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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Er gab ihr einen kleinen Klaps mit der Hand. »Kann die Dinger nicht leiden.«
    »Ich auch nicht.« Sie zog sie aus, und es kitzelte an ihren Unterarmen. Ario starrte ihre Rechte an. Sie hielt sie sich vor die Augen und sah sie blinzelnd an. Eine lange rosafarbene Narbe lief über den Unterarm, und die Hand war eine verdrehte Klaue, mit zerquetschter Handfläche und verkrüppelten Fingern, von denen der kleinste sich stur abspreizte.
    »Ah.« Das hatte sie ganz vergessen.
    »Eine verkrüppelte Hand.« Ario robbte rücklings interessiert über das Bett auf sie zu, und sein Schwanz und auch die Federn seiner Maske wedelten durch seine Hüftbewegungen von einer Seite zur anderen. »Wie ausgesprochen … exotisch.«
    »Nicht wahr?« Die Erinnerung an Gobbas Stiefel, der darauf niederfuhr, blitzte in ihrem Kopf auf und tauchte sie mit einem Schlag in kaltes Bewusstsein. Sie spürte, dass sie lächelte. »Das hier brauchen wir nicht.« Sie nahm die Federn und zog ihm die Maske vom Gesicht, warf sie in eine Ecke.
    Ario grinste sie an. Um die Augen zeigten sich dort, wo die Maske gesessen hatte, kleine rosa Druckstellen. Sie merkte, wie das warme Glühen der Droge sie verließ, als sie ihm ins Gesicht blickte. Wieder sah sie, wie er ihren Bruder in den Hals stach, ihn von der Terrasse stieß und sich darüber beschwerte, dass er sich geritzt hatte. Und nun lag er vor ihr. Orsos Erbe.
    »Wie unhöflich.« Er richtete sich auf dem Bett auf. »Ich muss dir eine Lektion erteilen.«
    »Vielleicht bin ich es auch, die die Lektion erteilt.«
    Jetzt kam er näher, so nahe, dass sie seinen Schweiß riechen konnte. »Wie kühn, mir gegenüber solche Worte zu gebrauchen. Sehr kühn.« Er ließ einen Finger über ihren Arm streifen. »Nur wenige Frauen sind so kühn.« Noch näher kam er, und seine andere Hand glitt in den Schlitz ihres Kleides, ihren Schenkel hinauf, griff an ihre Hinterbacken. »Beinahe habe ich das Gefühl, als würde ich dich kennen.«
    Monza legte die versehrte Hand auf den Rand ihrer Maske, als Ario sie weiter an sich heranzog. »Mich kennen?« Die andere ließ sie sanft hinter den Rücken gleiten, bis sie den Griff eines Messers spürte. »Natürlich kennst du mich.«
    Mit einem Ruck riss sie sich die Maske herunter. Arios Lächeln verharrte noch einen Augenblick, während seine Augen über ihr Gesicht glitten. Dann riss er sie entsetzt auf.
    »Hilfe …!«
     
    »Hundert Waag auf den nächsten Wurf!«, brüllte Mondsichel und hielt die Würfel hoch. Im Raum wurde es still, als die Anwesenden sich neugierig umwandten.
    »Hundert Waag.« Freundlich bedeutete das nichts. Nichts davon war sein Geld, und ohnehin interessierte ihn Geld höchstens dann, wenn es gezählt wurde. Verluste und Gewinne waren dabei genau dasselbe.
    Mondsichel ließ die Würfel in der Hand klappern. »Kommt schon, ihr Scheißer!« Mit kühner Geste warf er sie rollend und klickernd über den Tisch.
    »Fünf und sechs.«
    »Ha!« Mondsichels Freunde jubelten, lachten, klopften ihm auf die Schulter, als ob er damit, dass er eben diese Zahlen und keine anderen gewürfelt hatte, irgendeine besondere Leistung gezeigt hatte.
    Der eine mit der Maske, die wie ein Schiff aussah, warf die Arme in die Luft. »Jetzt aber!«
    Der mit der Fuchsmaske machte eine obszöne Handbewegung.
    Die Kerzen schienen unangenehm hell geworden zu sein. Zu hell zum Zählen. Im Saal war es sehr warm, eng und voll. Freundlichs Hemd klebte ihm am Körper, als er die Würfel aufnahm und sie sanft selbst rollen ließ. Am Tisch zog man hart die Luft ein. »Fünf und sechs. Das Haus gewinnt.« Die Leute vergessen oft, dass ein Ergebnis beim Würfeln genauso wahrscheinlich ist wie ein beliebiges anderes – genau dasselbe eingeschlossen. Daher war es für ihn keine so große Überraschung, dass Mondsichel völlig die Fassung verlor.
    »Du betrügerisches Arschloch!«
    Freundlich runzelte die Stirn. In der Sicherheit hätte er einen Mann, der so etwas zu ihm sagte, aufgeschlitzt. Das hätte er auch tun müssen, damit andere wussten, dass sie so etwas bei ihm gar nicht erst versuchen durften. Er hätte auf den anderen eingestochen und nicht aufgehört. Aber sie waren jetzt nicht in der Sicherheit, sie waren draußen. Überblick behalten, hatte man ihm gesagt. Er bemühte sich, den warmen Griff seines Beils zu vergessen, der sich an seine Hüfte schmiegte. Überblick. Er zuckte die Achseln. »Fünf und sechs. Die Würfel lügen nicht.«
    Mondsichel packte Freundlichs Handgelenk, als

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