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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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aus dem Spielsaal war es auf dem Hof nun still. Espe starrte auf Graulocks Leiche und auf das Blut, das aus der eingedellten Maske blubberte. Seine Wut war plötzlich verraucht, und nun fühlte er die Schmerzen in seinem Arm, den kalten Schweiß, der auf seiner Kopfhaut prickelte, und eine gesunde Portion aufkeimendes Entsetzen.
    »Wieso passieren solche Sachen immer mir?«
    »Weil du ein böser, böser Mensch bist«, sagte Cosca, der ihm über die Schulter sah.
    Espe fühlte, wie ein Schatten über sein Gesicht glitt. Er sah gerade hoch, als ein nackter Körper mit dem Kopf voran in den Kreis krachte und die Umstehenden, die ihn mit aufgerissenen Mündern anstarrten, mit Blut bespritzte.

WAHRE UNTERHALTUNG
    Dann plötzlich brach großes Durcheinander aus.
    »Der König!«, kreischte jemand ohne irgendeinen verständlichen Grund. Auf dem blutbespritzten Platz, der zuvor den Schildkreis dargestellt hatte, drängten sich von überall her taumelnde Menschen, die davonzurennen versuchten. Sie alle brüllten, heulten, kreischten. Männerstimmen und Frauenstimmen, ein Lärm, von dem die Toten taub geworden wären. Ein paar Leute schoben sich gegen Espes Schild, und er schubste sie reflexartig zurück, so dass sie über Graulocks Leiche fielen.
    »Es ist Ario!«
    »Mord!« Ein Gast zog seinen Degen, und einer der Musiker trat seelenruhig vor und schlug ihm mit einem knappen Schlag seines Streithammers den Schädel entzwei.
    Noch mehr Schreie. Stahl sang und knirschte. Espe sah, wie eine der gurkhisischen Tänzerinnen einem Mann den Bauch mit einem Krummdolch aufschlitzte, wie jener nach seinem Degen zu fassen versuchte, während er Blut spuckte und den Mann hinter sich ins Bein stach. Glas splitterte, und ein Gast flog mit schlaffen Gliedern aus einem der Fenster des Spielsaals. Panik und Irrsinn breiteten sich aus wie Feuer auf einem trockenen Feld.
    Einer der Gaukler jonglierte mit Messern, und fliegendes Metall schoss klappernd über den Hof, schlug in Fleisch und Holz, für Feinde ebenso tödlich wie für Freunde, jemand hielt Espe an seinem Schwertarm fest, und er versetzte dem Kerl einen Schlag mit dem Ellenbogen gegen den Kopf, hob dann das Schwert gegen ihn und erkannte im letzten Augenblick, dass es Morc, der Flötenspieler, war, dem Blut aus der Nase lief. Ein lautes Krachen ertönte, und durch das Gedränge schimmerte ein orangefarbenes Leuchten hindurch. Das Geschrei wurde noch etwas lauter und klang wie ein verrückter Chor.
    »Feuer!«
    »Wasser!«
    »Aus dem Weg!«
    »Der Gaukler! Holt den …«
    »Hilfe! Hilfe!«
    »Ritter der Wacht, zu mir! Zu mir!«
    »Wo ist der Prinz? Wo ist Ario?«
    »Hilfe, hierher!«
    »Zurück!«, schrie Cosca.
    »Hä?«, rief ihm Espe zu, der sich nicht sicher war, wer hier wem etwas zubrüllte. Ein Messer schoss in der Dunkelheit an ihnen vorüber und fiel klappernd in die schiebende Menge.
    »Zurück!« Cosca wich einem Degenstreich aus, holte mit seinem Stock aus, der plötzlich eine lange, dünne Klinge freigab, und durchbohrte einem Mann mit einem schnellen Stoß den Hals. Er schlug noch nach jemand anderem, traf aber nicht und erwischte beinahe Espe, der sich an ihm vorbeidrängen wollte. Einer von Arios Edelmännern, dessen Maske an ein Vierseits-Brett erinnerte, hieb mit seinem Säbel nach Cosca, aber Gurpi tauchte hinter ihm auf und schlug dem Mann seine Laute über den Kopf. Der hölzerne Korpus zersplitterte, und die darin verborgene Axtklinge spaltete ihm die Schulter bis zur Brust, dann krachte sein zerschmetterter Körper aufs Pflaster.
    Wieder wallte ein Flammenstoß auf, Menschen wichen aus, schubsten und drängten wild nach vorn, und eine Welle erfasste die Menge. Plötzlich teilte sie sich, und der Unglaubliche Ronco kam direkt auf Espe zu, von weißem Feuer umhüllt wie ein Teufel, der geradewegs der Hölle entkommen war. Espe taumelte zurück und wehrte Ronco mit seinem Schild ab. Der Feuerspucker krachte gegen eine Mauer, prallte davon ab und gegen die nächste, verteilte Kleckse flüssigen Feuers, und die Leute wichen hastig zurück und stachen völlig willkürlich um sich. Die Flammen erfassten das trockene Efeu, knisterten erst, dann brüllten sie auf, sprangen die hölzerne Wand empor und tauchten den tobenden Innenhof in wildes, flackerndes Licht. Ein Fenster ging zu Bruch. Die verschlossenen Tore rasselten, während die Menschen sich daran festkrallten und schreiend verlangten, hinausgelassen zu werden. Espe erstickte die Flammen an seinem Schild, indem

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