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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verabscheuenswerte, schlecht bezahlte Gewalttat verübte. »Wie konnte es nur … so enden?«
    »Sie haben Orsos giftigen Ehrgeiz und Murcattos gnadenlose Kompetenz unterschätzt. Aber Sie sollten sich deswegen nicht schlecht fühlen. Das haben wir alle getan.«
    Saliers Augen schweiften zur Seite. »Die Frage war rhetorisch gemeint. Aber Sie haben natürlich recht. Offenkundig habe ich mich des Hochmuts schuldig gemacht, und die Strafe wird sehr hart ausfallen. Es wird mich alles kosten, was ich besitze. Aber wer hätte gedacht, dass eine junge Frau einen unwahrscheinlichen Sieg nach dem anderen erringen würde? Wie habe ich gelacht, Cosca, als Sie dieses Luder zu Ihrer Stellvertreterin machten. Wie haben wir alle gelacht, als Orso ihr den Befehl übergab. Wir hatten bereits unsere Siegesfeiern geplant und seine Ländereien unter uns aufgeteilt. Aus unserem Lachen ist jetzt ein lautes Wehklagen geworden, nicht wahr?«
    »Ich habe festgestellt, dass Lachen sich häufig dazu verwandelt.«
    »Das heißt vermutlich, dass sie ein sehr guter Feldherr ist und ich ein sehr schlechter bin. Aber ich wollte auch niemals Soldat sein, und ich wäre als schlichter Großherzog vollauf zufrieden gewesen.«
    »Und nun sind Sie nichts mehr, so wie ich. So ist das Leben.«
    »Zeit für einen letzten Auftritt bleibt uns allerdings noch.«
    »Uns beiden.«
    Der Herzog erwiderte Coscas Grinsen. »Zwei sterbende Schwäne, was, Cosca?«
    »Zwei zähe alte Truthähne vielleicht. Wieso fliehen Sie nicht, Euer Exzellenz?«
    »Ich muss zugeben, das habe ich mich auch schon gefragt. Stolz, vermute ich. Ich habe mein ganzes Leben als Großherzog von Visserine verbracht und bestehe darauf, als Großherzog zu sterben. Ich weigere mich schlicht und einfach, nur noch der dicke Meister Salier, früher einmal ein bedeutender Mann, zu sein.«
    »Stolz, was? Kann nicht behaupten, davon jemals allzu viel gehabt zu haben.«
    »Wieso fliehen Sie dann nicht, Cosca?«
    »Ich denke …« Wieso floh er nicht? Der alte Meister Cosca, früher einmal ein bedeutender Mann, der stets den letzten Gedanken auf die Rettung seiner eigenen Haut verwendete? Närrische Liebe? Verrückte Tapferkeit? Alte Schulden, die es zu begleichen galt? Oder suchte er den Gnadentod, um sich weitere Erniedrigungen zu ersparen? »Aber sehen Sie doch nur!« Er deutete zum Tor. »Kaum denkt man an sie, da erscheint sie auch schon.«
    Sie trug eine talinesische Uniform, hatte sich das Haar unter den Helm gestopft und das Kinn entschlossen vorgestreckt. Wie ein ernsthafter junger Offizier, der sich morgens noch frisch rasiert hatte und wild entschlossen war, sich mannhaft ins Kriegsgetümmel zu werfen. Hätte Cosca es nicht gewusst, er wäre nie darauf gekommen. Vielleicht merkte man es ein kleines bisschen an ihrer Art zu gehen? An der Art, wie sie die Hüften bewegte und ihren schlanken Hals? Da war es wieder, das Ding mit der Frau in Männerkleidung. Mussten sie ihn denn so quälen?
    »Monza!«, rief er. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, du würdest es nicht schaffen!«
    »Und dich allein und ruhmreich sterben lassen?« Espe tauchte hinter ihr auf, ausgestattet mit Brustpanzer, Beinschienen und Helm, die zuvor einem großen Toten nahe der Bresche gehört hatten. Der Verband über der blinden Augenhöhle starrte ihm anklagend entgegen. »Nach dem, was ich hörte, sind sie schon vor den Toren des Palastes.«
    »So schnell?« Salier fuhr sich mit der Zunge über die dicken Lippen. »Wo ist Hauptmann Langrier?«
    »Sie ist abgehauen. Offenbar war der Ruhm dann doch nicht so verlockend.«
    »Gibt es denn heute keine Treue mehr in Styrien?«
    »Die gab es doch früher auch nie.« Cosca warf den Calvez in seiner Scheide zu Monza hinüber, die ihn geschickt auffing. »Es sei denn, Sie denken an die alte Maxime, die da lautet: Jeder ist sich selbst der Nächste. Gibt es irgendeinen Plan, davon einmal abgesehen, dass wir hier auf Ganmarks Besuch warten?«
    »Day!« Monza deutete auf die schmaleren Fenster im oberen Stockwerk. »Ich möchte, dass du nach dort oben gehst. Lass das Fallgitter herunter, sobald wir Ganmark in der Zange haben. Oder sobald er uns in der Zange hat.«
    Die junge Frau wirkte höchst erleichtert, dass sie zumindest für kurze Zeit der unmittelbaren Gefahr entfliehen konnte, obwohl Cosca befürchtete, dass dies wirklich nur für einen Augenblick der Fall sein würde. »Sobald die Falle zugeschnappt ist. In Ordnung.« Sie lief zu einem der Eingänge hinüber.
    »Wir warten

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