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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ließ. Espe hastete tiefer ins Dunkel, und sein Herz klopfte schwer wie ein Hammer an die Innenseite seines Kopfes. »Cosca?« Nichts außer Rauch und Dunkelheit und ein wenig flackerndem Licht durch das Feuer vor den Fenstern und den flackernden Lampen auf den Tischen. Er verhedderte sich in einem Vorhang, riss ihn herunter und zerfetzte dabei den Stoff, der oben an einer Stange festgemacht gewesen war. Der Rauch biss in seiner Kehle. Der Rauch vom Spreu im Raum, der Rauch vom Feuer draußen. Er wurde immer stärker. Die Luft war geschwängert davon.
    Espe konnte Stimmen hören. Links von ihm ertönten Krachen und Schreie, als stürme ein Bulle durch das brennende Gebäude. »Meine Würfel! Meine Würfel! Ihr Arschlöcher!«
    »Hilfe!«
    »Oben! Der König! Oben!«
    »Hole doch endlich jemand Hilfe!«
    Ein Mann schlug mit etwas Schwerem gegen eine Tür, und Espe hörte, wie Holz unter den Schlägen erzitterte. Eine Gestalt baute sich vor ihm auf. »Entschuldigung, könntest du …« Er versetzte ihr einen Schlag mit dem Schild ins Gesicht und warf sie um, stolperte dann vorbei, von der vagen Vorstellung erfüllt, sich zur Treppe vorzuarbeiten. Monza war oben. Im obersten Stock. Er hörte, wie hinter ihm die Tür aufgebrochen wurde und Licht durch den braunen Rauch fiel; zuckende Körper drängten in den Rauchersaal, und ihre Klingen schimmerten in der Düsternis. Einer von ihnen deutete auf ihn. »Da! Da ist er!«
    Espe erwischte mit der Schwertspitze eine Lampe und schleuderte sie weg, aber sie verfehlte den vordersten Mann und krachte gegen die Wand, zerbrach und ließ brennendes Öl auf einen Vorhang regnen. Die Menschen rannten davon, und einer, dessen Arm Feuer gefangen hatte, schrie. Espe lief in die andere Richtung, weiter ins Gebäude hinein, und stürzte beinahe über Kissen und Tischchen, die sich ihm in der Dunkelheit in den Weg stellten. Er fühlte eine Hand nach seinem Knöchel greifen und schlug mit dem Schwert danach. Unsicher stolperte er durch die dichter werdenden Schatten zu einer Tür, unter deren Rahmen ein kleiner Lichtstreifen zu sehen war, und stieß sie mit der Schulter auf, überzeugt, jeden Augenblick einen Degen im Rücken zu fühlen.
    Vor ihm lag eine Wendeltreppe, die er nun, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinaufsprang. Er keuchte vor Anstrengung und seine Beine brannten, als er das Stockwerk erreichte, wo die Gäste unterhalten wurden. Oder wo sie fickten, je nachdem, wie man die Sache betrachten wollte. Ein vertäfelter Korridor führte von der Treppe weg, und ein Mann stürmte gerade heraus, als Espe die oberste Stufe erreicht hatte. Sie stießen beinahe zusammen und starrten gegenseitig ihre Masken an. Es war einer dieser Drecksäcke mit den polierten Brustpanzern. Er packte Espe mit der freien Hand an der Schulter, zeigte die Zähne, hob den Degen und wollte zustechen, aber bevor er richtig ausholen konnte, stieß er unversehens mit dem Ellenbogen hinter sich gegen die Wand.
    Espe versetzte ihm aus Reflex eine Kopfnuss und fühlte, wie er mit seiner Stirn dem anderen die Nase brach. Für das Schwert war es hier zu eng. Also versetzte Espe ihm einen Schlag mit dem Schild gegen die Hüfte, rammte ihm das Knie in die Nüsse, bis er aufjaulte, drehte ihn dann herum und warf ihn die Treppe hinunter, wo er sich ein paarmal überschlug und schließlich scheppernd um die Ecke rollte. Espe lief weiter nach oben, gönnte sich keine Pause, um Atem zu holen, und fing an zu husten.
    Hinter sich hörte er neuerliches Gebrüll und Krachen. »Der König! Beschützt den König!« Jetzt nahm er nur noch eine Stufe zurzeit, und das Schwert schmerzte in seiner Hand, der Schild hing von seinem schlaffen Arm. Er fragte sich, wer noch am Leben sein mochte. Die Frau, die er im Hof getötet hatte, kam ihm in den Sinn, die Hand, die er in der Tür zerquetscht hatte. Oben angekommen, stolperte er in den Flur und wedelte mit dem Schild vor sich her, um den Rauch zu vertreiben.
    Hier lagen Leichen, schwarze Gestalten, ausgestreckt unter den großen Fenstern. Vielleicht war sie tot. Jeder von ihnen konnte tot sein. Alle. Er hörte ein Husten. Qualm sammelte sich unter der Decke und quoll unter den Türstürzen hindurch in den Flur. Er kniff die Augen zusammen. Eine Frau, zusammengekrümmt, die nackten Arme vor sich ausgestreckt, das schwarze Haar hing glatt und strähnig herunter.
    Monza.
    Er rannte auf sie zu, versuchte die Luft anzuhalten und sich unterhalb des Qualms zu ihr durchzuschlagen. Dann

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