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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wissen ja nicht, wie lange es dauern wird, bevor Ihr Freund Ganmark hier aufkreuzt.«
    Also sollte sie weiterhin leben. Jedenfalls für den Augenblick. Monza nahm eine Leutnantsjacke aus dem Sack, zog sie über ihr Hemd und begann sie zuzuknöpfen. Langrier sah ihr eine Minute lang zu, dann sprudelte sie hervor:
    »Ich wollte nur noch sagen … solange es noch geht. Nun ja. Dass ich Sie immer bewundert habe, irgendwie jedenfalls.«
    Monza starrte sie an. »Was?«
    »Eine Frau. Eine Soldatin. Dass Sie so weit nach oben gekommen sind. Dass Sie so vieles erreicht haben. Sie standen zwar nicht auf unserer Seite, aber Sie waren immer eine Art Heldin für …«
    »Glauben Sie, das interessiert mich einen Scheiß?« Monza wusste nicht, was ihr mehr Übelkeit bereitete. Eine Heldin genannt zu werden oder es aus diesem Mund zu hören.
    »Sie können es mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe. Eine Frau von Ihrem Ruf, ich dachte, Sie würden in einer solchen Situation einfach härter sein …«
    »Haben Sie schon mal zugesehen, wie jemandem das Auge ausgebrannt wurde, und gedacht, Sie kämen als Nächstes dran?«
    Langriers Kiefer mahlten. »Kann nicht behaupten, die Sache schon mal von der Seite betrachtet zu haben.«
    »Dann sollten Sie es ausprobieren, um herauszufinden, wie viel härter Sie dann vielleicht sind.« Monza zog sich ein Paar gestohlene Stiefel an, die nicht einmal so schlecht passten.
    »Hier.« Langrier hielt ihr Bennas Ring hin; der große Stein schimmerte in der Farbe von Blut. »Stand mir sowieso nicht.«
    Monza riss ihn ihr aus der Hand und schob ihn sich wieder auf den Finger. »Was? Glauben Sie etwa, wenn Sie mir zurückgeben, was Sie mir gestohlen haben, dann wären wir quitt?«
    »Hören Sie, mir tut es leid um das Auge Ihres Gefolgsmanns und alles, aber es war nicht gegen Sie persönlich gerichtet, verstehen Sie? Da ist jemand, der eine Bedrohung für meine Stadt sein könnte, da muss ich herausfinden, was passiert. Mir gefällt das auch nicht, aber es muss eben erledigt werden. Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten nicht schon Schlimmeres getan. Ich erwarte ja nicht, dass wir irgendwann zusammen lachen werden. Aber während wir diese Aufgabe gemeinsam erledigen müssen, sollten wir diese Sache hinter uns lassen.«
    Monza schwieg, während sie sich ankleidete. Es stimmte. Sie hatte tatsächlich schon Schlimmeres getan. Oder tun lassen, was nicht besser war. Der Brustpanzer, den sie nun anlegte, hatte sicher einmal einem schlanken jungen Offizier gehört und passte ihr recht gut. Sie zog die letzten Riemen zu. »Ich brauche etwas, um Ganmark zu töten.«
    »Wenn wir im Garten sind, können Sie eine Klinge haben, aber nicht …«
    Monza sah, wie sich eine Hand um den Griff von Langriers Dolch schloss. Die Soldatin fuhr überrascht herum. »Was …« Die Spitze drang vorn wieder aus ihrem Hals. Espes Gesicht ragte neben ihrem Kopf auf, weiß und ausgemergelt, auf einer Seite mit Verband bedeckt, der an jener Stelle, wo einmal sein Auge gewesen war, einen blassrosa Fleck aufwies. Sein linker Arm schob sich von hinten um Langriers Brust und zog sie eng an sich. So eng, als seien sie Liebende.
    »Es ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet.« Beinahe küsste er ihr Ohr, als Blut von der Klinge des Messers tropfte und in einer dicken, schwarzen Linie über ihren Hals rann. »Sie nehmen mir mein Auge, da muss ich Ihnen das Leben nehmen.« Sie öffnete den Mund, die Zunge quoll heraus, Blut sickerte von ihrer Spitze und lief ihr über das Kinn. »Das gefällt mir auch nicht.« Ihr Gesicht lief violett an, und sie verdrehte die Augen. »Aber es musste nun einmal erledigt werden.« Sie trat mit den Beinen, und die Stiefelabsätze schlugen auf den Dielenboden, als er sie in die Luft hob. »Tut mir leid, das mit Ihrem Hals.« Die Klinge vollführte einen seitlichen Schnitt und riss ihr weit die Kehle auf. Schwarzes Blut spritzte auf das Bettzeug und schoss in einem weiten Bogen gegen die Wand.
    Espe ließ Langrier fallen, und sie brach mit dem Gesicht nach unten zusammen, als hätten sich ihre Knochen in Schlamm verwandelt. Ein neuerlicher Blutschwall spritzte zur Seite. Ihre Stiefel bewegten sich, die Spitzen zuckten. Ein paar Nägel schrammten über den Boden. Espe zog tief die Luft durch die Nase ein und stieß sie dann wieder aus, und er sah Monza an und lächelte. Es war ein freundliches Grinsen, als hätten sie sich gerade einen kleinen Witz erzählt, den Langrier nicht kapiert

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