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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hier. Wenn Ganmark auftaucht, sagen wir ihm, wir hätten Großherzog Salier festgenommen. Wir bringen Seine Exzellenz nahe an ihn heran, und dann … Ihnen ist klar, dass wir heute vielleicht alle sterben werden?«
    Der Herzog lächelte schwach, und seine Hängebacken zitterten. »Ich bin kein Kämpfer, Generalin Murcatto, aber ich bin auch kein Feigling. Wenn ich sterben muss, dann will ich zumindest noch einmal aus meinem Grab spucken.«
    »Das könnte ich nicht besser sagen«, nickte Monza.
    »Oh, und ich auch nicht«, warf Cosca ein. »Obwohl ein Grab ein Grab ist, Spucke hin oder her. Du bist dir sicher, dass er kommen wird?«
    »Er wird kommen.«
    »Und wenn er das tut?«
    »Töten wir ihn«, knurrte Espe. Jemand hatte ihm einen Schild und eine schwer beschlagene Axt mit einem langen Stachel auf der Rückseite gegeben, und er unternahm nun brutal aussehende, schwere Übungsschläge damit.
    Monzas Hals bewegte sich, als sie schluckte. »Ich denke, wir warten ab, was passiert.«
    »Ah, abwarten, was passiert.« Cosca strahlte. »Ein Plan, ganz nach meinem Geschmack.«
     
    Ein Krachen war aus dem Palast zu hören, weit entferntes Rufen und vielleicht auch das leise Klappern und Scheppern von Stahl auf Stahl. Monza bewegte die linke Hand nervös um den Griff des Calvez, der an ihrer Seite hing.
    »Haben Sie das gehört?« Saliers weiches Gesicht neben ihr war bleich wie Butter. Seine Wächter, die sich über den Garten verteilt hatten und an ihren geliehenen Waffen herumfingerten, sahen kaum weniger begeistert aus. Aber das war ja nun einmal so, wenn es darum ging, dem Tod gegenüberzutreten, wie Benna so oft gesagt hatte. Je näher der Augenblick rückt, desto schlechter erscheint einem diese Idee. Espe sah nicht so aus, als ob er irgendwelche Bedenken hätte. Vielleicht hatte ihm das heiße Eisen alle Zweifel ausgebrannt. Cosca wirkte ebenso entschlossen, und sein glückliches Grinsen wurde mit jedem Augenblick breiter. Freundlich saß im Schneidersitz da und ließ die Würfel über das Pflaster rollen.
    Er sah sie an, und sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer. »Fünf und vier.«
    »Ist das gut?«
    Er zuckte die Achseln. »Es ergibt neun.« Monza hob die Brauen. Eine seltsame Gruppe hatte sie um sich geschart, das stand fest, aber wenn man einen halb verrückten Plan hat, dann braucht man mindestens halb verrückte Leute, um ihn durchzuziehen.
    Leute, die bei vollem Verstand waren, würden sich vielleicht versucht fühlen, eine bessere Idee zu suchen.
    Noch ein Krachen, gefolgt von einem dünnen Schrei, der diesmal nicht mehr ganz so weit entfernt klang. Ganmarks Soldaten, die sich durch den Palast kämpften und auf den Garten in seiner Mitte zuhielten. Monza versuchte, still stehen zu bleiben, und hielt die Augen fest auf den offenen Durchgang vor sich gerichtet, auf den Korridor mit den Gemälden, der dahinter lag, und auf jenen Eingang, der in die übrigen Bereiche des Palastes führte. Es war der einzige Weg hier hinein.
    Ein behelmter Kopf spähte seitlich am Torbogen vorbei. Eine Gestalt in voller Rüstung folgte. Ein talinesischer Korporal, Degen und Schild kampfbereit erhoben. Monza beobachtete, wie er vorsichtig unter dem Fallgitter hindurch und über die Marmorfliesen schlich. Er trat ins Sonnenlicht und sah sie misstrauisch an.
    »Korporal!«, rief Cosca fröhlich.
    »Hauptmann.« Der Mann richtete sich auf und senkte die Spitze seines Degens. Weitere Männer folgten ihm. Gut bewaffnete talinesische Soldaten, wachsame und bärtige Altgediente trampelten mit gezückten Waffen durch die Galerie. Sie wirkten zunächst überrascht, Leute von der eigenen Truppe im Garten vorzufinden, waren aber nicht unglücklich darüber. »Ist er das?«, fragte der Korporal und deutete auf Salier.
    »Das ist er«, sagte Cosca und erwiderte sein Grinsen.
    »Guck mal einer an. Ein fettes Schwein, was?«
    »Das ist er, keine Frage.«
    Weitere Soldaten kamen nun in den Hof, und ihnen folgte ein Grüppchen Stabsoffiziere in makellosen Uniformen und hübschen Degen, aber ohne Rüstungen. Ihnen voran schritt ein Mann, der befehlsgewohnte Unangreifbarkeit ausstrahlte, mit weichem Gesicht und traurigen, wässrigen Augen.
    Ganmark.
    Monza hätte durchaus grimmige Zufriedenheit darüber empfinden können, dass sie seine Handlungsweise so präzise vorausberechnet hatte, aber der Hass, der angesichts seines Anblicks in ihr aufwallte, wischte das völlig weg. Ein langer Degen hing an seiner linken Seite, ein kurzer an seiner

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