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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schaft federte sanft vor und zurück. Schenkt riss ihn aus seiner Flugbahn und schlug ihn sauber in den Schädel eines Mannes, dessen Gesicht sich geradezu zusammenfaltete, während Fleisch aus der aufgeplatzten Haut quoll. Schenkt ergriff ihn unterhalb des Kinns und schleuderte seinen Leichnam mit einer kleinen Bewegung seines Handgelenks durch den Raum. Er krachte gegen den Flachbogenschützen, die beiden Toten verbanden sich miteinander, schleuderten knochenlos gegen die Wand und hinaus in die Gasse, wobei sie ein ausgefranstes Loch in den geborstenen Balken hinter sich zurückließen.
    Der Türsteher hatte seinen Streitkolben erhoben und den Mund geöffnet, und die Luft fuhr zischend hinein, bereit, zu wütendem Gebrüll zu werden. Schenkt sprang über die Überbleibsel des Tisches und schlug ihm mit der Rückseite seiner Hand gegen den Oberkörper, zertrümmerte ihm den Brustkorb und versetzte ihn in eine kreiselnde Bewegung, dass er sich wie ein Korkenzieher verdrehte und der Streithammer aus seiner leblosen Hand fiel. Dann trat Schenkt vor und fing Sajaams Münze aus der Luft, die sich nun nach unten bewegte, und Metall klatschte in seine Handfläche.
    Er atmete aus, und die Zeit floss weiter.
    Die letzten Leichen stürzten zu Boden. Gipsbrocken fielen herab, blieben liegen. Der linke Stiefel des Tätowierten klapperte auf die Dielen, sein Bein zuckte, als er starb. Einer der anderen stöhnte, allerdings nicht lange. Die letzten Blutspritzer regneten sanft aus der Luft, bestäubten die Glassplitter, Holzsplitter und Leichenteile. Eines der Kissen war aufgeplatzt, und die Federn stoben in einer weißen Wolke auf.
    Schenkts Faust bebte vor Sajaams schlaffem Gesicht. Dampf stieg zwischen den Fingern auf, dann tröpfelte geschmolzenes Gold hervor und rann schimmernd über seinen Unterarm. Er öffnete die Hand und zeigte Sajaam die Innenfläche, die mit schwarzem Blut beschmiert und mit geschmolzenem Metall überzogen war.
    »Weder Kopf noch Zahl.«
    »Fff … fff … fff …« Der Stotterer saß noch immer auf seinem Platz, vor dem sich der Tisch zusammengefaltet hatte, umklammerte die Karten mit einer verkrampften Hand, und alles an ihm war mit Blut besudelt und bespritzt.
    »Du da«, sagte Schenkt. »Stotterer. Du darfst am Leben bleiben.«
    »Fff … fff …«
    »Du allein wirst verschont. Raus, bevor ich es mir anders überlege.«
    Der brabbelnde Bettler ließ die Karten fallen, rannte winselnd zur Tür und verschwand. Schenkt sah ihm nach. Es war eine gute Tat, auch nur einen Einzigen zu verschonen.
    Als er sich wieder umwandte, schwang Sajaam einen Stuhl über seinem Kopf. Er zerbarst an Schenkts Schulter, und die Bruchstücke sprangen über den Boden und klapperten davon. Es war eine sinnlose Geste; Schenkt fühlte es kaum. Mit der Handkante schlug er gegen den dicken Arm seines Gegners, zerbrach ihn wie einen toten Zweig, dann wirbelte er ihn herum und ließ ihn wieder und wieder über den Boden rollen.
    Schenkt ging ihm nach, und seine ausgetretenen Arbeitsstiefel machten nicht das geringste Geräusch, als sie die Lücken zwischen den Trümmern suchten. Sajaam hustete, schüttelte den Kopf, wollte sich auf dem Rücken liegend davonwinden, gurgelte durch die zusammengebissen Zähne und zog dabei seine Hand im falschen Winkel nach. Die Fersen seiner bestickten gurkhisischen Pantoffeln schlugen auf den Boden und hinterließen kleine Abdrücke in der Trümmerlandschaft aus Blut, Staub, Federn und Splittern, die sich wie Herbstlaub auf dem Waldboden über dem ganzen Raum ausgebreitet hatte.
    »Ein Mann verschläft den größten Teil seines Lebens, selbst wenn er wach ist. Man hat so wenig Zeit, dennoch verschwendet man sie auf viele unbedeutende Dinge. Man ist wütend, enttäuscht oder auf bedeutungslose Nichtigkeiten konzentriert. Diese Schublade schließt nicht bündig mit der Vorderseite meines Schreibtisches ab. Welche Karten hält mein Gegenspieler in der Hand, wie viel Geld könnte ich ihm abnehmen, wenn ich gewänne. Ich wünschte, ich wäre größer. Was werde ich heute essen, ich mag ja keine Pastinaken.« Schenkt schubste eine übel zugerichtete Leiche mit der Stiefelspitze aus dem Weg. »Augenblicke wie diese sind nötig, damit wir zu uns kommen, die Augen von der Erde lösen und zum Himmel richten und unsere Aufmerksamkeit der Gegenwart zuwenden. Nun begreifst du, wie kostbar jeder Augenblick ist. Das ist mein Geschenk an dich.«
    Sajaam hatte die rückwärtige Wand erreicht und zog sich

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