Racheklingen
uh.« Schlurp, kratz, wumm, sie schnauften und spuckten einander ins Gesicht, sie stieß ein abgehacktes Stöhnen aus und er ein kreischendes Grunzen, und Vitaris Knurren mischte sich in ihren hallenden, tierischen Lärm. Ganz ähnliche Geräusche, wie sie vielleicht gemacht hätten, wenn sie sich gefickt statt bekämpft hätten. Kratz, wumm, schlurp. »Uh, ah, uh.«
»Das reicht«, zischte Vitari. »Er ist erledigt.«
»Uh.« Sie ließ das Messer klappernd auf den Holzboden fallen. Ihr Arm war bis zum Ellenbogen unter ihrem Mantel klebrig nass, die behandschuhte Hand zu einer brennenden Klaue verkrampft. Sie wandte sich zur Tür, kniff die brennenden Augen gegen die Helligkeit zusammen, stieg mühsam über den Leichnam eines osprianischen Soldaten hinweg und trat durch das geborstene Holz, das noch im Türrahmen hing.
Ein Mann, dem Blut über die Wange lief, grapschte nach ihr, riss sie beinahe mit sich, als er fiel, und beschmierte ihren Mantel mit seinem Körpersaft. Ein Söldner wurde von hinten niedergestochen, während er gerade vom Hof aus ins Haus zu dringen versuchte, schlug um sich und fiel vornüber. Dann wurde der osprianische Soldat, der ihn mit seinem Speer durchbohrt hatte, von einem Pferdehuf am Kopf getroffen, sein Stahlhelm flog davon, und er kippte zur Seite wie ein gefällter Baum. Männer und Reittiere kämpften überall – ein tödlicher Sturm trampelnder Stiefel, Hufe, klappernden Metalls, geschwungener Waffen und fliegenden Drecks.
Keine zehn Schritte von ihr entfernt sah sie durch die Menge wogender Körper den Getreuen Carpi auf seinem großen Streitross, und er brüllte wie ein Verrückter. Er hatte sich nicht sehr verändert – dasselbe breite, ehrliche, vernarbte Gesicht. Die kahle Platte, der dicke weiße Schnauzbart und die weißen Stoppeln auf Kinn und Wangen. Er hatte sich einen schimmernden Brustpanzer besorgt und einen langen roten Mantel, der einem Grafen besser gestanden hätte als einem Söldner. Ein Flachbogenbolzen steckte in seiner Schulter, und sein rechter Arm hing nutzlos herab, während der andere mit einem schweren Degen auf das Haus zeigte.
Seltsam war, dass zunächst ein Gefühl von Wärme in ihr aufwallte, als sie ihn sah. Der glückliche Stich, den man fühlt, wenn man das Gesicht eines Freundes in der Menge entdeckt. Der Getreue Carpi, der fünf Angriffe für sie angeführt hatte. Der bei jedem Wetter für sie gekämpft und sie niemals im Stich gelassen hatte. Der Getreue Carpi, dem sie ihr Leben anvertraut hätte. Dem sie ihr Leben anvertraut hatte, damit er es für Coscas alten Stuhl billig verkaufen konnte. Der ihr Leben verkauft hatte, und das ihres Bruders ebenfalls.
Die Wärme hielt nicht lange an. Der leichte Schwindel verschwand gleichzeitig und hinterließ eine Prise Zorn, die in ihren Eingeweiden brannte und einen stechenden Schmerz durch ihren Kopf schickte, dort, wo die Münzen ihren Schädel zusammenhielten.
Die Söldner konnten bitter entschlossene Kämpfer sein, wenn sie keine andere Wahl hatten, aber sie plünderten lieber, als zu kämpfen, und sie waren von der ersten Salve bereits stark geschwächt und von dem Auftauchen der Soldaten, mit denen sie überhaupt nicht gerechnet hatten, erschüttert. Sie sahen Speeren entgegen, Feinden in den Gebäuden, Bogenschützen in den Fenstern und auf dem flachen Dach des Stalls, die nach Belieben nach unten schossen. Ein Reiter kreischte, als man ihn aus dem Sattel riss, sein Speer rutschte ihm aus der Hand und fiel klappernd vor Monzas Füße.
Einige seiner Kameraden wendeten die Pferde und spornten sie zur Flucht an. Einer kam bis zur Koppel. Der andere wurde heulend mit einem Degen aus dem Sattel geholt, wobei sein Fuß sich im Steigbügel verfing und er ein Tänzchen über Kopf aufführte, während sein Pferd mit den Hufen schlug. Der Getreue Carpi war kein Feigling, aber man kämpft nicht dreißig Jahre lang als Söldner, ohne schließlich zu wissen, wann man besser Fersengeld gibt. Er wendete sein Pferd und hieb einen osprianischen Soldaten nieder, der mit aufklaffendem Schädel zu Boden stürzte. Dann verschwand er um die Ecke des Bauernhauses.
Monza umklammerte den heruntergefallenen Speer mit der behandschuhten Hand, packte die Zügel des reiterlosen Pferdes mit der anderen und zog sich in den Sattel. Das plötzliche, bittere Bedürfnis, Carpi zu töten, brachte etwas von der alten Energie in ihre bleiernen Beine. Sie lenkte das Pferd zu der kleinen Trockensteinmauer und schlug ihm die Fersen
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