fühlte keine Angst, das stand fest. Aber ein gewisses Maß an nüchterner Besorgnis angesichts all dieser gut bewaffneten Männer erschien angebracht. Monza hatte ihnen immerhin eingeschärft, stets den Überblick zu behalten. Er tänzelte zum Eingang und tippte einem der Wächter, die davor standen, auf den Arm. »Keine weiteren Besucher mehr heute Abend. Wir sind voll.« Er schloss das Tor vor der Nase des überraschten Mannes, drehte den Schlüssel im Schloss und schob ihn in seine Westentasche. Prinz Arios Freund, Meister Sulfur, würde die Ehre haben, der Letzte gewesen zu sein, der an diesem Abend durch das Tor trat.
    Mit ausgestrecktem Arm gab er der Musikgruppe ein Zeichen. »Etwas Lebhafteres, Jungs, spielt uns mal so richtig auf! Wir sollen die Leute doch unterhalten!«
    Morveer kniete zusammengekauert

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